BACCARA EXKLUSIV Band 67: DEIN SINNLICHSTES VERSPRECHEN / MIT DIR EIN LEBEN LANG / JEDEN TAG EIN BISSCHEN MEHR / (German Edition)
ja jetzt ein Kind hast, für das du verantwortlich bist. Aber ich erinnere mich noch genau, wie glücklich es dich gemacht hat, auf der Bühne zu stehen. Und du hast wirklich Talent. Du hättest dich einfach nur mehr schonen müssen. Natürlich war mir früher immer etwas mulmig dabei, dich so spät in der Nacht erst nach Hause kommen zu hören …“ Sie bückte sich, um den Löffel wieder aufzuheben, den Jodie auf den Boden geworfen hatte. „Aber jetzt bist du erwachsen, und ich glaube nicht, dass ich befürchten muss, dir könnte das Gleiche passieren wie deiner Mutter.“
Was Emma wirklich bedrückte, wenn ihre Nichte ganze Nächte lang in Bars und Diskotheken sang, darüber hatten sie nie gesprochen. Erst sehr spät hatte Kirby begriffen, worüber sie sich Sorgen machte.
„Alkohol wird für mich nie ein Thema sein“, beruhigte sie ihre Tante. „Ich habe viel zu viel gesehen, um nicht immun dagegen zu werden.“
„Du warst doch noch so jung damals.“
„Aber alt genug.“ Kirby setzte das zappelnde Kind auf den Boden. „Bitte lass die Teller stehen, Emma, ich räume schon ab. Geh und setz dich auf die Veranda, ohne deinen Schürhaken. Ich glaube nicht, dass Carl Tannon vor Montag zurückkommt.“
„Hat er das gesagt?“
„Nein, aber er weiß, dass mein Anwalt am Wochenende nicht in der Stadt ist. Es wäre sinnlos, in der Zwischenzeit etwas zu unternehmen. Und der Typ für eine gewaltsame Entführung ist er sicher nicht.“
„Du sprichst von einem Mann, der um halb sechs morgens an deine Tür getrommelt und dich aus dem Schlaf gerissen hat“, wandte Emma ein.
„Ja, aber als er später wiederkam, hat er einen anderen Eindruck gemacht. Er schien mir ruhiger, irgendwie … ich weiß nicht.“
Sie erinnerte sich daran, wie sacht er ihr Gesicht in seine Hand genommen hatte, kurz bevor er ging, und dass sein Blick in manchen Momenten durchaus voller Mitgefühl war. Er war vielleicht kein schlechter Mensch, und möglicherweise lag ihm wirklich etwas an Jodie. Aber wenn es so war, warum war Shannon nicht bei ihm geblieben? Irgendetwas an der Sache ergab keinen Sinn.
Es war halb sieben, als Kirby sich auf den Weg zur Arbeit machte. An den Samstagabenden wirkte die Stadt ganz anders als während der Woche. Die Menschen in den Autos waren entspannt und schicker gekleidet als an einem Arbeitstag, und vor jeder roten Ampel steckten die Pärchen die Köpfe zusammen, schäkerten und knutschten. Nur bei Kirby saß nie jemand im Wagen, und wie immer in solchen Momenten fühlte sie sich schrecklich einsam.
Sie drehte das Radio leiser und hing ihren Gedanken nach, Gedanken die, ob sie es wollte oder nicht, unaufhörlich um Carl Tannon kreisten. Sie selbst hatte nur einen flüchtigen Eindruck von ihm und war kaum in der Lage, seinen Charakter zu ergründen. Aber Shannon? Hatte sie seine guten Seiten nicht erkannt und hatte ihn grundlos verlassen? Oder war sie verschwunden, weil sie herausgefunden hatte, dass er doch nicht so ein guter Mann war, wie sie anfangs geglaubt hatte? Hatte sie ihn überhaupt geliebt?
Rein äußerlich mussten die beiden ein Traumpaar abgegeben haben, er, dieser große, breitschultrige, attraktive Mann, und sie, die langbeinige Schönheit. Und diese beiden schönen Menschen hatten ein wunderschönes Baby.
Zuweilen befiel Kirby noch immer dieser alte, kindische Neid auf die Halbschwester, der eigentlich unbegründet und wahrscheinlich nichts weiter als ein Ventil für die Verzweiflung war, die sie früher oft empfunden hatte. Shannons Mutter war zwar keine Trinkerin, aber liebevoll war sie dennoch nicht gewesen. Und obwohl sie es war, die bei dem gemeinsamen Vater lebte, hatte sie doch nur wenig Wärme und Geborgenheit erfahren. Kirby hatte ihre Tante und ihren Onkel gehabt. Shannon war eigentlich immer allein gewesen. Es gab keinen Grund, eifersüchtig zu sein.
Vielleicht quälte sie nur das Bewusstsein, dass Jodie nicht ihr eigen Fleisch und Blut war. Wäre Carl Tannon nicht aufgetaucht, um sie schmerzlich daran zu erinnern, sie hätte es selbst längst vergessen. Warum zermarterte sie sich das Hirn wegen seiner Beziehung zu Shannon? Wichtig war nur das Kind … ihr Baby, das niemand ihr nehmen durfte.
In einer Nische der Bar mit Blick auf das Podium saß Carl Tannon und starrte in sein Whiskyglas, während seine nervösen Finger sich damit beschäftigten, Knoten in einen Strohhalm zu drehen. Ihm gegenüber hatte der Detektiv, den er angeheuert hatte, sein Dossier auf dem Tisch
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