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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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andere Ausfahrt, von der sie nichts wussten … oder Igor könnte, da er ja Stammkunde war, im Honey Pot übernachten, wenn ihm danach sei … vielleicht fänden sich ja auch noch Mädchen, die gewillt seien zu bleiben und ein bisschen mit ihm zu spielen … Vielleicht dies, vielleicht das … Aber eins hatte Nestor bei seiner Arbeit in der CST gelernt: Man musste auf den richtigen Zeitpunkt zum Handeln warten. Ohne etwas zu überstürzen, musste man selbst oder ein Vorgesetzter unter Berücksichtigung aller Unwägbarkeiten über das Vorgehen entscheiden und sich dann strikt daran halten … so wie Hernandez die Überwachung in Overtown geplant hatte … ¡Coño! Warum konnte er diese Scheißnacht nicht vergessen? Das hatte er jetzt davon. Wieder dieser Weltschmerz.
    Aber jetzt saß er mit John Smith in seinem Camaro und wartete auf die Beute … und John Smith war nicht Sergeant Hernandez.
    »Angenommen, er fährt gar nicht nach Hause«, sagte John Smith. »Was, wenn er zu einer Freundin oder so fährt? Was machen wir dann?«
    »Kann schon sein, dass einer, der sich drei oder vier Nächte die Woche in einem Stripladen rumtreibt, danach um drei oder vier Uhr morgens nach Hause zu seiner Freundin fährt, für sehr wahrscheinlich halte ich das aber nicht. Wenn Sie mich fragen, ist dieser Bursche eine ziemlich bedauernswerte Gestalt. Ein erfülltes Liebesleben im Honey Pot, also wirklich?«
    »Es muss ja keine Freundin sein«, sagte John Smith. »Das war nur ein Beispiel. Es könnte auch …«
    »Hören Sie zu, John, alles ist möglich. Und was sagt Ihnen das? Null, gar nichts. Man fängt an mit dem, was wahrscheinlich passieren wird, und da setzt man an. Was wollen Sie, das war doch eine ziemlich gute Nacht! Das war das erste Mal, dass wir überhaupt Tuchfühlung mit dem Kerl hatten. Wir wissen jetzt, wie er aussieht. Vorher haben wir immer nur nach einem gottverdammten gewachsten Schurrbart Ausschau gehalten!«
    »Verstehe immer noch nicht, wie Sie das gemacht haben«, sagte John Smith.
    »Es war das schwarze Hemd, das vorne halb aufgeknöpft war. Das war das gleiche Hemd, das er auf dem Foto anhatte, das wir von den Cops aus Miame-Dade County bekommen haben. Er hat sich gerade fünf oder sechs Stunden lang in einem Stall voller Nutten abgearbeitet. Kann mir nicht vorstellen, dass er um drei Uhr morgens den ganzen Weg zurück nach Wynwood fährt. Warten wir’s einfach ab, okay?«
    John Smith lehnte sich in seinem Beifahrersitz wieder zurück, stieß einen langen Seufzer aus und schloss die Augen.
    Etwa eine halbe Stunde später kam ein stämmiger Typ, der unter einem halb offenen schwarzen Hemd seine unermesslich breite haarige Brust zur Schau stellte, ganz allein aus dem Honey Pot. Nestor stieß John Smith in die Seite und sagte, »Da ist er ja, unser Bursche.«
    John Smith hob den Kopf. »Jesus! Macht mir nicht gerade einen standfesten Eindruck.«
    Der Mann ging auf den Parkplatz des Honey Pot zu. Nestor startete den Camaro, die Scheinwerfer ließ er aus.
    Keine Minute war vergangen, als John Smith mit konspirativ gedämpfter Stimme sagte, »Was macht er da so lange? Was, wenn er einfach über den Parkplatz und hinten wieder rausläuft.«
    John Smith schaute jetzt zur Ausfahrt des Parkplatzes. Wieder verstrichen ein paar endlose Minuten.
    Schließlich fuhr ein Volvo vom Parkplatz, der große, der Vulcan. Nestor musste zweimal hinschauen, um die Brustmatte hinter dem Lenkrad zu erkennen.
    Nestor ließ sich alle Zeit der Welt, um das Sonnenschutzschild zusammenzufalten … und sagte seelenruhig, »Wollen Sie wissen, was meine schlimmste —«
    John Smith, bestürzt: »Er gibt Gas!«
    »— Albtraumvorstellung von meinem Tod ist? Dass ich von einem Volvo Vulcan oder einem Cadillac Escalade überfahren werde. Mann, eins weiß ich —«
    »— Jesus! — er ist schon fast an der Kreuzung, und wir sind noch nicht mal —«
    »— sicher. Das wäre echt demütigend. Das kann ich Ihnen sagen.«
    »Nestor!«
    »Immer mit der Ruhe. Ich lass ihn um die Ecke biegen, dann mache ich die Scheinwerfer an und klemme mich an ihn dran. Ansonsten fragt er sich doch sofort, warum da jetzt plötzlich Schweinwerfer aufblenden und einer hinter ihm herfährt.«
    »Aber wir verlieren ihn.«
    »Fünf Sekunden vielleicht. Da — jetzt ist er abgebogen. Und jetzt — aufgepasst! «
    Nestor schaltete die Scheinwerfer des Camaro ein und ließ den Wagen langsam auf die Straße rollen … dann schossen sie mit einem rasanten Kavaliersstart am

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