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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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belfernden Stimme.
    »Verpiss dich, Schwachkopf! Steck dir dein Stück Papier sonst wohin!«
    Es war Flebetnikow, der versuchte, seinen dicken Bauch an einem Wachmann vorbeizuschieben, der sich zwischen ihm und den unwiderstehlichen Schätzen aufgebaut hatte … Der Wachmann trug eine dunkle, blaugraue Uniform, die mit allen möglichen polizeiähnlichen Insignien bepflastert war, inklusive einer glänzenden Dienstmarke. Magdalena erkannte die Sorte auf den ersten Blick … Das war nicht irgendein Sicherheitsmann, sondern ein klassischer Florida-Redneck … dichtes kurz geschorenes rotblondes Haar … fleischig, schwabblig … massige Unterarme, die wie zwei Schinken aus einem kurzärmeligen Hemd ragten … Mit einer Hand hielt er Flebetnikow ein offiziell aussehendes Schriftstück unter die Nase.
    Flebetnikow schlug es zur Seite, schob sein Gesicht dicht vor das des Rednecks und brüllte mit seiner tiefsten spuckesprü henden Stimme, »Geh mir aus dem Weg! Verstanden?« Dann drückte er mit dem Handballen gegen die Brust des Rednecks, als wollte er ihm sagen, »Ich meine es ernst! Entweder lässt du mich durch, oder ich schaffe dich eigenhändig aus dem Weg!«
    Großer Fehler. Schneller, als Magdalena schauen konnte, packte der Redneck den Arm des Russen und verdrehte ihn so, dass Flebetnikow augenblicklich erstarrte, seine Stimme, sein Körper, seine Seele. Er machte keinen Muckser mehr. Instinktiv schien er zu wissen, dass er es hier mit einem kernigen Burschen vom Lande zu tun hatte, der nichts lieber täte, als einen fetten Russen bewusstlos zu prügeln und an die Schweine zu verfüttern.
    Magdalena drehte sich zu Fleischmann und Norman um — aber sie waren nicht mehr neben ihr, sondern schon einen Meter weiter. Fleischmann stieß Norman in die Seite, und die beiden schauten sich grinsend an. Ihnen voraus marschierte in sagenhaftem Tempo A.A., die vermutlich schnurstracks auf den Stand mit den Doggs-Exponaten zusteuerte, um den Vorsprung zu nutzen, den der Wachmann ihnen verschafft hatte.
    Überall wühlten und wimmelten die Maden mit ihren Beratern hektisch den Ausstellungsständen ihrer Träume entgegen. Da drüben! — da werden sie handgreiflich! … Anscheinend die beiden Hedgefondsmanager — irgendwo aus Connecticut — hatte Fleischmann gesagt … Noch weiter vor Magdalena ein lautes gackerndes HaHa HHHH ock hock hock und Norman, der sich zu den beiden pummeligen kleinen Faustkämpfern umdrehte … aber nicht Fleischmann. Er und seine A.A., Miss Carr, denken nur ans Geschäft und gehen direkt auf einen Stand zu. Eine große Made — Magdalena erkennt ihn wieder, aus der Warteschlange — tritt von der Seite auf die beiden zu, lächelt herzhaft und sagt, »Na, wie läuft’s Marilynn?« A.A. schaut ihn für den Bruchteil einer Sekunde mit einem genervten Blick an, der nicht fragt wer, sondern was ist denn das für eine Kreatur … die in einem derart kritischen Augenblick meine Aufmerksamkeit beeinträchtigt, attackiert? Sie ignoriert ihn.
    Norman betritt nach ihnen den Stand und stellt sich neben sie … und einen großen Mann, der, obwohl er noch gar nicht so alt wirkt, graue Haare und gruselig blassgraue Augen hat, die aussehen wie die schiefen Augen eines Huskys, oder wie auch immer diese Hunde heißen, die oben am Polarkreis die Schlitten durch den Schnee ziehen.
    A.A. sagt, »Maurice, Sie kennen sicher Harry Goshen.«
    »Nein, tut mir leid«, sagt Fleischmann. Er wendet sich dem Mann mit den gruselig grauen Augen zu, lächelt ihn knapp und kühl an und schüttelt ihm dann die Hand.
    Diese blassen Augen … sie waren gespenstisch und bedrohlich. Der Mann trug einen Anzug, der ebenfalls blassgrau war, und eine hellblaue Krawatte … der erste Mann mit Jackett und Krawatte, den Magdalena heute zu Gesicht bekam … schwarze Schuhe, die so perfekt poliert waren, dass die Falte zwischen Zehen und Fußrücken schimmerte. Das musste der Besitzer der Galerie sein … oder zumindest ein Händler … Reiche Sammler, das hatte sie jetzt kapiert, gingen in Lumpen und Sneakers.
    Fleischmann, A. A. und der polaräugige Harry Goshen standen vor einer Reihe stabiler Kisten aus Ahornholz, jede etwa zehn Zentimeter hoch und zwischen zwanzig und sechzig Zentimetern lang, farblos, makellos, aber mit so vielen Schichten Klarlack überzogen, dass sie einen förmlich anschrien. Harry Goshen öffnete den Deckel von einer der größeren Kisten … die vollständig, inklusive Deckel, mit schokoladenfarbenem Wildleder

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