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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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antun werden, wenn er sie verrät. Es ist schlimmer als unausprechlich — es ist unvorstellbar! In seinem Kopf ist das der ultimative Horror! … Er ist nur ein armes kleines Baby, Nestor, ein armer kleiner Junge!«
    Sie presste die Lippen aufeinander, die Mundwinkel senkten sich … die Haut an ihrem Kinn bebte, bis sie aussah wie eine zitternde Feige … ihre Augen wurden feucht …
    ::::::Ja? Nein? Vollkommen okay, wenn ich jetzt tröstend meinen Arm um sie lege — richtig? Richtig … tröstend.:::::: Also tat er es.
    Sie standen nebeneinander, als er ihr seine Hand mit einer Kopf-hoch-Mädchen-Geste auf den Rücken legte. Sie hielt den Kopf gesenkt, hob ihn nun aber an und schaute ihm aus höchstens zehn Zentimetern Entfernung mitten ins Gesicht. Nestor drückte ihre Schulter, wodurch sich ihr Gesicht noch ein bisschen dem seinen näherte. Ihr Gesichtsausdruck war ein einziges ursprüngliches Flehen um Hilfe.
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Wenn es sein muss, dann kümmere ich mich auch noch um diesen Schläger, diesen Dubois«, sagte Nestor mit gedämpfter, aber ziemlich pompöser Stimme.
    Den Blick immer noch auf sein Gesicht gerichtet, sagte Ghislaine nur ein einziges, fast unhörbar geflüstertes Wort: »Nestor …« Sie öffnete leicht die Lippen.
    Die Lippen hypnotisierten ihn. ::::::Schluss jetzt, Nestor! Das ist eine polizeiliche Ermittlung, Herrgott noch mal! Aber das ist eindeutig eine Aufforderung! Mehr als alles andere braucht sie jetzt Trost und Schutz. Richtig? … richtig. Es geht allein darum, sie wieder aufzurichten. Richtig? … richtig!:::::: Seine Lippen kamen den ihren jetzt so nah, dass sie nur noch ein Auge hatte, mitten auf der Stirn, genau über ihrer Nase —
    Das Geräusch eines Schlüssels im Schloss der Haustür, höchstens zweieinhalb Meter von der Stelle entfernt, wo sie standen. Huch! Ihre Köpfe fuhren ruckartig auseinander, und Nestor zog seinen verfänglichen Arm zurück an seinen Körper — Wusch!
    Die Tür ging auf. Ein großer, schlanker Mann, eine fünfzig Jahre alte Version von Philippe … stand vor ihnen … verdutzt und verlegen … Auch Nestor war verdutzt und verlegen … Für den Bruchteil einer Sekunde standen sie alle drei wie erstarrt da … grässliche Verlegenheit! Der Mann trug ein hellblaues Hemd mit offenem Kragen, aber darüber einen marineblauen Blazer. In dem Blazer verkörperte er für jeden jungen Menschen den Schrecken schlechthin: Würde!
    Ghislaine wagte sich vorsichtig aufs Eis:
    »Daddy, das ist Officer Nestor Camacho! Du hast Philippe um ein Haar verpasst! Er ist vor ein paar Minuten gegangen!«
    ::::::Was sollte das jetzt heißen? ›Sicher, im Moment sind wir allein, aber wir sind noch nicht lange allein‹ — Gottallmächtiger! War es das, was sie ihm sagen wollte?::::::
    In Lantiers Kopf überschlugen sich die schmutzigen Schlussfolgerungen ::::::Mein Gott, der Officer Camacho! Wir haben Prominenz im Haus! Er ist berühmt! Warum steht er so dicht neben meiner Tochter — das sind höchstens ein paar Zentimeter? Und warum sind ihre Gesichter so rot? Warum sind sie so verlegen? Was soll ich jetzt tun? Ihm gleich die Hand hinstrecken? Philippe war eben noch da? … Na und? Soll ich ihn in meinem Haus willkommen heißen? Soll ich dem be rühmten Officer Camacho danken? … wofür? … Hat er meine Tochter angefasst? Ist der Mistkerl hier, um sich an sie ranzumachen? Warum hat mir niemand gesagt, dass er kommt? Wie er aussieht … diese Bodybuilderfigur, die aufgeblähten Muskeln unter dem glänzenden Polohemd. Er hat eine Auszeichnung bekommen! Dauernd Berichte in Zeitung und Fernsehen über seine Heldentaten! Er ist bedeutend! Welches Recht gibt ihm das, sich an Ghislaine ranzumachen? Sie ist ein Kind! Er ist ein gottverdammter kubanischer Polizist! Ein kubanischer Polizist! Was macht der hier? Ein kubanischer Polizist! Warum steht er so dicht neben ihr? — ein kubanischer Polizist! Qu’est-ce que c’est? Quel projet fait-il? Quelle bêtise! Was ist hier los?::::::

12
    Jiu-Jitsu-Justiz
    Gegen 18:30 Uhr schloss Magdalena die Tür zu ihrer Briefkastenwohnung auf — das heißt zu der Wohnung, die sie sich offiziell mit Amélia teilte — trat einen Schritt hinein und UHH hhhnnnnggghhhhhssseufzte viel lauter und länger als beabsichtigt.
    Sie hörte eine männliche Stimme, die aus dem Wohnzimmer kam. »Moment, ich darf doch sehr bitten … Ich behaupte nicht mal ansatzweise, dass das gesetzeswidrig ist — obwohl ich —« Die Stimme eines

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