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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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des elektrischen Lichts. Es beleuchtete das Gebäude nicht direkt, es ließ nur seine schiere Größe erahnen … die Kanten der Dachschieferplatten … die weißen Architrave über den Fenstern … die Schatten in den tiefen Reliefs der mit fantasievollen Figuren bebilderten Gipsmedaillons.
    Ganz am Ende des Weges saß die große Blondine Savannah immer noch an ihrem Kartentisch. Das Licht reichte gerade aus, um den ihnen zugewandten Rücken zu beleuchten … das ärmellose Kleid, die breiten, nackten, weißen Schultern, die hellen Strähnen in ihrem blonden Haar … Sergej blieb abrupt stehen und sagte zu Magdalena, »Diese Schlampe … Mit ihr hat alles angefangen.«
    Er sagte es nicht laut. Er zischte es vielmehr. Aber doch laut genug, dass Savannah etwas gehört hatte. Sie stand auf und drehte sich um.
    Magdalenas Herz schlug schneller. Sergejs Gesichtsausdruck war der gleiche wie im Gogol’s, als er den bedauernswerten Schachspieler zusammengestaucht hatte. ::::::Lieber Gott, nicht noch einmal! Noch so eine widerwärtige Szene ertrage ich nicht!:::::: Voller Angst hielt sie die Luft an.
    Die Frau lächelte sie an und sagte aufgekratzt, »Hallo! Und, wie war es?«
    Der brodelnde Sergej starrte sie mit tödlichem Blick eine Sekunde, zwei, drei, viel zu viele Sekunden an … und sagte dann … »Großartig — es war wunderbar!« Seine Begeisterung klang vollkommen aufrichtig. »Ich bin so froh, dass wir auf Sie gehört haben!«
    Magdalena traute ihren Ohren nicht. Sie trat einen halben Schritt vor und schaute Sergej kurz ins Gesicht. ¡Dios mío! War es möglich, dass sein Lächeln so aufrichtig … und … herzlich war, wie es aussah? »Ja, wir müssen uns wirklich bei Ihnen bedanken, Savannah!« Diese Jovialität, ja Zuneigung, mit der er ihren Namen aussprach! »Das war keine Sendung«, sagte Sergej. »Es war eine Erfahrung, eine — eine — eine Lektion über das Leben an sich! Flebetnikow — Boris Fjodorowitsch — er hat uns gezeigt, was echter Mut ist!«
    Der Blick, mit dem er Savannah bedachte, drückte nicht einfach nur Glück … sondern Verzauberung aus. Er war die personifizierte Gunst und Dankbarkeit, die in glänzenden Lederschuhen auf Erden wandelte. Seine Vorstellung war so gelungen, dass sich ein bemerkenswertes Lächeln auf Savannahs Gesicht ausbreitete. Ein gewaltiges, gleißendes Lächeln. Ihre Zähne waren nicht nur lang … sondern auch vollkommen gleichmäßig … und so weiß und leuchtend, dass sie das dämmrig trübe elektrische Licht auf Flebetnikows Rasen überstrahlten.
    »Vielen Dank«, sagte sie. »Aber das war doch nicht der Rede wert —«
    »Doch, doch! Sie haben mein Gegrummel so geduldig ertragen. Und Sie haben mir wirklich Mut gemacht! « Sergej ging jetzt mit ausgestreckten Händen auf Savannah zu, als wollte er einem lieben Freund seine Zuneigung erweisen. Die entzückte, luxurierend strahlende Savannah streckte ihm ihre Hände entgegen, die er in dem Augenblick ergriff, als er sie erreichte.
    »Plötzlich hat er alles verloren«, fuhr er fort. »Aber er möchte der Welt mitteilen « — er schüttelte kräftig ihre Hände, um das mitteilen zu untersteichen — »er möchte ihr mitteilen, dass er, auch wenn einem tapferen Mann das Schlimmste widerfährt, immer noch eine innere Stärke besitzt« — ein kräftiges Schütteln bei innere — »und das ist die Stärke des Herzens — des menschlichen Herzens!« Er schüttelte Savannah zweimal die Hände, einmal für des Herzens und einmal für des menschlichen Herzens.
    ::::::So viel zum Thema verzaubert. Allein ihr Gesichtsausdruck. Sie ist das Abbild einer Frau, die sich fragt — aber fast außerstande ist, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen — ob diese Vision real ist. Dieser unfassbar attraktive und berühmte Mann mit seinem europäischen Akzent hält ihre beiden Hände in seinen Händen, drückt sie — und breitet sein Innerstes vor ihr aus. Kann das wahr sein? Aber es ist wahr! Sie spürt seine Hände auf ihrer Haut! Ihre Augen können seine tiefsten Gefühle gar nicht schnell genug verschlingen!::::::
    »Er entdeckt eine Macht, die größer ist als die, für die er so viele Jahre gelebt hat, die Macht des Geldes.« Mehrmaliges Schütteln. »Es tut mir so leid, dass Sie das nicht miterleben konnten« — er deutete Richtung Haus — »aber ich bin sicher, dass Sidney — Mr. Munch, übrigens ein mitfühlender Mann mit einer großen Begabung — Ihnen den Film schon bald zeigen wird. Aber um eins muss ich Sie

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