[Baccara] Zaertliche Beruehrungen
dessen Mutter gerade gestorben ist. Natürlich wünschte ich mir, daß sie zurückkommt. Und natürlich ging das nicht in Erfüllung.”
„Hast du noch Erinnerungen an sie?”
„Ein paar. Mehr flüchtige Eindrücke als wirkliche Erinnerungen. Mit einem Foto habe ich früher mal versucht, mein Gedächnis aufzufrischen.” Er blickte auf die Drillinge und dann wieder auf Carrie. „Vielleicht ist es gut so, daß sie ihren Vater überhaupt nicht kennen. Zumindest müssen sie nicht mit seinem Verlust fertig werden. Das war wirklich hart für meine Brüder und mich. Wirklich hart.”
Carrie dachte an den Kummer eines mutterlosen Kindes und an das Gefühl der Verlassenheit und Verzweiflung, das es empfand. Sie stellte sich den fünfjährigen Tyler vor, wie er zum ersten Mal einen Geburtstag ohne seine Mutter feierte und sich so sehr wünschte, sie möge zurückkommen.
„Oh, Tyler, das tut mir so leid.” Impulsiv legte sie die Arme um ihn und drückte ihn fest an sich. So würde sie auch versuchen, ein einsames Kind zu trösten.
Tyler zögerte einen Augenblick, dann schlang auch er die Arme um sie. „Ist schon in Ordnung”, erwiderte er ruhig. „Das ist vor langer, langer Zeit geschehen und tut nicht mehr weh. Jetzt fühle ich nur noch eine vage Neugier, wie es wohl gewesen wäre, wenn sich der Unfall nicht ereignet hätte.”
„So werden die Drillinge wahrscheinlich auch einmal wegen lan empfinden”, murmelte Carrie traurig. „Wie sollte es sonst sein? Armer lan. Er verdiente es, von seinen Kindern gekannt und geliebt zu werden.”
„Tut mir leid, daß sie ihren Vater niemals kennenlernen werden”, sagte Tyler leise. Mit den Lippen strich er übet Carries seidiges blondes Haar. Sofort begann seine Haut zu prickeln.
Carrie schloß die Augen und drängte sich instinktiv näher an ihn. Tyler war kein einsames Kind, er war ein Mann, ein sehr aufregender Mann, und es war so schön, ihn zu halten und von ihm gehalten zu werden. Sie streichelte seine breite nackte Brust, und seine Umarmung wurde fester.
„Hallo, Carrie! Ich dachte, ich schau’ mal vorbei und…” Alexa blieb in der Küchentür stehen.
Befangen fuhren Tyler und Carrie auseinander und drehten sich um.
Alexas blaue Augen waren tellergroß, ihr Mund stand offen.
Carrie wurde dunkelrot. Ihr war plötzlich bewußt geworden, wie spärlich bekleidet Tyler und sie waren. Sie hatte nur ihren Bikini an, er nur kurze Jeans. Das Gesicht ihrer Schwester sprach Bände, und sie stöhnte innerlich auf.
„Wir… ich… habe dich gar nicht kommen gehört, Alexa”, stammelte sie.
„Das ist offensichtlich”, bemerkte Alexa spitz.
„Sie haben nicht gesehen, was sie dachten”, warf Tyler rasch ein.
„Ich meine, was Sie sahen, ist nicht so, wie Sie denken.”
Seine Umarmung mit Carrie war doch völlig unschuldig gewesen.
Zwei Freunde hatten sich gegenseitig Trost und Unterstützung gespendet. Doch die Art, wie Alexa sie anstarrte, ließ ihn sich schuldig fühlen, als wäre er ein Teenager, der beim Schmusen im Park von einem Polizisten mit Taschenlampe erwischt worden ist.
„Verdammt!” fluchte er.
„Verdammt!” trompetete Dylan es sofort nach.
„Bloß nicht reagieren “zischte Carrie. „Er wird es vergessen, wenn keine Reaktion kommt. Aber wenn wir lachen oder eine große Sache daraus machen, dann…”
„… merken es sich alle”, beendete Tyler den Satz. „Dieses Trio ist wirklich die perfekte Zuhörerschaft.” Er ging zu Dylans Kinderstühlchen und stahl eine Traube von dessen Teller.
„Autsch, Dylan”, rief er dabei vergnügt. „Autsch”, wiederholte Dylan, steckte sich ebenfalls eine Traube in den Mund und strahlte ihn an.
Auch Tyler strahlte. „Kinder sind ja so einfach, sobald man den Dreh heraus hat”, verkündete er.
„Carrie, kann ich mal mit dir reden?” nahm Alexa keine Notiz davon.
„Ich nehme an, das ist mein Stichwort zu gehen”, brummte er, entschied dann aber, vorerst zu bleiben, setzte sich wieder an den Tisch und begann sein Sandwich zu essen.
„Du verpaßt dein Stichwort”, machte Carrie ihn aufmerksam.
„Ja, das stimmt wohl.” Er zuckte die Schultern. „Ich führe eben nicht gern Anweisungen aus. Aber zum Glück bin ich ja auch kein Schauspieler.”
Carrie und Alexa setzten sich ebenfalls. Sie sahen keinen Grund, herumzustehen, während Tyler unbekümmert sein Mittaessen verspeiste.
„Sicher hast du letzte Nacht nicht viel Schlaf bekommen, Carrie, bei diesem höllischen Krach nebenan”,
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