BACCARA EXKLUSIV, BAND 64
langen Schlange von Gläubigern.
Mit den offiziellen Dokumenten in der Hand saß Lucy ihm verdattert an ihrem Schreibtisch gegenüber. Sie entschuldigte sich wieder und wieder und versprach, Tom den Scheck ausstellen zu lassen, sobald er von der Jagd zurück war.
Dann eröffnete Mr. Hogan ihr etwas, was ihr den Atem verschlug.
„Ich spreche jetzt als alter Freund deines Vaters, Lucy“, sagte er. „Na ja, ehemaliger Freund. Es gibt eine Menge Leute, die es leid sind, mit Summerhill Geschäfte zu machen. Ihr macht besser ganz schnell Klarschiff. Jemand schnüffelt hier herum. Die Leute wissen nicht, ob es jemand vom Finanzamt ist oder ein Konkursverwalter. Könnte auch ein Privatdetektiv sein. Ich persönlich wünsche dir nichts Böses, zumindest nicht, wenn ich mein Geld bekomme. Aber andere würden zu gern reden. Ausstehende Zahlungen, zurückgehaltene Gehälter, hohe Schulden. Pass auf, wer hinter dir steht, sage ich da nur.“
Sobald er weg war, brach Lucy in Tränen aus. Gütiger Himmel, sie war so dumm, so naiv gewesen zu glauben, sie könnte helfen, die Lodge zu betreiben. Ohne sie würden alle sehr viel besser dastehen.
Sie ahnte Schlimmes. Irgendetwas ging hier vor, wovon sie keine Ahnung hatte. Und Tom hielt sie offenbar für zu unerfahren in Geschäftsdingen, um seine Probleme mit ihr zu besprechen.
Warum war sie bloß zurückgekommen? Sie war hier nie willkommen gewesen.
Es läutete erneut. Wer war das? Hastig putzte sie sich die Nase und wischte sich auf dem Weg zur Haustür die Augen. Ethan Rae stand vor ihrer Tür. „Morgen.“
Viel zu überrascht, um zu protestieren, wich sie zurück, und er trat ein. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. „Was kann ich für dich tun?“ Sie eilte ihm nach und wäre fast gegen ihn gelaufen, weil er stehen geblieben war.
Ethan ließ sie an sich vorbei. „Hier wohnst du also.“
Sie ging in ihr kleines Büro voraus. Er folgte ihr und ließ dabei den Blick interessiert durch ihr Wohnzimmer schweifen.
„Ist das ein McCahon?“ Er zeigte auf ein Gemälde in der Essecke, das von einem bekannten neuseeländischen Maler stammte. „Das muss ziemlich wertvoll sein.“
„Ein Geschenk meines Vaters zu meinem einundzwanzigsten Geburtstag.“ Ihr Vater hatte ihr teure Geschenke gemacht, um sie auf Distanz zu halten. Wie dieses Apartment, das er ihr gekauft hatte, kaum dass sie die Schule beendet hatte – es hatte sie von Summerhill fern- und ihm vom Hals gehalten.
Lucy setzte sich an ihren Schreibtisch und deckte die Gerichtsdokumente zu. Nach dem Schock, den ihr der Fleischlieferant versetzt hatte, war Ethan die letzte Person, die sie sehen wollte.
Er reagierte nicht, als sie ihm Platz anbot. Merkte er, wie aufgebracht sie war? Leider spiegelten sich auf ihrem Gesicht immer alle ihre Emotionen wider. Ethan sah unglaublich gut aus in seiner schwarzen Hose und dem cremefarbenen Hemd. Es fiel ihr schwer, sich daran zu erinnern, dass sie wütend auf ihn war.
„Kann ich dir irgendwie behilflich sein?“ Sie konzentrierte sich auf eine Stelle an der Wand hinter ihm.
„Verbring den Tag mit mir.“
Kein Zögern. Einfach so.
„Was?“ Sie suchte seinen Blick.
„Das gehört doch zu deinem Job, nicht wahr? Gäste unterhalten.“
„Äh … heute?“ Ihre Stimme klang belegt.
„Ja, heute. Was ist los, Lucy?“
Wenn er anfängt, nett zu mir zu sein, fange ich gleich zu heulen an, dachte sie in Panik. Vergiss den stressigen Vormittag und sei vorsichtig. Sie durfte sich nichts von ihrem Gespräch mit Mr. Hogan anmerken lassen. Zögernd räusperte sie sich. „Ich kann heute nicht. Du hättest mir eine kleine Vorwarnung geben sollen.“
Ethan setzte sich auf die Schreibtischkante, und sie bemühte sich, nicht fasziniert auf seine schlanken Schenkel zu starren.
„Was machst du?“
„Bitte?“
„Heute. Verabredungen? Gäste, die am Flughafen warten? Hübsche zweibeinige Trophäen, die unterhalten werden wollen?“
Diese Bemerkung traf sie mitten ins Herz. Er war derjenige, der eine hübsche zweibeinige Trophäe unterhielt. Sollte sie beiläufig fragen: Übrigens, seit wann bist du schon mit Juliette liiert?
Lucy holte tief Atem und wünschte, er würde verschwinden. Wünschte, sie brächte es fertig, ihm eine klare Absage zu erteilen. Vor allem konnte sie es sich nicht leisten, ihren Kummer zu zeigen. Wenn er von den finanziellen Problemen erfuhr, in denen Summerhill steckte, dann würde auch Magnus davon erfahren, und Tom würde durchdrehen.
Sie hielt den
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