Baccara Extra Band 01
Kinderzimmer. Bei diesem kleinen Jungen werde ich nicht so versagen wie bei Dahlia. Wenn er sie damals zurückgeholt hätte, wären ihr diese schrecklichen Dinge nicht zugestoßen. Doch als sie die Ranch verließ, war sie volljährig gewesen und hatte ihre eigenen Entscheidungen getroffen.
Dicht vor der angelehnten Tür zum Kinderzimmer blieb er stehen. Letztlich hatte die Tragödie seiner Schwester dieses Baby auf die Ranch gebracht, neben ihm der letzte noch lebende Prescott. Beau würde aufwachsen, eine nette Frau finden, sich hier auf Leadeebrook niederlassen und eine eigene Familie gründen.
Lächelnd stieß Jack die Tür zum Kinderzimmer auf. Der Gedanke war tröstlich.
Hellwach lag Beau in seinem Bettchen und strampelte mit den Beinen.
Jack verpasste dem Baby eine frische Windel und beschloss, dem Kleinen eine Tour durch sein zukünftiges Zuhause zu geben. Er nahm Beau auf den Arm und zeigte ihm erst die Ahnengalerie und ging dann weiter in den Teil des Hauses, den er in den letzten Jahren immer nur allein aufgesucht hatte.
Die Bibliothek war zu Sues Lebzeiten ihr Refugium gewesen. Am hinteren Ende des großen Raums stand immer noch die Leiter, mit der man an die oberen der zahllosen Regalböden gelangen konnte, die bis unter die hohe Decke reichten. Vor den hohen Fenstern hingen rot-goldene Vorhänge, und die cremefarbenen Sessel und Sofas waren mit edlen Stoffen bezogen.
Er beobachtete, wie das Baby sich in dem Raum umsah. „Wirst du viel lesen? Oder eher etwas Handwerkliches machen, so wie dein Onkel?“ Er ging zu einem der Bücherborde. „Vielleicht beides. Deine Mutter jedenfalls konnte alles gut.“ Lächelnd dachte er an seine Kindheit zurück. „Aber das habe ich ihr natürlich nie gesagt.“
Er ging zu den Kinderbüchern weiter und fragte sich, welche Bücher Sue dem kleinen Beau vorgelesen hätte. Oder ihrem eigenen Sohn.
Seufzend atmete er tief durch. Er vermisste Sue in jeder wachen Minute. Er vermisste das gemeinsame Leben mit ihr.
Aber seit Maddy in sein Leben getreten war, fühlte er sich nicht mehr so leer. Es fiel ihm schwer, damit umzugehen. Sollte es ihn erleichtern? Oder sollte er sich schuldig fühlen?
Aus dem auf Hochglanz polierten Schreibtisch in der Ecke zog er Sues Fotoalbum, legte es auf die lederne Schreibtischunterlage und blätterte die Seiten durch, wobei er dem Baby, das an der kleinen Faust nuckelte, Sues Verwandtschaft zeigte. Sie hatte die einzelnen Seiten mit viel Liebe gestaltet. Auf der letzten Seite klebte eine Schwarz-Weiß-Aufnahme, die von einem großen gelb-blauen Herzen umrahmt wurde. Es war die Ultraschallaufnahme ihres ungeborenen Kinds.
Ihm brannten die Augen, als er eine kleine Rassel aus einer Platinlegierung aus der Schublade zog. Sue hatte die Rassel eine Woche vor ihrem Tod für ihr Baby gekauft. Die Gravur lautete: „In Liebe, Mum und Dad“.
Trotz des Stichs in seiner Brust lächelte Jack beim Anblick der galoppierenden Pferde auf der Rassel. Er schüttelte sie, und es klang wie kleine Schlittenglöckchen.
Bei dem Geräusch hob Beau den Kopf und streckte sofort die kleine Hand aus.
Jack sank auf einen der Sessel und drängte seine Gefühle nicht länger zurück.
Er sah zu dem Ultraschallfoto und dann zu Beau. Und wieder auf das Foto. Der Schmerz in seiner Brust wurde immer stärker, und Jack bekam kaum noch Luft. Doch dann ebbte der Druck ab. Es fühlte sich eher warm an als eisig und leer wie sonst.
Als die Spannung in seinen Schultern nachließ, wippte Jack Beau auf und ab, gab ihm einen Kuss auf die Stirn und reichte ihm die Rassel.
Später ging Jack zu den Ställen, um Herc zu striegeln. Doch er wurde von dem abgelenkt, was er vor dem Gebäude sah. Dort hatte er heute früh eine Babyschaukel an einem Ast aufgehängt, und darin saß jetzt Beau, und Maddy schaukelte ihn sanft hin und her.
Sie wirkte vollkommen glücklich. Jede ihrer Bewegungen war anmutig, und Jack fand, dass sie mit ihrer makellosen Haut und dem blonden Haar perfekt in diese Landschaft passte. Die Shorts aus Jeansstoff, die sie heute zu einem blauen Top trug, betonte ihre Augenfarbe.
Am liebsten wäre Jack zu ihr gegangen und hätte sich zu ihr in den Schatten der Zypresse gesetzt, doch er würde sich an sein Wort halten und Maddy in Ruhe lassen.
Dagegen war er mittlerweile absolut sicher, dass er das Richtige tat, indem er für Beau die Verantwortung übernahm. Er würde alles in seiner Macht Stehende tun, um dieses Kind zu schützen.
Gerade wollte er den Stall
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