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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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zweiten Mannes schaltete sich ein: »Aber das ist doch gar nicht der Punkt, oder? Ein Fehler — ein Fehltritt, wie Sie das nennen — in dieser Sache —« Aber als Magdalena die nörgelnde, dröhnende Stimme hörte, mit der der erste Mann sagte, »Ich behaupte nicht mal ansatzweise «, wusste sie bereits, dass im Wohnzimmer nur Amélia war, die sich auf ihrem großen Plasmafernseher irgendeine Nachrichtensendung anschaute.
    Die Stimmen wurden plötzlich leiser und waren nur noch ein kaum hörbares blubberbrummeliges Murmeln Murmeln Murmeln, dann ein lachendes Honk Honk Honk Honk und dann noch mehr Murmelmurmelmurmelmurmel, und plötzlich stand Amélia in der Tür: T-Shirt, Jeans, Ballerinas, den Kopf zur einen Seite geneigt und den Mundwinkel auf der anderen Seite nach oben gezogen, sodass das Auge darüber fast geschlossen war, womit sie andeutete, »Achtung, mach dich auf Spott gefasst.«
    »Was war das denn?«
    »Was war was? «, fragte Magdalena.
    »Das Stöhnen gerade. ¡Dios mío! «
    »Das war kein richtiges Stöhnen«, sagte Magdalena. »Das war ein Seufz-Stöhnen.«
    »Ein Seufz-Stöhnen …«, sagte Amélia. »Verstehe … heißt das, dass es von Herzen kam?«
    Magdalena verdrehte die Augen in der Ich-bin-völlig-erledigt-Manier himmelwärts und sagte ziemlich bitter: »Ja, von Herzen oder von irgendwo da unten. Da fallen mir mehrere Möglichkeiten ein.«
    Sie ging an Amélia vorbei ins Wohnzimmer, ließ sich aufs Sofa fallen und seufzstöhnte wieder, »Ahhhuunnnggghhhh.« Sie schaute zu Amélia hoch, die ihr ins Wohnzimmer gefolgt war. »Es ist Norman … Ich weiß nicht, wie lange ich diesen Dr. Wonderful noch ertragen kann«, worauf sie mit einer detaillierten Schilderung von Normans Verhalten auf der Miami Basel begann. »Wie er Maurice Fleischmann praktisch mit der Nase auf diesen Pornodreck stößt, damit er ihn bei der Stange halten und weiter benutzen kann, um seinen eigenen erbärmlichen sozialen Aufstieg zu fördern, das ist einfach skrupellos — das ist schlimmer als skrupellos … das ist grausam, was er Maurice antut —«
    Tatsächlich, auf dem Bildschirm waren drei von genau der Sorte von todernsten Klugscheißern zu sehen, die sie sich vorgestellt hatte, als sie im Flur die Stimmen gehört hatte … die unvermeidlichen dunklen Anzüge, die unterschiedlich fülligen Überreste an Haaren auf den kahlen Eierköpfen, Eierköpfe, die dazu bestimmt waren, mit ihren pathetischen Ansichten zu Politik und öffentlicher Ordnung jeden zu paralysieren. Der Fernseher war so groß, dass ihre Arme, ihre Beine und die sich unaufhörlich bewegenden Lippen so groß wirkten, als würden sie hier bei ihnen im Zimmer ihr langweiliges Geschwafel verbreiten, wovon Magdalena, Gott sei Dank, nur ein leises Gebrummel mitbekam, während sie fortfuhr, dass »Normans Liebe zu Norman sogar dann noch peinlich wäre, wenn er sich dezent produzieren würde, aber dezent ist Norman nun mal ganz und gar nicht. Manchmal möchte ich nur noch kotzen.«
    Sie registrierte nur am Rande, dass die Anzüge vom Bild schirm verschwanden und ein Werbespot lief. Ein Mann in den Vierzigern im Golf-Outfit hüpft wie ein Basketball tschappa tschappa taschappa tschappa mitten in einem Wohnzimmer herum, und eine etwas jüngere Frau und zwei Kinder zeigen mit den Fingern auf ihn und lachen, dass ihnen die Tränen über die Backen laufen tschappa tschappa taschappa tschappa. Der hüpfende Mann verschwand, was Magdalena aber nur auffiel, weil plötzlich der Bildschirm viel heller wurde. Sie steckte mit ten drin in ihrem Bericht über die Columbus Day Regatta — »Norman war richtig gierig darauf, als der große Pornoarzt erkannt und auf eins von den Booten eingeladen zu werden.« Beiläufig warf sie einen kurzen Blick auf den Bildschirm, der gerade wieder aufleuchtete. Ein zweiter Werbespot. Ein Zeichentrickfilm, in dem dreißig oder vierzig Schweine mit Flügeln in militärischer Formation über einen strahlend blauen Himmel flogen und sich dann, eins nach dem anderen, aus der Gruppe lösten und wie Kampfbomber erdwärts stürzten, worauf ein einziger Name auf dem Bildschirm erschien, ANASOL , und Magdalena erzählte: »Die Mädchen haben ihre Tangas aus ihren Arschbacken herausgezogen, dann haben die Jungen ihre Shorts ausgezogen und haben sie auf dem Deck vor allen anderen gevögelt, von hinten, und Norman wollte, dass ich mein Bikinioberteil auch ausziehe, und dabei wäre es sicher nicht geblieben.« Sie nahm nur am Rande wahr, dass ein

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