Back to Blood
Fallbeil runtersaust. Wir müssen was tun, irgendwas. «
»Okay, aber was? Sag mir nur eine Sache, die wir tun können, ohne dass wir uns noch tiefer reinreiten?«
Schweigen. »Lassen Sie mir ein bisschen Zeit. Ich denke mir was aus.« Das Einzige, woran er genau in diesem Augen blick denken konnte, war Ghislaine. Ghislaine Ghislaine Ghis laine … Er dachte nicht einmal daran, was sie möglicherweise als Zeugin für ihn tun konnte, wenn sie aussagte, dass alles, was er zu diesem Fleischberg in der Crackbude gesagt hatte, nach einem nervenzerfetzenden Kampf auf Leben und Tod aus ihm herausgesprudelt war. Nein, er dachte nur an ihr schönes, helles, ehrliches Gesicht.
»Wer das auch ist, ich werde den Kerl auftreiben, der das Handyvideo gemacht hat. Dann habe ich die erste Hälfte und kann allen zeigen, was wirklich passiert ist.«
»Okay«, sagte Hernandez. »Aber das hast du doch schon versucht.«
»Na ja, ich versuche es eben noch mal, Jorge. Ich werde eine komplette Verteidigung für uns aufbauen.«
»Bueee-no, muy bueee-no«, sagte Hernandez in einem Tonfall, der Nestor als hoffnungslos naives Kind abstempelte. »Aber du hältst mich auf dem Laufenden … okay? Du musst vorsichtig sein mit dem, was du da anleierst. Verstehst du, was ich damit sagen will? Du musst das so sehen. Auf gewisse Weise sind wir so besser dran. Der Scheißfall ist erledigt. Wir müssen uns nicht in irgendeinem Gerichtssaal mit Dreck bewerfen lassen — und dann schmeißen sie uns trotzdem raus. Verstehst du?«
»Ja …«, sagte Nestor mit tonloser Stimme und dachte dabei ::::::Der altgediente Klugscheißer hat gesprochen. Für dich ist das vielleicht ein Trost, schließlich warst du es, der dieses Zeug dahergeredet hat. Ich jedenfalls hab keine Lust, mich mit dir zusammen einsargen zu lassen.:::::: Ohne auch nur ansatzweise einen Grund dafür nennen zu können, dachte er wieder an Ghislaine. Er hatte das Bild vor Augen, wie sie im Starbucks ihre schönen geschmeidigen Beine übereinanderschlug … die rank und schlank, irgendwie französisch aussehende Wade, die auf dem Knie des anderen Beines lag … aber er dachte nicht an die Geheimnisse ihrer lehmigen Lenden … Er dachte nicht so an sie … Schließlich sagte er, »Ehrlich gesagt, Jorge, ich verstehe es nicht . Es ist kein Trost für mich, nicht vor Gericht erscheinen zu müssen. Ich bin geradezu scharf darauf, dass es einen Prozess gibt. Ich will diese ganze gottverdammte Geschichte vor allen ausbreiten, und irgendwie werde ich das auch schaffen.«
»Kapierst du nicht, dass das kaum einen Unterschied macht, ob du ›diese ganze gottverdammte Geschichte vor allen ausbreitest‹?«, sagte Hernandez. »Könnte das Ganze sogar noch schlimmer machen.«
»Tja, vielleicht haben Sie recht«, sagte Nestor. »Aber ich kann nicht einfach still dasitzen … das ist noch schlimmer. Ich komme mir vor, als hätten sie mich auf den elektrischen Stuhl geschnallt und jetzt würde ich nur noch drauf warten, dass sie den Schalter umlegen. Ich muss was tun, Jorge!«
» Okaaaay, amigo, aber —«
»Schon gut, ich halte Sie auf dem Laufenden«, sagte Nestor. »Ich muss jetzt los.« Er verabschiedete sich nicht mal.
16
Demütigung,
die Erste
Amélia saß niedergeschlagen, zusammengesackt und fast völlig versunken in den Polsterwogen des einzigen Armsessels in ihrer Wohnung … die Beine übereinandergeschlagen, wodurch ihr Rock … der überhaupt nur so lang war … so weit nach oben gerutscht war, dass Magdalena sich fragte, als sie hereinkam, ob das jetzt ein Rock oder eine Bluse war … Sie war enttäuscht, Amélia in derart deprimiertem Zustand anzutreffen … enttäuscht bis an den Rand der Verbitterung ::::::Was hast du denn schon für ein Problem, das dich dermaßen beansprucht?:::::: Magdalena zählte auf Amélias immer fröhliches, immer klarsichtiges Wesen, mit dem sie sich ihre Probleme anhören konnte. Magdalena brachte sich selbst in Position. Sie hockte sich in Shorts und T-Shirt auf einen Esszimmerstuhl mit gerader Lehne. Unbewusst dramatisierte sie ihren vorrangigen Anspruch auf Mitgefühl, indem sie ein Bein hochzog, die Ferse auf die Stuhlkante stellte und das Knie mit beiden Armen umschlang, als sei es der einzige Freund, der ihr noch geblieben war.
»Nein, das stimmt nicht«, sagte Amélia. »Wir sind eben nicht im gleichen Boot. Du hast ihn verlassen, er hat mich verlassen. Du bist glücklich, ich nicht.«
»Ich bin nicht glücklich! «, sagte Magdalena. »Ich habe
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