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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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trägt eine große leere CVS -Einkaufstüte. Hastig hebt er in dem kargen Schattenstreifen die CVS -Tüte hoch, dreht sie um und fängt an, sie sich über den Kopf zu ziehen. Die Gaffer können jetzt sehen, dass sich in der Tüte noch eine zweite Tüte … und ein Handtuch befindet, das herauszufallen droht. Hastig zieht der junge Mann das Handtuch heraus und legt es sich so über den Kopf, dass es das Gesicht und die Ohren bedeckt, eigentlich alles bis zu den Schultern. Dann zieht er die Einkaufstüten, die eine in der anderen, über das Handtuch nach unten, sodass die Gaffer nur noch ein paar Zentimeter von dem Handtuch sehen, das unten aus den Tüten herausschaut. Vom Kopf ist gar nichts mehr zu sehen. Dann sehen sie, wie der Mann ein Handy aus der Tasche seiner Jeans zieht und es unter die Tüten und das Handtuch schiebt. Was ist das für ein Bursche? … ein Spinner — niemand kann sich einen Reim darauf machen.
    Unter dem Handtuch und den Tüten klingelt ein Handy, »¡Caliente! Caliente baby … Got plenty fuego in yo’ caja china …«, und der Mann unter den Tüten sagt, »Camacho.«
    »Wo bist du?«, sagt die Stimme von Sergeant Hernandez. »Unter einer Matratze?«
    »Hey, Jorge«, sagt Nestor. »Gott sei Dank, Sie sind es! Moment. Ich ziehe mir eben das Scheißding runter … Besser so?«
    »Ja, jetzt klingst du einigermaßen normal. Sind das Autos, was ich da höre? Wo bist du?«
    »Collins Avenue. Ich hab mir dieses Scheißzeug über den … den …« ::::::Ich werde auf keinen Fall »Kopf« sagen, sonst glaubt er noch, ich bin völlig übergeschnappt:::::: »über das Handy gezogen, damit sie nicht mitkriegen, dass ich nicht zu Hause bin.«
    »Verstehe«, sagte Hernandez. »So ähnlich mache ich es auch — allerdings müssten die ja inzwischen wissen, dass kein Mensch mehr ein Festnetztelefon hat, alle haben nur noch Handys — na ja, was soll’s. Weißt du schon das Neueste?«
    »Nein … glaube, ich will das auch gar nicht wissen. Kann mich noch an das letzte Mal erinnern, als Sie ›das Neueste‹ für mich auf Lager hatten.«
    »Diesmal willst du es vielleicht doch wissen — also, die haben gerade unsere Crackdealer laufen lassen! Die Grand Jury hat eine Anklageerhebung abgelehnt!«
    »Sie machen Witze!«
    »Gerade verkündet worden, Nestor, vor einer halben Stunde. Kannst du überall im Internet lesen.«
    »Aber warum?«
    »Dreimal darfst du raten?«
    Nestor wollte schon sagen, wegen dir und deinem Dschungelaffenscheiß, aber er riss sich zusammen. »Wegen uns?«, sagte er nur.
    »Treffer beim ersten Versuch. Wie kann man auch zwei freundliche Herren aus Overtown anklagen, wenn die beiden Beamten, die sie verhaftet haben, Rassisten sind? Richtig? Sie haben uns nicht mal als Zeugen benannt, Nestor, dabei war das unser Fall! «
    Schweigen. Nestor war perplex. Und was hatte das jetzt für Konsequenzen? Schließlich sagte er, »Das heißt, es gibt keinen Prozess. Richtig?«
    »Richtig«, sagte Hernandez. »Und wenn du meine Meinung hören willst: Zumindest dafür danke ich Gott. Bin nicht gerade scharf drauf, dass ich da oben im Zeugenstand stehe, und so ein Krawattenheini fragt mich, ›Also, Sergeant Hernan dez, wie rassistisch sind Sie denn nun? Nur ein bisschen oder volle Kanne oder irgendwo dazwischen?‹«
    »Was meinen Sie, was wird das Präsidium dazu sagen?«
    »Na ja, die werden sagen, ›Okay, jetzt ist es amtlich. Die Jury hat gesprochen. Diese beiden Fanatiker haben uns einen Fall vermasselt. Was sollen wir mit zwei solchen Parasiten noch anfangen ? ‹ Dabei hätten die ohne uns überhaupt keinen Fall gehabt. Aber kannst dir ja selbst ausrechnen, was das jetzt noch für eine Rolle spielt.«
    »Ich dachte immer, Verfahren der Grand Jury sollen unter Ausschluss der Öffentlichkeit ablaufen.«
    » Sollen … Das Einzige, was die eigentlich öffentlich sagen dürften, ist ›Anklage‹ oder ›keine Anklage‹. Aber du brauchst ja nur den Fernseher oder das Radio anmachen oder ins Inter net schauen — die Mitglieder der Grand Jury sollen zwar nicht reden mit diesen Dreckskerlen, aber sie tun es doch. Kommt mir vor, als hätten sie schon geplaudert. Wenn du mich fragst, sind wir am Arsch.«
    »Hat Sie schon irgendwer angerufen, jemand aus dem Präsidium, der Bereichsleiter oder so?«
    »Noch nicht, aber das kommt noch … das kommt noch …«
    »Ich weiß ja nicht, wie das bei Ihnen ist«, sagte Nestor. »Aber ich halt’s einfach nicht aus, nur rumzusitzen und darauf zu warten, dass das

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