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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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Lächeln, wenn er sie irgendwem vorstellte … alles alten Leuten, zumindest in ihren Augen. Verwirrend … all die Namen nichts als Silben, zum einen Ohr hinein, zum anderen hinaus. Als das erledigt war, fand sich Magdalena auf einem Platz wieder, vier Plätze von Sergejs entfernt, der am Kopf des Tisches saß. Rechts von ihm saß eine Anglo-Frau, eine in Magdalenas Augen sehr schöne, aber auch blasierte Frau, die wahrscheinlich über vierzig war. Links von Sergej saß — ¡Oh, Dios mío! — eine berühmte kubanische Sängerin — jedenfalls unter Kubanern berühmt — Carmen Carranza. Ihre Haltung war majestätisch, aber sie war nicht mehr jung. Auch war sie nicht das passende Model für das Kleid, das sie trug. Es hing schlaff an ihrem Brustbein und erregte nicht die Satyrn, sondern die Gesundheitsfanatiker. Wo war nur das ganze Kollagen geblieben? — das Kollagen in den inneren Kurven ihrer kaum noch vorhandenen Brüste. Warum hatte sie auf dem knochigen Terrain zwischen den Brüsten Körper-Make-up aufgelegt — ein früher Übergriff von kleinen Altersflecken? Zwischen der verwelkten Sängerin und Magdalena saß ein alter Anglo mit schütteren Haaren, dessen Wangen wie aufgeblasen wirkten — perfekt . Kaum eine Falte in seinem Gesicht, das auf Höhe der Wangenknochen ein Roséton zierte, so perfekt, als wäre er ein Hauch Rouge. Der alte Knabe trug Anzug und Krawatte, und auch nicht irgendeinen Anzug. Er war aus Seersucker-Stoff mit pinkfarbenen Streifen — mit Weste. Magdalena konnte sich nicht erinnern, jemals einen Mann mit Weste gesehen zu haben. Und dann die Krawatte — sie sah aus wie ein Himmel voller Feuerwerkskörper, die in alle Richtungen und allen vorstellbaren Farben ihre Funken versprühten. Er schüchterte sie vom ersten Augenblick an ein … Aber er entpuppte sich als ausgesprochen amistoso y amable . Er behandelte sie nicht wie eine Aussätzige, die aus unerfindlichen Gründen Einlass ins Chez Toi gefunden hatte.
    Tatsächlich erweist sich der alte Mann, Ulrich Strauss, als freundlich, witzig, sehr schlau und nicht im Geringsten herablassend. Sergej eröffnet das Dinner mit einem Toast, in dem er mit anerkennenden Worten seine Ehrengäste willkommen heißt, den neuen Direktor des Koroljow Museum of Art, Otis Blakemore aus Stanford, der zwei Plätze rechts von Sergej sitzt, und dessen Frau, die alle Mickey nennen und die zur Linken Sergejs sitzt. :::::: ¡Dios mío! Sie ist die schöne Frau mit den hochtoupierten Haaren, die Norman gerade erst in der Bibliothek angebaggert hat … und sie ist keine americana, sondern eine cubana. :::::: Die Kellner beginnen den Wein einzuschenken, und Magdalena, die sonst keinen Alkohol trinkt, ist diesmal froh, mit einem Schluck ihre Nerven beruhigen zu können.
    Um den langen und ziemlich schmalen Tisch haben sich zweiundzwanzig Menschen versammelt. Die lebhaften Unterhaltungen sind so laut, dass man von seinem Gegenüber oder wenn der Sprecher drei oder vier Plätze weiter sitzt, kaum etwas verstehen kann. Zwischen Magdalena und Mr. Strauss entspinnt sich ein amüsantes Gespräch über die Miami Basel. Mr. Strauss sagt, dass er passionierter Sammler antiker Möbel und kleinformatiger gegenständlicher Bildhauerei des siebzehnten, achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts ist. Er fragt, wie Magdalena Sergej kennengelernt hat … ein Quereinstieg, um herauszufinden, wer dieses kleine Mädchen in dem sexy Mieder ist — soll heißen, wie sie zu ihm steht? Sie sagt nur, dass sie ihn letzte Woche auf der Miami Basel kennengelernt hat.
    Dann interessieren Sie sich also für zeitgenössische Kunst.
    Eigentlich nicht, sie war nur mit »ein paar Leuten« da.
    Wie fanden Sie es?
    Ehrlich gesagt, nicht besonders. Ziemlich hässlich — absichtlich hässlich! Und so pornografisch! Sie beschreibt in allgemeinen, schicklichen Worten ein paar Exponate. Der Wein tut seine Wirkung.
    Strauss zitiert ein Bonmot von Tom Stoppard: »Moderne Kunst ist Imagination ohne Handwerk.« Dann sagt er, zeitgenössische Kunst würde man als einen albernen Dummejungenstreich betrachten, wenn nicht ansonsten intelligente Menschen sie auf eine höhere Ebene gehoben hätten … auf der tonnenweise Geld den Besitzer wechselt.
    Ein Glas Wein später erzählt Magdalena, was sie gesehen hat: wie sogenannte Berater reiche alte Männer am Nasenring herumführen und diesen erzählen, Also, keine Diskussion. Ihr Geschmack soll doch zeitgemäß sein, oder etwa nicht? Magdalena ist wenigstens noch

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