BACCARA EXKLUSIV Band 61
sein Blick verriet ihr, dass auch er diese gewisse innere Leere verspürte.
„Danke.“ Plötzlich wirkte er ruhig und gelassen. Er startete den Wagen und fuhr sie zurück.
Elizabeth beschwor sich, sich zu entspannen. Sie konnte sich genauso cool geben. Sie konnte einen klaren Kopf behalten …
Als Ben vor ihrer Praxis hielt, bedankte sie sich für die Lunchpause.
„Gern geschehen.“ Als sie ausstieg, küsste er sie zum Abschied auf die Wange. „Ach, Moment noch.“ Er griff hinter seinen Sitz und holte eine kleine weiße Schachtel mit goldener Schleife hervor. „Um dich daran zu erinnern, was du mir in den Kopf gesetzt hast.“
„Ben, das kann ich nicht annehmen.“
„Es ist nichts Großartiges. Stell es einfach auf deinen Schreibtisch, und freu dich daran.“
Einen Augenblick lang war Elizabeth unschlüssig, dann bedankte sie sich strahlend.
„Keine Ursache. Dann also bis Freitag.“
Kurz darauf in ihrem Büro hatte sie das Gefühl, eine ganze Woche weg gewesen zu sein, statt nur eine knappe Stunde. Und sie wünschte, Ben wäre bei ihr, damit er sie küsste, streichelte, sie zum Lachen brachte. Sie war in Hochstimmung. Elizabeth dämmerte, dass Ben die Mittagspause mit ihr verbracht hatte, damit sie sich seiner als Mann voll bewusst wurde – falls sie etwa noch nicht bemerkt hatte, wie sexy und sinnlich er war. Und er hatte sein Ziel erreicht. Ehe sie ihn kennenlernte, hatte ein Teil von ihr sozusagen Winterschlaf gehalten. Er hatte sie aus ihrem ruhigen Leben gerissen und sie ihre feminine Seite wiederentdecken lassen.
Elizabeth öffnete die kleine Schachtel. Sie enthielt ein weißes, mit einem Korken verschlossenes Keramiktöpfchen. Es war mit Veilchen bemalt und auf zwei Seiten mit dem Wort „Hoffnungen“ beschriftet. Sie entfernte den Stöpsel und fand einen zusammengefalteten Zettel in dem Töpfchen. Darauf stand fein säuberlich geschrieben: „Ich hoffe, bis zum Wiedersehen mit Elizabeth am Freitagabend warten zu können.“
Sie brach in Gelächter aus. Es war einfach phänomenal, wie dieser Mann es immer wieder schaffte, ihre Abwehr zu durchbrechen.
Sie stellte den kleinen Keramiktopf mitten auf ihren Schreibtisch.
Während der nächsten Sitzung mit einem Patienten dachte sie wieder und wieder daran, wie Ben zärtlich ihre Hand gehalten hatte, während sie zurückgelehnt in das Blätterdach der Bäume sah. Sie durchlebte den prickelnden Moment, als er den Kopf senkte, um ihren Mund zu erobern. Es war ein hinreißender, erregender, lustvoller Kuss gewesen, den sie am liebsten nie beendet hätte. Obwohl ihr bewusst war, dass Ben nicht mehr von dieser Beziehung wollte als Spaß und Vergnügen, so war ihr das auf einmal egal. Hauptsache, sie war bei ihm.
Warum sollte sie nicht einfach ihr Zusammensein genießen?
Kurz vor Feierabend lehnte Elizabeth mit gerunzelter Stirn am Schreibtisch ihrer Partnerin. Sie hatte sich gerade Einzelheiten aus Marinas letzter Sitzung mit Barbie angehört. Das Mädchen schien inzwischen etwas besser mit seinen Problemen zurechtzukommen.
Marina klappte die vor ihr liegende Akte zu. „Im Übrigen hat Barbie beschlossen, den Schwangerschaftskurs zu besuchen, den ihr Schulbezirk anbietet. Ich habe ihr geraten, mit ihrer Entscheidung, ob sie das Baby zur Adoption freigibt oder nicht, noch eine Weile zu warten. Dabei habe ich ihr versichert, dass nichts Unehrenhaftes daran ist, sein Kind von einem kinderlosen Paar großziehen zu lassen.“
„Demnach ist sie noch völlig unentschlossen?“
„Ja. Aber, wie gesagt, diese Entscheidung muss ja nicht sofort getroffen werden.“
„Richtig.“ Elizabeth dachte einen Moment nach. „Hat sie ihren Vater erwähnt?“
„Natürlich. Sie scheint ihn mittlerweile etwas realistischer zu sehen als bei unserem ersten Gespräch. Aber sie ist eben nicht mehr ganz so in Panik. Langsam merkt sie, dass ihre Schwangerschaft nicht der Weltuntergang ist, wie sie das anfangs befürchtete.“
„Und sie ist nicht mehr ganz so verschlossen, oder?“
Marina lächelte. „Stimmt. Aber sie will immer noch nicht über den Vater ihres Babys reden. Ich bin mir ziemlich sicher, sie träumt davon, von diesem Burschen ‚errettet‘ zu werden und mit ihm in den Sonnenuntergang zu reiten.“
„Meinst du?“
„Ich fürchte, Barbie glaubt noch an Märchen. Vermutlich weil sie keine Mutter mehr hat, die ihr durch den Beziehungsdschungel der Pubertät hilft.“
„Und ihre Großmutter lebt ihr eigenes Leben und wohnt auch zu weit weg, um
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