BACCARA EXKLUSIV Band 67: DEIN SINNLICHSTES VERSPRECHEN / MIT DIR EIN LEBEN LANG / JEDEN TAG EIN BISSCHEN MEHR / (German Edition)
Vater war, dann war sie vielleicht genau wie er das Opfer eines Betrugs. Zum ersten Mal, seit er ihr begegnet war, betrachtete er die Angelegenheit aus ihrem Blickwinkel.
Man hatte ihr ein Kind untergeschoben, das nicht ihr eigenes war. Sie hatte sich verantwortlich gefühlt und die Mutterrolle, auf die sie in keiner Weise vorbereitet war, notgedrungen übernommen. Das Baby mochte ihr unterdessen sogar ans Herz gewachsen sein, aber war sie deshalb eine bessere Mutter als Shannon? Eine bessere als seine eigene? Niemals würde Carl zulassen, dass seine Tochter als das lästige, ungeliebte Anhängsel aufwuchs, das er für seine Mutter gewesen war. Aber was war, wenn er sich irrte?
Es war vielleicht unfair, Kirby Gordon und ihre Schwester in einen Topf zu werfen, doch bevor er nicht die Chance hatte, sie besser kennenzulernen, konnte er nur von dem ausgehen, was er wusste.
„Warum machen Sie uns die Sache so schwer?“
Sie sah ihn nicht an.
„Müssen wir wirklich vor Gericht ziehen? Sollten wir nicht lieber versuchen, uns gütlich zu einigen?“
Nicht nur, dass sie immer noch an ihm vorbeisah, sie würdigte ihn auch keiner Antwort. Carl legte seine Hand unter ihr Kinn und schob sanft ihren Kopf nach hinten, sodass sie ihn ansehen musste. Eine Träne fiel von ihren Wimpern und lief über ihre Wangen, ohne dass sie den Versuch machte, sie wegzuwischen. Sie blinzelte nicht einmal. Die Verzweiflung, die er in ihren Augen sah, verwirrte Carl. Eine Verwirrung mit dem faden Beigeschmack von Schuld.
Er zog die Hand weg, damit er nicht der Versuchung erlag, ihre Tränen abzuwischen und ihre zarte, weiche Haut zu berühren. Verstört verließ er das Haus.
Auf dem Weg zu seinem Wagen schalt er sich selbst einen sentimentalen Narren. Was gingen ihn die Gefühle dieser Frau an? Es war doch völlig unsinnig, sich davon beeindrucken zu lassen, wenn er andererseits noch nicht einmal in der Lage war, um seine Frau zu trauern. Nein, er durfte sich nicht von seinem Ziel abbringen lassen. Sein einziges Sinnen und Trachten galt seiner Tochter, die er zu sich holen und der er ein guter Vater sein wollte. Der beste auf dem ganzen Kontinent. Und niemand, ganz besonders nicht jemand wie Kirby Gordon, würde dieses Vorhaben vereiteln.
Am Abend saß Kirby in Emmas Küche und schob den letzten Löffel Spinat in Jodies Mund. Es sah komisch aus, wie widerwillig die Kleine das breiige Gemüse zu sich nahm, doch als es, ungeschluckt und ungekaut, wieder zwischen den trotzig verzogenen Lippen hervorquoll und auf Kinn und Lätzchen landete, verging den beiden das Lachen.
„Ich glaube, sie hat genug“, bemerkte Emma.
„Würde ich auch sagen“, pflichtete Kirby ihr bei und wischte dem Kind das Gesicht ab. „Warum bist du nur so stur, Jodie?“
„Sie kommt nach dir.“
„Oder nach ihrem Vater.“ Sie hatte das eigentlich nur laut gedacht, doch kaum war ihr diese Äußerung entschlüpft, bereute Kirby sie schon.
„Du bist also inzwischen ganz sicher, dass er wirklich der Vater ist?“
Umständlich hob Kirby das Kind aus dem Hochstuhl und nahm es auf den Schoß. Bis jetzt war es ihr gelungen, ein Gespräch über Carl Tannons Besuch zu vermeiden. „Wenn du ihn siehst, wirst du wissen, warum“, sagte sie lakonisch. „Ich habe ein ungutes Gefühl, euch heute Abend allein zu lassen.“
„Der Kerl wird meinen Feuerhaken zu spüren bekommen, wenn er versucht, sich dem Kind zu nähern. Keine Angst, Kirby, die Kleine ist bei mir gut aufgehoben.“
Bei der Vorstellung, wie Emma Jodie mit dem Schürhaken verteidigte, musste Kirby unwillkürlich lachen. „Ich weiß, er hätte keine Chance gegen dich, Emma. Mir ist nur nicht nach Singen zumute.“
Sie wollte nicht zugeben, wie besorgt sie wirklich war, und sah zugleich eine willkommene Gelegenheit, das Gespräch in andere Bahnen zu lenken. „Weißt du, es macht mir nicht mehr so viel Spaß wie früher aufzutreten. Als ich anfing, hatte es noch etwas Prickelndes, im Rampenlicht zu stehen. Aber heute würde ich lieber unterrichten und den Kindern die Liebe zur Musik vermitteln, als für Leute zu singen, denen die Musik gleichgültig ist und die doch nur tanzen wollen.“
„Was hätte ich dafür gegeben, wenn du das vor ein paar Jahren gesagt hättest“, bemerkte Emma.
„Aber?“
Emma beugte sich vor und sammelte die Teller ein. „Du darfst mich nicht falsch verstehen, Kind. Es wäre auf jeden Fall vernünftiger zu unterrichten. Als Lehrerin hättest du eine solide Existenz, zumal du
Weitere Kostenlose Bücher