Baccara Exklusiv Band 99
die Kyle gemacht hatte. Er hatte sie verlassen, wie damals Jack. Er hatte sie vergessen, wie ihre Eltern sie immer wieder vergessen hatten.
Im Haus war es so still wie früher, bevor Kyle gekommen war. Meghan griff nach ihrem Morgenmantel.
Er würde doch nicht abgereist sein, ohne sich zu verabschieden? Ihre Hände zitterten, als sie den Mantel zuschnürte. Sie zog den Vorhang zurück, Schneeflocke war draußen und spielte glücklich im Schnee. Ihr saß ein Kloß im Hals, sie konnte nicht einmal über den Hund lachen. Von Kyle war nichts zu sehen.
Sie rannte nach unten ins Wohnzimmer, da sah sie sein Gepäck auf dem Sofa liegen, und sie atmete befreit auf. Er war doch noch nicht abgereist und hatte sie ohne ein Wort verlassen.
Und dann wurde es ihr bewusst. Sie liebte Kyle.
Meghan flüsterte den Satz vor sich hin: „Ich liebe dich, Kyle.“ Sie konnte es selbst kaum glauben, selbst nicht, als sie ihren eigenen Worten lauschte. Aber es war die Wahrheit. Und sie tat weh, gerade jetzt, da ihre Trennung bevorstand.
Meghan konnte Kyle doch unmöglich sagen, was sie für ihn empfand. Sie konnte ihn nicht bitten, bei ihr zu bleiben.
Kyle zeigte Kraft und ein großes Verantwortungsbewusstsein seinem Vater und dem Familienbetrieb gegenüber. Sie liebte ihn zu sehr, als dass sie hätte verlangen können, das alles aufzugeben. Tränen stiegen ihr in die Augen. Tapfer versuchte sie, nicht zu weinen.
Sie setzte sich einen Moment hin und gab dem Schmerz nach.
Damals, nachdem Jack sie verlassen hatte, hatte sie geschworen, allein zu bleiben. Sie hatte sich eingeredet, dass sie viel glücklicher dran sei, wenn sie allein lebte.
Aber sie erkannte jetzt, dass sie sich selbst etwas vorgemacht hatte. Wie erregend war es, wenn Kyle zärtlich ihren Namen aussprach, wenn seine Augen vor Leidenschaft glühten und er sich hinunterbeugte, um sie zu küssen. Sie wusste nicht, wie viel Zeit ihnen noch geschenkt war, aber eines wusste sie sicher, diese Zeit mit ihm würde sie auskosten bis zur letzten Minute.
Entschlossen ging sie unter die Dusche und zog sich dann warm an. In der Küche setzte sie Teewasser auf. Sie schaute aus dem Fenster und sah Kyle neben seiner Harley knien.
Als das Wasser kochte, machte sie ihm zuerst eine Tasse Schokolade und ging zu ihm nach draußen. Schneeflocke kam ihr entgegengesprungen. „Nicht hochspringen“, warnte sie den übermütigen Hund. Er ließ den Kopf hängen, und sie kraulte ihn liebevoll hinter den Ohren.
Als sie wieder hochschaute, blickte sie in Kyles Augen. Er hatte sie offenbar beobachtet. Ihr stockte der Atem. Wie schön dieser Mann war! Seine Augen glänzten, sein Gesicht war durch die Winterluft frisch und gut durchblutet. Der obere Knopf seines Hemdes stand offen, seine Haare waren zerzaust. Ihr Herz schlug wild, wie sehr liebte sie diesen Mann!
„Guten Morgen.“ Seine tiefe Stimme war so liebevoll. Augenblicklich fiel ihr die letzte Nacht ein, und sie spürte einen Kloß im Hals, wenn sie daran dachte, wie bald sie wieder allein im Bett sein würde.
„Guten Morgen“, antwortete sie ihm.
„Hast du gut geschlafen?“
„Nein, denn da war so ein Mann, der hat mich die ganze Nacht wach gehalten“, klagte sie scherzhaft.
„Wie hat er das gemacht, vielleicht so?“ Kyle nahm ihr Gesicht zärtlich in die Hände und küsste sie innig und ausdauernd.
„Ja, so war es auch in der letzten Nacht, und es geschah noch, viel mehr.“ Als ihr Puls wieder einigermaßen normal schlug, brachte sie heraus: „Ich habe dir eine heiße Schokolade mitgebracht.“
„Du bist mein Engel.“ Er nahm ihr die Tasse aus der Hand und genoss ganz offensichtlich das heiße süße Getränk. „Meine Harley will nicht starten.“
„Das tut mir aber leid.“
„Wirklich?“
„Nein.“ Sie sahen sich unentwegt an.
„Um ehrlich zu sein“, entgegnete Kyle, „bin ich auch kein bisschen traurig.“
Die Engel Grandma Aggie und Grandma Lexie beobachteten die Szene unten auf der Erde. Sie wollten alles versuchen, was in ihrer Macht stand, damit die beiden doch noch ein Paar wurden.
Kyle musste unbedingt aufgehalten werden. Seine Grandma Aggie hatte nämlich die Idee mit der Harley gehabt, und das schien Erfolg zu haben.
„Wir müssen diese schwierige Aufgabe unbedingt zu einem guten Ende führen“, sagte Grandma Lexie noch, bevor sie sich einer neuen Aufgabe zuwandte und entschwebte. Grandma Aggie schwor, alle ihre Fantasie und Liebe einzusetzen, damit Kyle glücklich würde.
„Sieh, Meghan,
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