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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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schluchzte stumm — »von diesem Augenblick an war mein Freund, der immer so cool, elegant und selbstsicher war, auf einmal sehr nervös und angespannt und wütend — ich meine, er war plötzlich ein ganz anderer Mensch … verstehst du? Er schreit auf Russisch ins Telefon. Er ist Russe. Und gleich danach tauchen zwei Männer auf. Für mich sahen die aus wie zwei echte Schlägertypen. Vor allem einer war wirklich gruselig. Ein großer bulliger Kerl mit kahl rasiertem Schädel, und der Kopf sah aus wie — na ja, viel zu klein für so einen Riesen. Und er hatte so komische Knubbel auf dem Kopf, wie Hügel, wie die Berge auf dem Mond oder so. Ich kann’s nicht richtig erklären. Egal, der Typ gibt meinem Freund eine Zeitung, den Herald von gestern, und die ist bei einer bestimmten Seite aufgeschlagen. Ich hab mir später den Artikel durchgelesen, eine lange Geschichte über einen russischen Künstler, von dem ich noch nie gehört hatte, der in Miami lebt, und —«
    :::::: Igor! ::::::
    Nestor unterbrach sie ein bisschen zu aufgeregt. »Wie hieß der, der Künstler?«
    »Ich weiß nicht mehr«, sagte Magdalena. »Igor Soundso — an den Nachnamen kann ich mich nicht erinnern — und da ist mein Freund erst richtig sauer geworden, ist in der Wohnung rumgelaufen, hat Anweisungen gegeben und hat jeden angeschnauzt, mich auch. Er sagt, dass ich gehen muss. Er fragt mich nicht oder sagt, warum . Er gibt einfach einem von seinen Gorillas den Befehl, mich nach Hause zu fahren. Er sagt nur, ›Es ist was passiert.‹ Kein Wort darüber, was das ist. Dann geht er mit seinen beiden Gorillas in die kleine Bibliothek nebenan und staucht sie zusammen — er schreit nicht richtig, aber man merkt, dass er echt wütend ist — und dann brüllt er Befehle in sein Telefon. Alles auf Russisch, aber die Flügeltür zu der Bibliothek, die steht einen Spalt offen, und ich kann sie hören, auch wenn ich nichts verstehe, außer einem einzigen Wort, Hallandale. Und dann hauen er und einer von den beiden Gorillas ab, einfach so, ohne irgendeine Erklärung. Der andere Typ, der große mit dem Glatzkopf — der war wie ein … ein … ein Roboter. Er fährt mich nach Hause, auf der ganzen Fahrt sagt er kein einziges Wort. Das Ganze fängt an … na ja, es kommt mir irgendwie bizarr vor, gespenstisch, wie er seine beiden Gorillas die ganze Zeit rumkommandiert, und sie schlucken das einfach so. Aber … Was ist, Nestor, was schaust du mich so an?«
    »Schätze, ich bin einfach überrascht«, sagte Nestor. Er merkte, dass er zu schnell atmete. »Und dein Freund, wie heißt der?«
    »Sergej Koroljow. Du hast vielleicht schon mal von ihm gehört. Er hat dem Miami Museum of Art Gemälde von berühm ten russischen Malern im Wert von siebzig Millionen Dollar geschenkt. Die haben das ganze Museum nach ihm benannt.«
    Hatte er jemals von Sergej Koroljow gehört?!
    Mitten in Nestors schmerzhafte Verwunderung platzte eine Welle von zwanghaftem Mitteilungsdrang — der Drang, Leute mit Informationen zu beeindrucken, die man selbst hat und die sie liebend gern hätten — im Grunde der beste Freund eines ermittelnden Polizeibeamten.
    Habe ich jemals von Sergej Koroljow gehört!
    ::::::Das wird dich umhauen, was ich dir gleich erzähle:::::: doch in letzter Sekunde riss ihn ein anderer Drang — der des vorsichtigen Polizisten, seine Informationen zu schützen — vom Rand der Klippe zurück.
    »Wie hast du diesen Koroljow kennengelernt?«
    »Auf einer Kunstmesse. Er hat mich zum Essen eingeladen.«
    »Wohin?«
    »Irgendein Restaurant in Hallandale«, sagte Magdalena.
    »Und wie war das?«
    »Eigentlich alles okay. Nur dass ich in Begleitung von Sergej —« Sie zögerte und ergänzte, »Koroljow … immer so ein komisches Gefühl hatte.« Nestor fragte sich, ob sie das »Koroljow« hinzugefügt hatte, damit er nicht auf die Idee käme, dass sie mit dem Burschen was hatte. »Von der ersten Minute, angefangen mit den Parkplatzwächtern, behandelte jeder Sergej« — sie hielt wieder inne, entschied sich aber offenbar dagegen, das sperrige »Koroljow« durch die ganze Unterhaltung mitzuschleppen — »behandelte jeder Sergej wie einen König, oder vielleicht passt Zar besser, nein nicht wie einen Zaren … eher wie einen Diktator … oder einen Paten. Das war das Erste, was mich nervös machte, dieses ganze Paten-Getue, nicht, dass ich da schon an das Wort ›Pate‹ gedacht hätte. Wo wir in dem Laden auch auftauchten, sobald er sich näherte, ließ jeder

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