Back to Blood
aus der Küche gekommen. Nestor kam selbst auf dumme Gedanken, aber damit würde er seine Zeit nicht verplempern, oder? Die Tatsache, dass sie zu ihm gekommen war, weil sie ihn jetzt brauchte … der unsagbar verletzliche Blick, mit dem sie ihn anschaute … das hatte nichts mit Lust zu tun, oder? Aber er sah es vor sich — genau vor sich! — als geschähe es in diesem Augenblick — sah vor sich, wie er früher im Bett gelegen hatte und sie keinen Meter neben ihm stand, nackt bis auf einen Hauch von Spitzenslip, und ihn mit jenem aufreizenden Blick anschaute, mit dem sie ihn in solchen Momenten immer anschaute, und dabei langsam ihre Finger unter das Gummiband schob — dieser aufreizende Blick! — und den Slip herunterzog — langsam herunterzog … bis —
::::::Aber sie hat dich schon einmal betrogen, du Schwachkopf! Wie kommst du darauf, dass sie sich geändert hat? Bloß weil sie dich schluchz-schluchz um Hilfe anbettelt? Was ist mit Ghislaine? Du hast noch nichts getan … aber du stehst schon vor der Tür. Was ist mit ihren Gefühlen? Aber sie braucht es ja nicht zu erfahren, oder? … Mann, das wäre vielleicht spannend! … aber so viel Testosteron steckt nun auch wieder nicht in deinem Körper, dass du dich in einen solchen Vollidioten verwandeln könntest. Allerdings … warum sich nicht eine Zeit lang ein bisschen gehen lassen? Klasse, Nestor! Wenn das nicht der Schlachtruf des Vollidioten ist!::::::
Nicky stellte die beiden cafés cubano , die er bestellt hatte, auf die Theke. Er kannte Nicky nicht annähernd so gut wie Cristy, aber sie reckte ihr Kinn vor, schaute zum Tisch und sagte, »Das ist also Magdalena?«
Er nickte, und sie hob auf übertriebene Art und sehr verständnisvoll die Augenbrauen. Hieß das, dass jeder über sie beide Bescheid wusste?
Er ging mit den beiden Tassen Kaffee … und zum ersten Mal mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht … zurück zum Tisch. »Du siehst fantastisch aus, Magdalena. Weißt du das? Nicht gerade wie jemand, der sehr verängstigt ist.« Er lächelte weiter.
Das änderte nicht das Geringste an ihrer Stimmung. Sie senkte den Kopf. »›Sehr verängstigt …‹«, murmelte sie … und dann hob sie den Kopf und schaute ihn an. »Nestor … ich habe Todesangst ! Biiitte! … Ich kenne niemanden, keinen einzigen Menschen, der mir sagen kann, was ich tun soll. Außer dir. Du weißt sicher, was zu tun ist, du warst mal Polizist.«
»Bin ich noch«, sagte er ein bisschen schroffer als beab sichtigt.
»Aber ich dachte —« Sie wusste nicht, wie sie sich ausdrücken sollte.
»Du dachtest, dass sie mich gefeuert haben, oder?«
»Da habe ich wohl was durcheinandergebracht. Es stand so viel über dich in den Zeitungen. Weißt du überhaupt, wie viele große Geschichten die über dich gebracht haben?«
Nestor zuckte mit den Achseln. Das war nach außen hin seine Reaktion. In seinem Innern zitterte er vor Eitelkeit. ::::::So habe ich das noch gar nicht gesehen.:::::: »Man hat mich ›vom Dienst suspendiert‹, das ist der offizielle Ausdruck. Ich bin noch Polizist, aber ›vom Dienst suspendiert‹ ist schlimm genug.«
Magdalena verstand offensichtlich nicht. »Na ja … egal, jedenfalls vertraue ich di-hi-hiir« — wieder Schluchzer — »Nesto-oo-oo-r.«
»Danke.« Nestor versuchte aufrichtig berührt zu klingen. »Warum erzählst du mir nicht einfach, was dir so Angst macht?«
Sie nahm die Sonnenbrille ab und wischte sich die Tränen aus den Augen. :::::: ¡Dios mío! Die sind ja ganz rot und verquollen … und wie blass sie ist!:::::: Sie setzte die Brille sofort wieder auf. »Die ganze Sache treibt mich in den Wahnsinn.« Sie schniefte und unterdrückte weitere Tränen.
»Das kommt schon alles wieder in Ordnung. Aber zuerst musst du mir mal erzählen, worum es eigentlich geht.«
»Sicher, entschuldige«, sagte sie. »Also, gestern, da war ich in Sunny Isles und hab einen Freund besucht. Er war immer so cool und so-ho-ho-ho —« Sie brach wieder zusammen und fing an stumm zu schluchzen, senkte den Kopf und drückte eine Serviette auf Mund und Nase.
»Magdalena — jetzt komm«, sagte Nestor.
»Entschuldige, Nestor. Ich weiß ja, ich höre mich … paranoid an. Egal, ich war also bei diesem Freund … ein sehr erfolgreicher Mann. Er hat eine Wohnung über zwei Stockwerke, ein Penthouse, in einem Wohnblock am Meer. Ich bin also in Sunny Isles, und wir reden über dies und das, und da klingelt sein iPhone, und von die-hie-hie-hie —« sie
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