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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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alles liegen und stehen, egal was er gerade gemacht hatte, und — na ja, hat nur gefehlt, dass sie sich vor ihm verneigt hätten. Wenn ihm nicht passte, was irgendwer gerade sagte, hat derjenige einfach das Gegenteil von dem behauptet, was er eben noch gesagt hatte — sofort, ruck, zuck ging das! So was habe ich noch nie erlebt. Da war ein berühmter russischer Schachspieler, der hat mich ziemlich getriezt — warum, weiß ich immer noch nicht. Also hat Sergej ihm befohlen, den Tisch zu verlassen — und er ist aufgestanden und gegangen! Sofort! Dann hat er den anderen sechs Leuten, die noch am Tisch saßen, befohlen, sich auch an einen ande ren Tisch zu setzen — und sie sind alle aufgestanden — sofort! Teilweise war es wirklich peinlich, aber ich muss zugeben, dass es auch aufregend war, mit einem so mächtigen Mann. Aber das war alles nichts verglichen mit dem, was dann gestern passiert ist.«
    Puff! Die Aura seiner Manena und die Attraktivität seiner Manena und die Erinnerungen an ihr gemeinsames Leben unter der Gürtellinie, sie verpufften — einfach so! Alles, was Nestor jetzt noch vor sich sah, war … eine Zeugin, eine Frau, die gesehen hatte, wie Koroljow John Smiths Artikel gelesen hatte, der sich auf der Stelle, vor ihren Augen, in einen mörderischen Irren verwandelt hatte, der Leuten Befehle erteilt hatte, als wäre gerade der Dritte Weltkrieg ausgebrochen, der irgendwas über Hallandale ins Telefon gebrüllt hatte und dann mit seinen Lakaien abgerauscht war … Er schaute auf seine Uhr: 6:40 Uhr. Sollte er John Smith anrufen oder ihm eine SMS schicken? Eine SMS wäre wahrscheinlich besser. Aber Schreiben gehörte nicht zu seinen Stärken. Der Gedanke, das alles auf das Display eines iPhones einzutippen —
    »Magdalena« — nicht mehr Manena — »bin gleich wieder da.« Er ging in die Herrentoilette, die kaum größer als ein Abstellraum war. Er schloss sich ein und rief an.
    »Jaaa …?«
    »John, Nestor hier. Tut mir leid, dass ich Sie so früh stören muss, aber ich bin gerade einer alten Freundin über den Weg gelaufen — in Hialeah, wir frühstücken gerade — und sie hat mir etwas erzählt, das Sie wissen sollten, bevor Sie zu Ihrem Termin in der Zeitung fahren. Die wollen doch einen Augenzeugen, oder? Okay, ich hab einen.« Dann erzählte er ihm Magdalenas Geschichte … von Koroljows Panik, »als er Ihren gestrigen Artikel gelesen hat« … und von dem einzigen Wort, das sie in dem russischen Redeschwall verstanden hatte: Hallandale .
    »Vielleicht hat das alles gar nichts zu bedeuten«, sagte Nestor. »Trotzdem, ich fahre gleich rauf nach Hallandale und schaue nach, ob mit Igor alles in Ordnung ist.«
    »Nestor, das ist fantastisch! Echt fantastisch. Wissen Sie, was Sie sind, Nestor, Sie sind ein großer Mann! Ehrlich!« … In der Art sprudelte es noch eine Zeit lang aus John Smith heraus. »Ich mache mir Sorgen um Sie« :::::: Sorgen um Sie :::::: »Mir ist gar nicht wohl bei dem Gedanken, dass Sie sich bei Tageslicht da draußen herumtreiben. Ihr Hausarrest gilt von acht bis sechs, oder?«
    »Ja«, sagte Nestor. »Schätze, ich sollte ein bisschen vorsichtiger sein.«
    »Was passiert, wenn Sie geschnappt werden?«
    Nestor schwieg. Er wollte nicht darüber nachdenken, erst recht nicht darüber sprechen …. »Schätze … sie schmeißen mich raus.«
    »Ist es denn so wichtig, jetzt sofort nach Igor zu schauen?«
    »Sie haben recht, John … aber ich muss es einfach tun.«
    »Ich weiß nicht … na ja, in Gottes Namen, aber seien Sie vorsichtig, okay?«
    Als er zum Tisch zurückging, dachte er darüber nach … wie er und John erst zum Honey Pot gefahren und dann Igor zu der Seniorenresidenz Alhambra Lakes gefolgt waren. Das war mitten in der Nacht gewesen, lange nach sechs Uhr abends. Das war in Ordnung gewesen … Aber als sie am nächsten Tag zurückgefahren waren und John Smith sich als Inspektor von der »Umwelt« ausgegeben hatte … das war Wahnsinn gewesen. Da hatten ihn vielleicht der Anzug und die Krawatte gerettet. Wenn er in dem Aufzug so bescheuert ausgesehen hatte, wie er sich gefühlt hatte, dann war er aus dem Schneider. Jedenfalls hatte sich das Risiko gelohnt. Sie hatten eine ganze Wand voller Fälschungen aufgespürt, und er hatte ein paar her vorragende Fotos gemacht … Was, wenn er jetzt bei grellstem Sonnenlicht zu der Seniorenresidenz zurückfuhr? Lil war kein Genie, aber sie war auch kein Trottel. Was, wenn sie es inzwischen herausgefunden hatte … wenn sie

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