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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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Zeichenmappe, so eine Künstlermappe.«
    »Am Ende der Reihe drehe ich wieder um. Vielleicht können Sie ja sehen, wo er hingeht.«
    Nestor wendete sehr langsam und fuhr auf der anderen Seite wieder zurück.
    »Ich sehe ihn«, sagte John Smith. »Er geht in den Eingang, an dem wir gerade vorbeigefahren sind.«
    Nestor sah gerade noch, wie er in dem Eingang verschwand. Er blieb stehen, wo er war, mitten auf dem Parkplatz.
    »Was meinen Sie, was er hier draußen macht?«, fragte Nestor. »Wir sind praktisch in Fort Lauderdale … und was weiß ich wie weit westlich. Ich kapiere das einfach nicht. Sie haben doch gesagt, dass er sein Atelier in Wynwood hat, oder?«
    »Das ist nicht nur ein Studio, Nestor, das ist eine richtige Wohnung, und was für eine. Ich kenne jede Menge Künstler, sogar erfolgreiche, die würden sich ein Bein ausreißen für so eine Bude.«
    »Ich … kapiere … das … nicht«, sagte Nestor.
    »Also … was machen wir jetzt?«
    »Gibt nicht viel, was wir jetzt machen können«, sagte Nestor. »Es ist schon nach vier. Wir können hier nicht mitten in der Nacht einfach so rumspazieren.«
    Die Scheinwerfer des Camaro waren auf das Gebäude gerichtet … Schweigen … Dann sagte John Smith: »Wir müssen morgen wiederkommen und ihn abpassen, wenn er wieder abhaut. Dann sehen wir schon, was wir tun können …«
    Schweigen … das Schweinwerferlicht des Camaro fiel auf ein paar Wagen … der Parkplatz war brechend voll … Der Camaro war fast zehn Jahre alt, und Nestor fragte sich, warum ihm gerade jetzt auffiel, dass die Karosserie im Leerlauf vibrierte.
    »Es ist schon früher Morgen«, sagte Nestor. »Ein Typ wie Igor — glaube kaum, dass der sich bis drei in einem Striplokal volllaufen lässt und dann um sechs wieder aufsteht. Sie haben ja das Zeug gesehen, das er aus dem Kofferraum geholt hat. Der ist hier nicht nur mal eben kurz auf Besuch.«
    » Hmmmm … schätze, Sie haben recht«, sagte John Smith. »Außerdem müssen wir uns umziehen. Wir müssen seriös ausehen, wenn wir da reinwollen.« Er nickte zu dem Gebäude. »Haben Sie ein Jackett?«
    »Ein Jackett? … Ja, ich hab eins … Gehört zu einem blauen Anzug.«
    »Ausgezeichnet!«, sagte John Smith. »Tun Sie mir einen Gefallen. Ziehen Sie den Anzug an und dazu Lederschuhe.«
    »Ich weiß nicht, ob der mir überhaupt noch passt. Den habe ich gekauft, bevor — na ja, das ist leicht drei oder vier Jahre her.« Blitzartig lebte vor Nestors geistigem Auge die ganze demütigende Prozedur wieder auf … wie Mami mit ihm in die Herrenabteilung von Macy’s gegangen war … wie er wie ein Vollidiot dagestanden hatte … wie Mami und der Angestellte sich — auf Spanisch — darüber unterhalten hatten, wie weit unten dies und wie weit oben das sein müsse … wobei sie nur zweimal mit ihm sprachen … als Mami sagte, »¿Cómo te queda de talla?« und als der Angestellte ihn aufforderte, »Dobla los brazos y levanta los codos delante« … und wie ihm nur eine einzige Sache im Kopf herumging … die Schreckensvorstellung, dass ihn vielleicht jemand, der ihn kannte, so sehen könnte.
    »Bevor Sie angefangen haben, bei Rodriguez zu trainieren?«, sagte John Smith lächelnd.
    »Äh … ja«, sagte Nestor.
    »Geben Sie Ihr Bestes, Nestor. Einfach reinquetschen.«
    »Und als Nächstes soll ich dann auch noch eine Krawatte umbinden, oder?«, sagte Nestor mit leicht sarkastischem Unterton.
    John Smiths Augen leuchteten auf. »Hey, haben Sie etwa eine?«
    »Jaaaa …«
    »Umbinden!«, sagte John Smith. »Ich binde mir auch eine um. Wir müssen seriös aussehen! In dem Gebäude wimmelt es von rüstigen Rentnern. Die schätzen es gar nicht, wenn wir hier auftauchen und aussehen, als wollten wir ins Honey Pot. Nicht mal so ein schräger Vogel wie Igor wird das gutheißen. Wir sind seriöse Männer!«

15
    Die Klatschtanten
    Sieben Stunden später, um 10:30 Uhr, fuhren Nestor und John Smith erneut auf den Parkplatz der Alhambra Lakes … genau genommen saß diesmal John Smith am Steuer … und zwar in seinem Chevrolet Assent, einem nagelneuen grauen Zweitürer. John Smith war der Meinung, dass es ungehörig sei, bei Tageslicht mit Nestors Camaro auf einem Parkplatz von Rüstigen Rentnern aufzukreuzen. Der Camaro war ein Muscle-Car aus den Tagen, als Muscle-Cars noch Muscle-Cars waren, und er war so erbarmungslos aufgemotzt, dass ein Rüstiger Rentner glauben musste, jemand würde ihm mit dem nackten Arsch ins Gesicht springen und dabei knurren, »Ich bin

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