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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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fliegenden Fisch aus Gips, einem Gipsindianer mit Gipskopfschmuck —
    Schließlich kam er an einem Restaurant vorbei … das Gogol’s hieß … Der Parkplatz war leer, aber in der Nähe des Eingangs — ein Münztelefon. Gott sei Dank hatte er Kleingeld dabei. Er musste erst die Auskunft anrufen, um sich die Nummer des Broward County Sheriff’s Office geben zu lassen … und landete ein paar Münzen später im Labyrinth der automatischen Telefonansage. Die aufgezeichnete Stimme einer Frau sagte: »Sie sprechen mit dem Broward County Sheriff’s Office. Bitte hören Sie aufmerksam zu. Bei Notfällen drücken Sie null-null … für die Meldung von nicht dringlichen Vorfällen drücken Sie zwei … für Gebühren und Rechnungen drücken sie drei … für die Personalabteilung drücken Sie vier … bis schließlich … eine menschliche Stimme sagte: »Morddezernat, Lieutenant Canter.«
    »Lieutenant«, sagte Nestor. »Ich habe ein paar wertvolle Informationen für Sie. Haben Sie was zum Aufzeichnen da?«
    »Wer spricht da?«
    »Tut mir leid, Lieutenant, ich kann Ihnen nur die Informationen geben, aber es sind gute Informationen.«
    Eine Pause. »Okay … schießen Sie los.«
    »Der Gerichtsmediziner —« Verdammt, »Gerichtsmediziner« hörte sich zu sehr nach Polizei an. Er verbesserte sich. »Wenn der Leichenbeschauer« — auch nicht viel besser … immer noch zu insidermäßig. Inzwischen hatte der Lieutenant sicher schon den Kippschalter des Bandgeräts betätigt — »Also, Sie kriegen bald eine Leiche rein. Auf dem Na mensschild steht« — er sprach sehr langsam — »Ni-ko-lai Ko-pin-sky … Okay? … aus der Seniorenresidenz Alhambra Lakes. Sein richtiger Name ist I-gor Dru-ko-witsch … Okay? Ein Künstler, steht im Telefonbuch von Miami. Allem Anschein nach hat er sich bei einem Sturz die Treppe runter das Genick gebrochen. Aber der Gerichtsmediziner sollte das …« — ach, verdammt, was soll’s … er blieb einfach bei Gerichtsmediziner — »also der Gerichtsmediziner soll das nicht für bare Münze nehmen. Er soll die Leiche obduzieren, ob es wirklich ein Unfall war … oder irgendwas anderes … Okay? Die Bilder, die er gemalt hat … ähh … also, die hat er im Stil von berühmten Malern gemalt — damit meine ich, sie waren identisch mit den Bildern von denen, Lieutenant — und zwölf von denen, die bei ihm im Apartment hingen, die sind jetzt weg —«
    Dann hängte Nestor abrupt auf, sprang in seinen Camaro und machte sich mit Vollgas auf den Weg nach Miami. ::::::Bin ich verrückt? Ich kann nicht mit Vollgas durch die Gegend brettern. Ich werde gesucht! Ein Gejagter, soweit ich weiß. Und dann buchtet mich eine Broward-County-Streife wegen zu schnellen Fahrens ein … wegen zu schnellen Fahrens! ::::::
    Er bremste den Camaro auf die Geschwindigkeit für Gejagte herunter und blieb ab jetzt immer einen Hauch unter dem Tempolimit. Er atmete langsam aus und spürte, dass sein Herz zu schnell schlug.
    ¡Mierda! Die Uhr am Armaturenbrett … schon weit nach 8 Uhr! Der Hausarrest — aber auch John Smith! … seine große Besprechung beim Herald müsste inzwischen angefangen haben —
    Diesen Anruf konnte Nestor während der Fahrt mit seinem iPhone erledigen … Er hatte John Smiths Nummer gespeichert … ¡Dios mío! Ein Broward-County- palurdo-americano -Cop, der ihn anhielt, weil er beim Fahren telefonierte, das hätte ihm gerade noch gefehlt … Er schaute in den Rückspiegel … und dann in die beiden Seitenspiegel … suchte dann die Straße vor ihm ab … die Fahrbahn und die Standstreifen … das musste er riskieren. Der Gejagte tippte die Nummer auf das Display des iPhones —

Natürlich war das nur eine Redewendung — »jetzt steckt mein Hals wirklich in der Schlinge« — aber Ed Topping konnte den Druck an seinem Hals … oder jedenfalls an seiner Kehle … wirklich spüren. Die Geschichte hatte inzwischen solche Ausmaße angenommen, dass er von John Smith nun kaum noch erwarten konnte, dass er sie im Stehen diskutierte. Nein, diesmal saßen sie alle drei — John Smith, Stan Friedman und er — an einem runden Tisch in seinem Büro. Und es saß noch ein vierter Mann am Tisch: Ira Cutler, der Topanwalt des Herald für Verleumdungsklagen. Er war ein Mann etwa Anfang fünfzig, einer jener Männer in späten mittleren Jahren, die noch glatte, kräftige Wangen hatten und einen feisten Bauch, dessen Umfang nicht von Alter, sondern von der Vitalität, dem Ehrgeiz und dem unbändigen Appetit

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