Back to Blood
den gesamten Parkplatz mit gleißendem Licht, sodass die Autos selbst nur als Umrisse und Schatten zu erkennen waren — sogar wenn man eine Dunkler-als-dunkel-CopSonnenbrille trug. Mit zusammengekniffenen Augen entdeckte er Igors Vulcan SUV . Jedenfalls war er nicht weggefahren — so wie John Smith seine Paranoia beschrieben hatte, war er wohl kaum in der Stimmung, sich unter Leute zu mischen. Oha, auf dem Randstein neben dem Eingang standen zwei Streifenwagen vom Broward County Sheriff’s Office. Das hatte ihm noch gefehlt … ein paar Polizisten, die ihn an seiner CopSonnenbrille erkennen konnten, den suspendierten, seinen Hausarrest ignorierenden Miami-Cop, der zuletzt ganz scharf auf jede Menge übler Publicity gewesen war.
Als er auf die Streifenwagen zuging, wandte er seinen Kopf mit dem breitkrempigen Hut zur Seite, als würde er aus unerfindlichen Gründen die gestrichenen Ziegelsteine der schäbigen Fassade inspizieren. Er hörte lautes Geklapper von Alu-Gehhilfen und fragte sich, ob gerade ein Schwung auf dem Weg zum Frühstück war … aber das konnte nicht sein … aktive Senioren drängten immer zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu den Mahlzeiten. Es war nach 8 Uhr, da konnten gar nicht so viele auf dem Weg zum Frühstück sein. Als er das Gebäude betrat, klapperten viele in der Lobby umher oder standen zusammen und unterhielten sich … oder beugten sich zueinander vor und flüsterten sich etwas ins Ohr. ¡Santa Barranza! Nur gut fünf Meter von ihm entfernt stand Phyllis, die Ersatzhausmeisterin. Gut möglich, dass sie ihn wiedererkannte. Das Letzte, was er jetzt brauchen konnte, war, jemandem wie ihr ins Gehege zu kommen … einem vollkommen humorlosen Menschen und von Natur aus harten Brocken … Noch mehr klappernde Alu-Gehhilfen drängten zum Eingang in den Innenhof. Aber anscheinend ging niemand hinein. Als hätten sich die Alu-Gehhilfen verheddert und verstopften jetzt den Eingang. Außerdem aufgeregtes Stimmengewirr … ein Haufen alter Frauen, die schnatterten und klackerten, klackerten und schnatterten. Zwecklos, da jetzt hineinzuwollen. Nestor schlüpfte in den Aufzug und fuhr in den ersten Stock, Igors Stock … Er trat auf die Galerie … und noch mehr Schnattern und Klackern, Klackern und Schnattern. Er konnte sich nicht erinnern, dass an dem Tag, als er mit John Smith hier gewesen war, so viel Trubel auf der Galerie geherrscht hätte … Er ging auf Igors Apartment zu … langsam und vorsichtig.
»Da, Edith, schau — da vorn — einer von der Umwelt … Du glaubst mir ja nie was. Und, glaubst du mir jetzt?!«
Die Stimme kam von vorne. Er erkannte sie sofort als die der großen Lil, und jetzt sah er die beiden … Argwöhnisch ging er auf sie zu … und sie kamen klappernd auf ihn zu. Lil sah so rüstig aus wie neulich. Und Edith bückte sich wie üblich über ihre Gehhilfe, nur dass sie sich ihm diesmal ziemlich schnell klackernd und klappernd näherte.
Sie waren noch ziemlich weit weg, trotzdem konnte Nestor deutlich hören, wie Edith sagte, » Jetzt kommt er … jetzt, wo der Gestank weg ist.«
»Wo hat er denn den Großen gelassen?«, sagte Lil. »Den mit dem ganzen —« Sie tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.
::::::Danke:::::: dachte Nestor. ::::::Was soll das heißen, »ganzen«? :::::: Er konnte sich nicht daran erinnern, was er bei seinem ersten Besuch gesagt hatte, oder ob er überhaupt etwas gesagt hatte.
Lil kam schnurstracks auf ihn zu. Ohne sich die Zeit für ein Hallo zu nehmen, sagte sie, » Jetzt schicken sie also jemanden vorbei — da muss sich erst einer zu Tode stürzen, dann kommt mal einer.«
Nestor stand da, zuckte mit den Achseln und wollte sagen, »Wir kommen nicht erst, wenn« — aber kam nicht weiter als bis zum »erst« —
»Das ist wirklich nicht zu fassen«, sagte Lil. »Das habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt. Bei uns gibt’s Herzinfarkte. Oder Schlaganfälle. Leute fallen hin. Sie brechen sich die Hüfte. Oder den Arm. Aber das Genick?! Wer hat jemals von so was gehört? Und dann ist er auch noch ganz runtergefallen. Gottogott, eine furchtbare Geschichte. Dass so was hier bei uns passiert. Das ist ein Schock. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
»Wer hat sich den Hals gebrochen?«, fragte Nestor.
Etwa auf Höhe von Nestors Hüfte meldete sich Edith zu Wort. » Wer? … Höre ich richtig? Die schicken Sie von der Umwelt hier raus, aber die sagen Ihnen nicht, wer? « Sie schaute zu Lil hoch und tippte sich
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