Back to Blood
… Und vielen Dank auch, dass du mir das alles unter die Nase reibst.::::::
Eine Armada aus geflügelten Zeichentrickschweinen jagt in unglaublichem Tempo über den sonnigen hellblauen Himmel … so schnell, dass sie einen weißen Raketenschweif hinter sich herzieht … untermalt von Wagners martialischem »Walkürenritt« … Ein Schwein nach dem anderen löst sich aus der Formation und stürzt sich wie ein Kampfbomber auf ein unbekanntes Ziel in der Tiefe. Eine tiefe Baritonstimme aus dem Off sagt: »Wirkt sanft … kraftvoll … schnell … und trifft immer ins Schwarze … Versprochen! … ANASOL « … Gleichzeitig füllt der Name ANASOL den ganzen Bildschirm aus.
»Anasol …«, sagte Jewgeni. »Was ist das, Anasol?«
»Nichts, was du wissen musst, glaub mir«, sagte Nestor. »Irgendeine Salbe.« Er und Jewgeni saßen vor dem Fernseher in Jewgenis Atelier. Es war etwa halb eins, und Nestor war gerade von seiner Vier-bis-Mitternacht-Schicht bei der Crime Suppression Unit zurückgekommen. Sie schauten sich die Lokalnachrichten an, die um 18 Uhr und noch einmal um Mitternacht ausgestrahlt wurden.
Blip. Das sogenannte Nachrichtenteam taucht wieder auf, drei Männer und eine Frau, die an einem vielleicht fünf Meter breiten, geschwungenen TV -modernistischen Schreibtisch sitzen, wo sie von einem Teleprompter die Nachrichten ablesen … alle vier kichernd und grimassierend, um zu demonst rieren, wie launig und angenehm sie sich die Zeit in der Werbepause vertrieben haben … und um auf den letzten Teil der Sendung überzuleiten, den unterhaltsameren Block mit den Geschichten, die das Leben schreibt. Der Moderator sagt, »Nun, Tony, die Wirtschaftsnachrichten in Miami haben eine etwas verschlungene Wendung genommen, um nicht zu sagen, eine verknotete, oder?«
Tony, der Sprecher für die Wirtschaftsnachrichten, wiegt den Kopf von Seite zu Seite, »Hey, Bart, hat Ihnen etwa irgendwer gesteckt, dass es in der nächsten Meldung um Seile und den wirtschaftlichen Aspekt des Seilkletterns geht, oder ist das reiner Zufall?«
Dann versenkt er seinen Blick in den Teleprompter und fährt fort, »Seilklettern, bei dem man nur die Arme und nicht die Beine einsetzen darf, war mindestens tausend Jahre lang ein populärer Sport in Europa und Amerika — bis vor etwa fünfzig Jahren, als es für die Olympischen Spiele von 1932 aus dem Programm gestrichen wurde und Schulen und Universitäten diesem Beispiel folgten. Das endgültige Ende schien gekommen … Bis ein Mann aus Miami das Seilklettern wieder zum Leben erweckt hat … und Südfloridas blühende Fitnessstudiobranche in Aufruhr versetzte. Ein Aufruhr, der seitdem nicht mehr verebbt ist.«
Nestors Herzschlag beschleunigte in den roten Bereich. :::::: ¡Dios mío! Das gibt’s doch nicht, das kann doch unmöglich die Geschichte sein!«::::::
Oh doch, sie ist es! Auf dem Bildschirm erscheinen Aufnahmen von einem jungen Mann, der auf einem Schoner Faust an Faust am Seil eines zwanzig Meter hohen Vormasts hochklettert. Menschen, die vom Deck und von einem kleinen Motorboot nach oben schauen, Menschen, die von einer Brücke nach unten schauen, aufgeregt und besorgt, jubelnd, buhend und weiß Gott was kreischend. Eine Teleobjektiv zoomt auf den Kletterer. Er trägt die unförmigen Shorts und das kurzärmelige Poloshirt eines Miami Marine Patrol Officers, dessen Schultern und Oberarme muskulös, ja muskelbepackt sind. Das Teleobjektiv holt sein Gesicht ganz nah heran, es ist deutlich zu erkennen —
Nestors Gehirn und sein gesamtes zentrales Nervensystem sind betäubt von etwas, das viel stärker ist als Erregung, nämlich schicksalhafte Spannung. ::::::Das bin ich, okay, aber ¡Dios mío! — das Schicksal treibt mich … tja, wohin? ::::::
Aus dem Off die Stimme von Wirtschaftsnachrichtensprecher Tony: »Und das ist Officer Nestor Camacho von der Miami Marine Patrol, der in der Biscayne Bay — was Sie da sehen, ist der Rickenbacker Causeway — am Flaschenzugseil des zwanzig Meter hohen Vormasts eines Freizeitseglers hinaufklettert, um die kleine Gestalt, die Sie an der Mastspitze in dem kleinen Schalensitz erkennen können, zu retten, wie manche sagen — oder festzunehmen und durch seine Abschiebung ins Verderben zu stürzen, wie viele von Camachos kubanischen Landsleuten sagen.«
In einer kurzen, schnell geschnittenen Sequenz zeigen die Aufnahmen :::::: mich! :::::: und :::::: meine! :::::: Heldentat, wie :::::: ich! meine! :::::: Beute packe und nach unten auf Deck
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