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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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nur deshalb, weil er glaubte, sich damit vielleicht lieb Kind machen zu können beim Zaren, der die kleine Scheibe Papaya ja mitgebracht hatte.

17
    Demütigung, die Zweite
    ::::::Ganz am Anfang, als er fragte, »Was machen Sie?« und das alles … »Was machen Sie, um sich Ihr Essen, Ihre Kleidung zu verdienen?« und was sonst noch alles, da hätte ich einfach sagen sollen, »Sir, kennen wir uns?« Egal, wie er darauf reagiert hätte, ich hätte einfach weiter hart bleiben sollen, »Sir, kennen wir uns? Ich müsste Sie schon wirklich gut kennen, um Ihnen solche Fragen zu beantworten« … und und wenn er dann immer noch weitergebohrt hätte, hätte ich hinzufügen können, »Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass wir uns jemals so gut kennen werden, nicht in den nächsten tausend Jahren, nicht wenn ich es irgendwie vermeiden kann …« … Gut, »nicht wenn ich es irgendwie vermeiden kann« wäre vielleicht ein bisschen übertrieben gewesen, beson ders von einer Vierundzwanzigjährigen gegenüber einem — wie alt war er? — in den Fünfzigern? — aber das wäre der Augenblick gewesen, ihn zu stoppen, ganz am Anfang, bevor er seine widerwärtige, demütigende Nummer hätte abziehen können —::::::
    Nichts anderes ging ihr durch den Kopf, als sie auf dem Beifahrersitz keine dreißig Zentimeter neben Sergej saß, der seinen teuren Sportwagen in die Dunkelheit der Collins Avenue hinausjagte … ein Komet aus roten Rücklichtern, der in ein schwarzes Loch stürzte … und Sergej lachte, kicherte und gluckste und sagte Sachen wie, »Ein Kriecher! So ein Kriecher! Kam angekrochen wie ein kleiner ungezogener Junge!« … und flitzte in unglaublichem Tempo an diesem roten Rücklicht vorbei und flitzte am nächsten flitzte und flitzte am nächsten und am nächsten und an allen anderen vorbei flitzte flitzte flitzte durch die Dunkelheit … vollkommen rücksichtslos, und das registriert nur Magdalenas Kleinhirn … es dringt nicht mal bis in die Betzsche Riesenpyramide durch, geschweige denn bis in ihre Gedanken … Sie kann an nichts anderes denken als daran, was sie hätte tun sollen, was sie hätte tun können, um dieses grässliche Stück mierda loszuwerden … diesen »Schachmeister« Schytin.
    :::::: Bastardo de puta! :::::: Normalerweise gestattete sie sich derart vulgäre Ausdrücke nicht mal in Gedanken. Aber sie steckte mitten in jenem schrecklichen Hätte-ich-doch-bloß- Zustand, wenn man — nach dem Ende der Party — die Treppe hochgeht, um sich schlafen zu legen, oder wie verrückt die Collins Avenue hinunterjagt, und einem erst dann, wenn es natürlich schon zu spät ist, die passende Retourkutsche einfällt … die den Dreckskerl vernichtet hätte, der einem bei der Unterhaltung während des Abendessens gerade noch ein ums andere Mal ausgestochen hat … nicht dass Magdalena den Ausdruck l’esprit de l’escalier kannte, aber genau diesen Zustand durchlebte sie gerade … während sie sich wütend und sinnlos das Hirn zermarterte.
    Sergej war derart guter Laune, dass ihm gar nicht auffiel, wie schweigsam und in sich gekehrt Magdalena war … und jetzt ließ er sich über Flebetnikow aus, den Russen, der sie eingeladen hatte und zu dessen Party sie fuhren, über seine Villa, sein Anwesen, seinen Palast auf Star Island — keine Bezeichnung dafür könnte grandios genug sein … und ob ihr aufgefallen sei, dass jeder Russe in Miami, der in einem großen Haus lebte, »Oligarch« genannt wurde? Was für ein Witz! Auch ihn nannte man einen Oligarchen. Bei dem Gedanken musste er kichern.
    Oligarchie bedeute »Herrschaft von wenigen« … könnte man ihm also freundlicherweise mal erklären, worüber er herrschte? Tatsächlich sei ihm zu Ohren gekommen, dass Flebetnikows Hedgefonds in echte Schwierigkeiten geraten sei, und wie sehr müsse ein Russe denn in Schwierigkeiten geraten, bevor man ihn nicht mehr als Oligarchen einstufte? Er kicherte wieder.
    Inzwischen fuhren sie durch Sunny Isles, und Sergej zeigte nach links auf einen Wohnturm auf der anderen Seite der Collins Avenue. »Da wohne ich«, sagte er. »Im neunundzwan zigsten und dreißigsten Stock.«
    Das erregte Magdalenas Aufmerksamkeit. »Auf beiden Stockwerken ?«
    »Tja … jetzt, wo Sie es sagen … ja, stimmt, auf beiden Stockwerken!«
    »Wie hoch ist das Gebäude?«
    »Dreißig Stockwerke.«
    »Sie haben also die beiden obersten Stockwerke?« Große, weit aufgerissene Augen.
    »Ähhh … ja.«
    »Das Penthouse? «
    »Ja, sehr schön, tolle

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