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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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Provisionen erzählt hatte. Flebetnikows russisches Gebrüll kam näher und näher.
    A.A. sagte zu Fleischmann, »Ich glaube, es ist besser, wir verschwinden jetzt. Ich kenne Flebetnikow. Das ist nicht der rationale Typ.«
    Zum ersten Mal seit Beginn der Transaktionen lächelte Fleischmann. »Aber dann entgeht uns doch der ganze Spaß.«
    Fleischmann bestand darauf zu bleiben. Er baute sich direkt vor dem Eingang des Ausstellungstands auf. A.A. sah nervös aus. Fleischmann bot plötzlich ein Bild der Glückseligkeit.
    Unter russischem Gebrüll erreichte Flebetnikow den Stand. Ein großer, dunkelhäutiger, ängstlich dreinblickender Mann begleitete ihn.
    »Das ist Luschnikin«, flüsterte A.A. Fleischmann zu. »Er berät die meisten Oligarchen.«
    Flebetnikow knurrte wie ein Bär. Er brüllte Luschnikin auf Russisch an … das letzte Wort war »Goshen«. Erst jetzt bemerkte er Fleischmann. Verwundert und argwöhnisch schaute er Fleischmann an. Hatte er vielleicht ein schlechtes Gewissen?
    »Genosse Flebetnikow«, sagte Fleischmann mit dröhnender Stimme. »Ich höre, Sie interessieren sich für Doggs.« Er deutete mit dem Daumen hinter sich. »Ich auch. Aber der gute Stoff ist schon weg. Auf der Miami Basel muss man schnell sein. Man muss sich ranhalten. Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, einfach nur artig in der Gegend rumstehen, das reicht nicht. ›Ein Blick! — Okay? — Gekauft!‹ Sie verstehen.«
    Flebetnikows Gesichtsausdruck verriet nicht, ob er den sarkastischen Unterton herausgehört hatte oder nicht. Er blinzelte. Er sah verwirrt aus. Dann brüllte er, »Luschnikin!«, und betrat ohne ein weiteres Wort den Ausstellungsstand.
    Fleischmann entfernte sich glucksend. Zweifellos hatte er den Genossen Flebetnikow vor Augen, der jetzt traurig und niedergeschlagen vor den roten Punkten stand. Norman und A.A. hefteten sich an Fleischmanns Fersen. Auf Normans Gesicht machte sich ein verhangenes Lächeln breit, ein gleichsam inneres Lächeln. Allein durch die Tatsache, dass er diesem Vorfall hatte beiwohnen dürfen, fühlte er sich, wenn Magdalena das richtig verstand, in einen reichen Mann verwandelt. Er schaute nicht mal, wo sie war, so sehr war er in seiner imaginären Welt versunken. Er war schon zehn oder fünfzehn Meter gegangen, als ihm einfiel, dass sie ja auch noch da war. Er wollte auf keinen Fall von seinen glorreichen Freunden getrennt werden, blieb aber doch kurz stehen und schaute sich um. Als er sie entdeckte, winkte er sie mit einer ausholenden Armbewegung zu sich … ohne allerdings auf sie zu warten. Er drehte sich sofort wieder um, um den glorreichen Fleischmann auch ja nicht zu verlieren.
    Weil sie nicht wusste, was sie sonst hätte tun sollen, ging sie hinter Norman her. In allen Ständen in der Nähe des Eingangs … rote Punkte. Es war erstaunlich. Wie schnell so viele Stücke verkauft worden waren … Rote Punkte, rote Punkte, rote Punkte … »Eine Masernepidemie« … ja klar — darüber hatten sie gesprochen! All die roten Punkte … die in Fleisch manns Fall 17 Millionen Dollar wert waren … Wer weiß, wie viele Millionen all die anderen roten Punkte ausmachten! Allmählich wurde ihr übel. Bei dem Gedanken, wie oberflächlich und schamlos verschwenderisch diese Menschen waren! Diese americanos! Bei dem Gedanken, dass Fleischmann fast 17 Millionen Dollar für sieben obszöne Glasplatten ausgegeben hatte … $17 Millionen in dreizehn oder vierzehn Minuten, aus Angst, dass ein fetter Russe in einem T-Shirt diesen idiotischen Krempel vor ihm in die Finger kriegen könnte … eine private 17-Millionen-Dollar-Ausstellung … alles für den schönen Schein! … Norman kapierte das nicht … Er war wie hypnotisiert. Das kleine kubanische Mädchen namens Magdalena existierte nicht mehr. Norman hatte sie aus seinem Kopf verbannt. Ihre Verachtung loderte auf wie Feuer. Entwickelte sich zu einem Flächenbrand . Es bereitete ihr grimmige Befriedigung, das Feuer weiter zu füttern. Dieser Mistkerl. ::::::Wenn’s um Geld geht, schleimst du dich bei jedem ein, Norman. Keine Zurschaustellung von Geld ist dir zu billig, oder? Beleidigt mich! Warum soll ich mir das noch länger bieten lassen?::::::
    Unwillkürlich, ungewollt, schossen vier Dinge ins Wernicke-Zentrum ihres Gehirns: ihr BMW … zugelassen auf den Namen von Dr. Norman Lewis, da er streng genommen ja auch ihm gehörte; ihr Gehalt … das sie in Form eines von Dr. Norman N. Lewis unterschriebenen Schecks erhielt; ihre Wohnung, die sie

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