Back to Blood
Island einen Liegeplatz für dein Zigarettenboot besorgen oder dich ins Chez Toi mitnehmen oder mit der schwarzen Mitgliedskarte in diese spezielle Lounge im ersten Stock, dem Chez-toi-Klub, oder wie der heißt?«
»Gottverdammt —«
»Dir reicht es ja nicht, ein prominenter Fernsehschloktor zu sein, stimmt’s? Oh nein, du willst Ansehen, stimmt’s? Du willst —«
»Verdammte Schlampe!«
»— in die feine Gesellschaft! Du willst zu allen Partys eingeladen werden! Und deshalb lautet deine Diagnose für den armen Maurice auch so lange ›klinisch krank‹, bis du —«
Norman stieß ein tierisches Geräusch aus, und bevor Magdalena wusste, wie ihr geschah, packte er sie direkt unter der Schulter am Oberarm, riss sie nach oben, zog sie ganz nah an seinen Körper und sagte halb zischend, halb knurrend, »Ich geb dir deine Diagnose, Schlampe … du bist eine Schlampe, Schlampe! «
»Hör auf!«, sagte Magdalena. Es hörte sich fast an wie ein Schrei. In diesem Augenblick hatte sie Angst. Der tierische Klang seiner Stimme — er nannte sie Schlampe — seine Grobheit — »Schlampe!« — wie er sie am Arm hin und — »Schlampe!« — her zerrte — »Schlampe!« — und dann schrie sie so schrill, wie sie noch nie in ihrem Leben geschrien hatte! »Hör auf!« Norman drehte hektisch den Kopf hin und her, als suchte er nach etwas ::::::Dieser Dreckskerl! Er will sichergehen, dass niemand mitbekommt, was er da tut!:::::: Für den Bruchteil einer Sekunde lockert sich sein Griff … Magdalena reißt sich los … sie schreit schreit schreit schreit schreit schreit, während er brüllt — »Schlampe! — ich krieg dich — du Schlampe!« — und hinter ihr herläuft! … sie wirft sich gegen den Stangengriff an der Tür, die hinaus zum Parkplatz im Innenhof führt, und stolpert ins Sonnenlicht. Aus einem Auto, das nach einem Parkplatz sucht, ruft ein Mann vom Beifahrersitz, »Alles okay mit Ihnen?« Der Wagen rollt zwar vorbei, aber er bewirkt immerhin, dass Norman stehen bleibt. Nicht mal ein sexbesessener, vor Egoplasma vibrierender Hüne will dabei gesehen werden, wie er sich wie ein Geisteskranker auf ein schreiendes, körperlich schwächeres Mädchen stürzt, das nur halb so alt ist wie er selbst. Trotzdem rennt Magdalena weiter, zwischen den parkenden Wagen hindurch, mit eingezogenem Kopf, damit er sie nicht sieht und noch einmal ausrastet … gebückt hetzt sie weiter … keuchend … mit pochendem Herzen … und einer nie gekannten Todesangst ::::::Wo soll ich bloß hin? In meine Wohnung kann ich nicht … er weiß, wo sie ist! … Er ist zum Tier geworden!::::::
Sie hat ihren Wagen erreicht … kauert neben der Fahrertür ::::::Rein! Sofort abschließen!:::::: ihre Hand bewegt sich nach unten und — eine fürchterliche Hitze breitet sich in ihrer Schädelhöhle aus, verbrennt die Innenseite des Schädels … ihre Handtasche ist nicht da! Bei ihrer überstürzten Flucht hat sie sie im Untersuchungszimmer vergessen … ihre Wagenschlüssel und Fernbedienung, ihr Wohnungschlüssel … ihre Kreditkarten … ihr Bargeld … das Handy … der F ührerschein! — ihr einziges Ausweispapier in dieser Welt außer ihrem Pass, und der liegt in der Wohnung, und er hat jetzt den Schlüssel! Er hat alles, sogar ihr Make-up … Sie muss weg von hier … er kennt den Wagen! Was, wenn er —
— sie trippelte gebückt die Wagenreihen entlang, bis sie schließlich die Ausfahrt auf der gegenüberliegenden Seite sah … trotzdem wagte sie es nicht, aufrecht weiterzugehen … Leute schauten ihr hinterher, eine junge Krankenschwester in Weiß, die vom Parkplatz trippelt … vornübergebeugt … Da schau! So jung, entweder ist die plemplem, oder sie hat einen Schlaganfall! Das Mädchen braucht Hilfe, unbedingt … Warum hilft ihr denn keiner? … Was schaust du mich an?
Mittags an einem weiteren Tag wie jeder andere in Miami, der Himmel eine hellblau-weiße Kuppel, die eine höllische Hitze abstrahlt und die Passanten auf der Collins Avenue in gleißendes Licht taucht, das die Gestalten als gedrungene Schatten auf den Gehweg malt … den sie durch ihre der Makuladegeneration trotzenden dunklen Sonnenbrillen kaum erkennen dürften … wenn sie aus irgendeinem Grund ihre Augen öffnen wollen, um etwas zu sehen . Ein junger Mann, der ein weißes Sporthemd und eine blaue Jeans trägt, hat sich gerade an die Wand eines Gebäudes gedrückt, das um die Mittagszeit gerade mal einen fünfzig Zentimeter breiten Schatten wirft. Er
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