Back to Blood
herkommen? Glauben Sie nicht …«
»Er ist milliardenschwer und einer von Putins Lakaien. ›Ich reiße mir alles unter den Nagel, was du willst, nur um dir zu zeigen, dass du gegen mich keine Chance hast.‹ Deshalb!«
»Wer ist er? «, fragte Norman.
Fleischmann nahm Norman eindeutig übel, dass er sich in eine vertrauliche Unterhaltung einmischte. »Haben Sie viel leicht schon mal was über russische Oligarchen gehört?« Dann wandte er sich wieder an A.A. und sagte, »Das Einzige, was wir jetzt …«
Es war das »vielleicht«, das Norman ärgerte. Schlug Fleischmann da etwa den nachsichtig gereizten Tonfall an, mit dem man Trottel abfertigte? Das würde sich Norman keine Sekunde lang bieten lassen.
»Über russische Oligarchen?«, sagte er. » Von russischen Oligarchen, das trifft’s schon besser ahaaahhh HAHAHAH ock hock hock! Ich wurde bei diesen Vögeln schon von drei verschiedenen Psychiatern zurate gezogen. Ob ich schon was über russische Oligarchen gehört habe aaah HAAAH ock hock hock! «
Magdalena wusste, dass das gelogen war.
»Nun, ich bezweifele ernsthaft, dass Sie jemals bei einem derart widerwärtigen zurate gezogen wurden«, sagte Fleischmann kurz angebunden, während er sich wahrscheinlich fragte, wie ihm die Kontrolle über das Gespräch entgleiten konnte.
Ohne ein weiteres Wort ließ Fleischmann Norman stehen, ging ein Stück an der Glaswand entlang und zog ein Handy aus der Innentasche seiner Jacke. Er schaute sich kurz um, um sicherzugehen, dass weder Norman noch sonst wer ihn belauschen konnte. Dann telefonierte er etwa vier, fünf Minuten. Als er wieder zurückkam, war er besserer Laune.
»Wen haben Sie angerufen, Maurice?«, fragte Magdalena.
Fleischmann bedachte sie mit einem kokett jungenhaften Lächeln. »Das wüssten Sie wohl gern.«
In diesem Augenblick verstummte die Madenmeute. Jenseits der Glaswand war aus dem Nichts eine Frau aufgetaucht, eine blonde, knochigknorpelige americana, die versuchte in einer Röhrenhose in Art World Black und einem T-Shirt mit V-Ausschnitt in Art World Black jung auszusehen. Gott sei Dank hing ihr ein Mitarbeiterausweis der Miami Basel um den Hals. Die Plastikkarte verdeckte gnädigerweise den Teil ihres Brustbeingerippes, wo ihr Dekolleté hätte sein sollen. Sie öffnete die Glastüren, setzte ein sprödes Lächeln auf und deutete in die Halle. Es war geradezu gespenstisch, wie die Masse der Maden schweigend in die Halle quoll.
Flebetnikow platzte wie ein riesiger Korken durch den Eingang. Er kam kurz aus dem Tritt und musste einen kleinen Zwischenschritt einlegen, um das Gleichgewicht zurückzugewinnen. Der große Bauch hüpfte und schwankte unter seinem T-Shirt. Der Russe führte die Meute an … mit abgewinkelten Ellbogen, als wollte er sichergehen, dass niemand ihn überholte. Erst jetzt fiel Magdalena auf, dass er Basketballschuhe trug. Sie schaute auf Fleischmanns Füße. Auch er trug Sneakers! … hellbraune Sneakers, die fast die gleiche Farbe hatten wie seine Pope linhose … nicht so aufdringlich wie die des Russen, aber trotzdem Sneakers! … Vorwärts! Rein in die Kunstwelt! Schneller!
Jetzt quetschten sich Magdalena, Fleischmann, Norman und A.A. durch die Tür. Um den hechelnden alten Männern nicht in die Quere zu kommen, war die knorpelige Frau in Art World Black klugerweise einen Schritt zurückgetreten. Es war kein Ansturm … der Strom geriet nicht völlig außer Kontrolle … aber Magdalena konnte trotzdem den Druck spüren … Ein Mann war so dicht hinter ihr, dass sie neben ihrem Ohr seinen röchelnden Atem hören konnte. Sie wurde von der Flut der alten Knochen mitgerissen, die es nicht erwarten konnten, da reinzukommen, was immer da auch war.
Der schmale Durchgang führte in die Hauptausstellungshalle. Dieser Raum allein sah aus, als hätte er die Größe eines ganzen Häuserblocks … die Decke war — wie hoch? — drei Stockwerke? — vier Stockwerke? — und lag im Dunkeln. Die Lichter hingen darunter, wie die Lichter einer Stadt — Lichter von unglaublich langen Gassen, Straßen, Avenuen — die der Ausstellungsstände von Galerien aus ganz Europa, Asien und den Vereinigten Staaten … sicher Hunderte! Kunst zu verkaufen! Ein gigantischer Basar … der sich vor ihnen ausbreitete, den bedeutendsten Maden der Welt … Alles für sie! … Ein Blick! — Okay? — Gekauft!
Der Pulk der überreizten alten Männer begann sich aufzulösen … sie fanden ihre Sprache wieder, doch alle wurden übertönt von einer
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