Back to Blood
Wie hieß der Bursche noch mal — Igor? — der sagt also, dass er die Bilder gefälscht hat, und das haben Sie auf Band. Das ist seine Aussage. Sie haben nachgewiesen, dass ein und derselbe russische Maler unter zwei Namen lebt, in der Stadt unter Igor, auf dem Land unter Nikolai —«
::::::Hey, hey, was soll das? Was soll plötzlich dieser Scheiß von wegen … »andererseits« und »überzeugendes Material«? Scharrt mir da etwa mein Pitbull mit den Hinterläufen den Boden unter den Füßen weg? Nicht lockerlassen, du elender Jagdhund! Nicht lockerlassen!::::::
»— und er hat ein geheimes Atelier in einem Altersheim in Hallandale, was am Arsch der Welt liegt«, sagte Cutler. »Dieses Material können Sie verwenden, wenn a) der Bursche gewusst hat, dass Sie seine Aussage aufgezeichnet haben, und wenn Sie es b) nicht so formulieren, dass der Eindruck entstehen könnte, der einzige Grund für all Ihre Bemühungen sei gewesen, Koroljow als Betrüger zu entlarven.« Er schaute John Smith an und sagte, »Ich nehme an, Sie haben versucht Kontakt zu Koroljow aufzunehmen, John.« ::::::Er nennt ihn »John«, dabei sieht er ihn heute zum ersten Mal in seinem Leben. Aber er sieht ihn als das, was er ist — als Jungen! Ein Junge, der mit dem Feuer spielt! Nur ein Junge!::::::
»Ja, Sir«, sagte John Smith. »Ich habe —«
Er brach ab, weil irgendwo in seiner Kleidung ein Handy klingelte. Er zog es aus der Innentasche seiner Jacke und schaute auf das Display. Bevor er antwortete, sprang er auf und — schaute Ira Cutler an und sagte, »Tut mir leid … Sir … aber da muss ich rangehen.« Er ging in eine Ecke des Büros und steckte den Kopf so tief in die Ecke, dass eine Wange an der Innenwand und die andere mit dem BlackBerry am Panoramafenster lehnte.
Das Erste, was die anderen hörten, nachdem John Smith »Hallo« gesagt hatte, war »Oh Gott!« und ein Stöhnen, ein sehr John-Smith-untypisches »Oh Gott!« und ein Stöhnen, das noch John-Smith-untypischer war. Dann »Ooooooh!«, als hätte er einen Schlag in die Magengrube bekommen. Niemand hatte sich vorstellen können, dass John Smiths Körper solche Geräusche machen konnte. Er blieb vielleicht zwanzig oder dreißig Sekunden in der Ecke, was ihnen aber wie eine Ewigkeit vorkam. Dann sagte er mit sanfter, höflicher Stimme, »Danke, Nestor.«
John Smith war ohnehin der blasse Typ, aber als er sich umdrehte, war er weiß wie eine Leiche. Sein Gesicht sah vollkommen blutleer aus. Er stand stocksteif da und sagte mit hoffnungslos deprimierter Stimme, »Das war meine beste Quelle. Er ist in Hallandale. Man hat gerade Igor Drukowitsch tot am Fuß einer Treppe gefunden. Mit gebrochenem Genick.«
::::::Verdammt!:::::: dachte Ed. Er wusste, was das bedeutete … Jetzt hatte er keine Chance mehr, die Geschichte nicht zu bringen … und Sergej Koroljows Name stand in Stein gemeißelt über dem Eingang des Museums … und er hatte beim Bankett nur zwei Plätze neben ihm gesessen! ::::::Jetzt habe ich keine Wahl mehr, jetzt muss ich meinen Hals riskieren. Ed Topping, der furchtlose Journalist … Verdammt! und noch mal verdammt!::::::
21
Der Ritter von Hialeah
Gerade mal 6:45 Uhr — und schon herrschte Aufruhr im Büro von Edward Topping IV . Zu viele Leute! Zu viel Lärm! Er hatte nicht mal Zeit gehabt für das großartige Symbol seiner Spitzenposition, einen Blick durch seine Glaswand auf die Biscayne Bay, auf Miami Beach, auf den Atlantischen Ozean, auf den blauen 180-Grad-Horizont und die Milliarde auf dem Wasser tänzelnder winziger Lichtblitze, während der große Heizstrahler da oben allmählich den Saft aufdrehte. Er war nicht mal dazu gekommen, sich an seinen Schreibtisch zu setzen, nicht ein einziges Mal, außer man betrachtete es als sitzen, wenn sich jemand mit seinem breiten knochigen Hintern an die Schreibtischkante lehnt.
Er hatte einen Telefonhörer am Ohr, seine Augen waren auf den Bildschirm seines Apple ZB e3-Computers gerichtet. Ungehaltene, hektische, sogar panische Anrufe, SMS , Tweets und E-Screams prasselten aus allen Teilen des Landes … ja, aus allen der Welt auf ihn ein … von einem sorgenvollen Kunsthändler in Vancouver, Ortszeit 3:45 Uhr, irgendeinem Impresario von der Art Basel in der Schweiz, Ortszeit 12:45 Uhr, einem Auktionshaus in Tokio, Ortszeit 19:45 Uhr, und einem gepeinigten — nein, zum Schreien panischen — Privatsammler in Wellington, Neuseeland, wo in wenigen Minuten der neue Tag anbrach, plus von allen möglichen
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