Back to Blood
nüchtern genug, um Fleischmann oder seine Beraterin nicht beim Namen zu nennen.
Er wisse, sagt Strauss, dass Sergej genauso denke und nur auf die Miami Basel gehe, um sich über den Zirkus zu amüsieren. Der neue Direktor des Koroljow Museum of Art, sagt Strauss, habe einen ziemlich konservativen Geschmack und betreibe sein Haus mit einem wissenschaftlichen Ansatz. Die Chagalls, die Sergej ihm gestiftet habe, verkörperten gerade noch das Verständnis von moderner Kunst, die das Museum bereit sei zu akzeptieren.
An Sergejs Ende des Tischs wird über allgemeine Themen gesprochen. Sie reden über das YouTube-Video, in dem zwei weiße Polizisten einen Schwarzen verprügeln und rassistisch beleidigen. »Weiß«, nicht »kubanisch«, weil niemand die Sängerin oder die anderen wichtigen Kubaner am Tisch verärgern will. Magdalena kann also gar nicht auf den Gedanken kommen, dass Nestor daran beteiligt gewesen sein könnte.
Sie reden über den Streit zwischen dem Bürgermeister und dem Polizeichef.
Sie reden über die anhaltenden Probleme in Haiti.
Sie reden über den wieder erstarkenden Immobilienmarkt.
Magdalena ist nicht nur zu schüchtern, um sich in die Unterhaltung einzuschalten. Sie hat keine Ahnung, worum es überhaupt geht. Sie kennt nicht mal die Hälfte der verwendeten Ausdrücke. Also trinkt sie noch einen Wein.
Dann kommt die Runde auf das Thema Miami Basel. Mr. Strauss erzählt von Gerüchten, dass Händler und künstlerische Berater geheime Absprachen träfen, um Hedgefondsmanagern und anderen Betuchten zweistellige Millionenbeträge aus der Tasche zu ziehen.
Mr. Strauss sagt, »Meine Freundin Miss Otero kann Ihnen erzählen, wie das läuft. Sie hat es selbst erlebt.«
Er schaut sie an in der Annahme, dass sie nun wiederholen wird, was sie ihm gerade erzählt hat. Plötzlich sind all die Erwachsenen an diesem Ende des Tisches verstummt und schauen Miss Otero an … und ihre Brüste, aber sie wollen unbedingt wissen, was sie zu sagen hat — dieses junge Ding, das angezogen vollkommen nackt aussieht.
Magdalena spürt den Druck. Sie weiß, dass sie sich weigern sollte, aber sowohl Sergej wie auch Mr. Strauss und alle anderen schauen sie unverblümt an und erwarten irgendetwas … oder ist sie etwa nur eine dahergelaufene Schlampe ohne eine einzige Gehirnzelle im Schädel? Außerdem hat sie als einziges Beispiel nur das Erlebnis mit Fleischmann anzubieten … und sie will auf keinen Fall, dass Maurice — und Norman — erfahren, was sie über das Thema denkt. Sie sitzen am anderen Ende des Tisches, würden also nicht mitkriegen, was sie erzählte … aber wer weiß, ob sie nicht später, nach dem Dinner, irgendwie Wind davon bekämen? Jedenfalls kann sie nicht wie ein verängstigtes Kind einfach nur dasitzen! … Nicht vor Sergej!
Also fängt sie an … mit angemessen dezenter Stimme … doch alle elf an ihrem Ende des Tisches beugen sich sofort nach vorn, um auch ja nichts zu verpassen … dieses kleine scharfe Teil! … bei dem sie sich schon die ganze Zeit fragen, was sie so denkt, wenn überhaupt, während sie über ihre Brüstung in die Welt schaut. Sie spricht ein bisschen lauter, wobei es ihr vorkommt, als hörte sie die Stimme von jemand anderem. Aber die drei Gläser Wein machen es ihr leichter, und sie fängt an, einigermaßen flüssig zu erzählen.
Sie spricht flott und locker über all die Pornografie, die in den Blutkreislauf der Miami Basel eingespeist worden ist …
::::::Ich habe schon viel zu viel gesagt! Aber alle starren mich an! Wie kann ich jetzt aufhören, ohne wie eine dumme Gans dazustehen?! Immer mehr hören auf zu reden — um mir zuzuhören! Wie kann ich jetzt einfach … den Mund halten? Das ist mein Augenblick, um groß rauszukommen . Um mir ihren Respekt zu verschaffen!::::::
Sie registriert nicht, wie viele diese »immer mehr« schon sind.
— Als sie auf einen bestimmten Sammler zu sprechen kommt, der von seinem Berater herumgeführt wird ::::::Ich muss aufhören, sofort! Das ist ein privater Speisesaal, niemand macht noch einen Muckser … nur ich rede noch immer. Maurice sitzt gleich da drüben am anderen Ende des Tisches! Norman auch! Aber das ist mein Augenblick! Den kann ich mir nicht entgehen lassen!:::::: stürzt sie sich blindlings in die Geschichte ::::::ich kann nicht anders:::::: und beschreibt die künstlerischen Berater als Zuhälter, die einen hohen Preis verlangen für … Ekstase — Ekstase! — für den perfekten Kick, berühmte Spieler sein zu
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