BACCARA EXKLUSIV Band 67: DEIN SINNLICHSTES VERSPRECHEN / MIT DIR EIN LEBEN LANG / JEDEN TAG EIN BISSCHEN MEHR / (German Edition)
Ereignis, wie sie es noch nie miterlebt hatte.
Fasziniert schaute sie hinüber. Die Kuh lag keuchend auf der Seite und wirkte mehr als erschöpft.
„Ist sie in Ordnung?“, fragte Hannah und hatte das Gefühl, die Anstrengung wäre für das Tier zu viel gewesen.
„Pst!“, machte Ty und umschloss ihre Hand. „Sieh mal.“
Hannah beobachtete unsicher die Kuh, und schließlich, gerade als sie darauf bestehen wollte, dass sie den beiden helfen sollten, hob das Kalb den Kopf. Es versuchte sich auf seinen wackeligen Beinen aufzurichten. Die Kuh wandte sich ruckartig um und musterte ihr Neugeborenes mit großen Augen.
Das Kalb bemühte sich erneut, einen festen Stand zu bekommen. Die Kuh ermunterte es mit einem heiseren Laut, eine mütterliche Zuwendung, so alt wie die Zeit. Dann sprang sie selbst auf und wandte sich zu dem Neugeborenen um.
Aus einem unerfindlichen Grund füllten sich Hannahs Augen mit Tränen, als sie sah, wie die Mutter das Kleine trockenleckte. Und als das Kalb es endlich schaffte, zitternd und nass auf den Beinen zu stehen, rann ihr eine Träne über die Wange.
„Alles in Ordnung?“, fragte Ty leise.
„Ja.“ Hannah wischte sich die Träne weg und kam sich albern vor. „Entschuldige, ich bin sonst nicht so …“
Wie war sie sonst nicht? Hier, in einer Scheune mit einem neugeborenen Kalb und einem Mann, in dessen Nähe sie unzählige verbotene Empfindungen verspürte, wie sollte sie da sein? „So dumm.“
Ein Lächeln huschte um seine Lippen. „Es ist schon eigenartig“, sagte er und wandte sich der Kuh und ihrem Erstgeborenen zu. „Gleichgültig, wie oft ich es sehe, immer kommt es mir vor wie ein Wunder.“
„Es erscheint zuerst nicht so, als wäre es etwas Schönes“, meinte Hannah. „Und doch …“ Die Kuh senkte erneut den Kopf und leckte ihr Kleines noch einmal mit der langen rauen Zunge ab. „Jetzt, wo ich es sehe …“
„Du hast so etwas noch nie gesehen?“
Seine Frage kam unerwartet für sie. Im ersten Moment hatte sie vergessen, dass er sie eingestellt hatte, damit sie sich um die Tiere kümmerte. Sie sollte Erfahrung darin haben. Aber die Wahrheit war so offensichtlich, und ihre Gründe, sie vor ihm zu verbergen, schienen ihr auf einmal lächerlich.
„Noch nie“, gab sie zu.
Im ersten Moment herrschte Schweigen. Dann beugte Tyrel sich vor, nahm sie in die Arme und küsste sie.
„Danke“, flüsterte er.
„Wofür?“
„Für die Wahrheit“, erwiderte er und küsste sie erneut.
Heftige Empfindungen durchfluteten Hannah, und sie erschauerte.
„Wir gehen besser ins Haus. Dir ist kalt.“
Nein, das war es nicht. Hannah hatte sich verliebt und spürte das Verlangen und die aufkeimende Sehnsucht. Aber darüber sprach sie nicht, als er ihr aufhalf. Schweigend kehrten sie zum Haus zurück. Der Schnee knirschte unter ihren Füßen. Tyrel hatte einen Arm um ihre Schultern gelegt, und Hannah hatte das Gefühl, wie auf Wolken zu schweben.
Im Haus zog sie ihre Handschuhe aus und hantierte an dem Reißverschluss der Jacke. Ihr war wohl doch kalt, denn ihre Finger wollten ihr nicht gehorchen. Ty griff nach ihren Händen, blies seinen warmen Atem dazwischen und rieb sie sacht.
Ihre Blicke begegneten sich. Der Kuss war unvermeidlich und vielversprechend. Aber dann war er vorbei, und Ty öffnete selbst den Reißverschluss ihrer Jacke. Rasch hatten sie sich ihrer warmen Jacken entledigt. Ty führte Hannah in die Küche, wo er sie drängte, sich zu setzen. Er trat an den Kühlschrank, goss Milch in einen Topf, erhitzte sie und gab Kakaopulver dazu. Dann füllte er zwei Tassen damit.
„Hier.“ Er drückte ihr die Tasse in die Hände. „Das wärmt. Möchtest du Marshmallows dazu?“
„Der Overall muss mir noch passen“, erinnerte sie ihn.
„Klar doch!“ Er lächelte und ließ zwei Marshmallows in ihren Kakao fallen. „Wenn du noch dünner wärst, würden wir dich draußen an einem Pfahl als Vogelscheuche befestigen.“
„Ich fühle mich eher wie eine Hexe“, entgegnete sie und schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
Ty war überrascht, dass eine Frau wie sie sich unzulänglich fühlte. Nur mühsam vermochte er den Blick von ihr zu nehmen und sich mit seinem Kakao an den Tisch zu setzen. „Wie ist das, Hannah, gibt es jemanden, der auf dich wartet?“ Eine leichte Spannung bemächtigte sich seiner.
Sie starrte in ihre Tasse. „Ich habe nur … einen Vater.“
Einen Moment lang herrschte Schweigen. „Eigentlich habe ich eine genauere Antwort
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