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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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französisch! Er wusste, dass die Kosten ihn in die Bredouille bringen würden — in eine $540 000-Bredouille — aber eine französische! — und somit sehr stilvolle. Im Augenblick hatte er noch $486 000 von der Hypothek abzustottern, $3 050 im Monat — $36 666,96 pro Jahr — plus $7 000 Grundsteuer im Jahr, plus knapp $16 000 Einkommenssteuer, und das bei einem Gehalt von jährlich $86 442 — wenn das keine Bredouille war … er kam sich vor, als stünde er mit einem Bein auf einer Klippe und mit dem anderen auf der anderen Klippe, ganz weit da drüben, und unter ihm klaffte der unendliche Canyon des Unheils. Wie auch immer, der Calvin-Stuhl hatte eine gerade Rückenlehne und kein Sitzpolster. Lantier wollte nicht, dass es sich irgendein Besucher hier gemütlich machte. Er wollte über haupt keine Besucher in diesem Raum. Basta. Das hatte auch für seine Frau Louisette gegolten, bis sie vor zwei Jahren ge storben war … Warum dachte er immer noch mindestens zehn mal am Tag an Louisette? … wenn er doch jedes Mal, wenn er an sie dachte, tief Luft holen und diese in einem langen Seufzer wieder ausstoßen musste? … und sich in seinen unteren Augenlidern winzige Pfützen aus Tränen bildeten? … wie gerade in diesem Augenblick — blechernklappriges Scheppern! — er hatte versucht, den alten Aluminiumtürgriff selbst zu reparieren, verdammtes Ding, und die Tür flog auf, und seine einundzwanzigjährige Tochter Ghislaine stand vor ihm, vor Aufregung strahlende yeux en noir, Lippen, die die Begeisterung zu verbergen suchten, die in ihren großen lieblichen sphères leuchtete —
    — genau, die Tür seines unantastbaren Zufluchtsorts flog ohne vorheriges Klopfen auf, und da stand Ghislaine … er brauchte den Gedanken nicht einmal zu Ende zu denken, weil das schon bei so vielen verschiedenen Anlässen zuvor geschehen war: Wenn es um das Glück seiner wunderschönen Bleich- wie-der-Mond-Tochter ging, dann schmolzen seine patriarcha lischen Regeln dahin. Er stand sofort auf und schloss sie in die Arme … und setzte sich dann auf die Schreibtischkante, damit sie sich tête-à-tête unterhalten konnten.
    Auf Französisch sagte sie, »Papa! Hab ich dir eigentlich schon von South Beach Outreach erzählt? Ich überlege, ob ich da vielleicht mitmache!«
    Lantier musste lächeln ::::::Überlege, ob ich da vielleicht mitmache … wie wär’s mit, ich muss da unbedingt mitma chen! … Du bist so leicht zu durchschauen, mein Liebes, meine teuerste berechenbare Tochter. Wenn du dich für etwas begeisterst, dann kannst du dich nicht zurückhalten, du musst gleich mit der Tür ins Haus fallen. Keine Zeit für Smalltalk, es muss raus … sofort! :::::: Sein Lächeln wurde noch breiter.
    Ghislaine hielt es anscheinend für sein typisch ironisches Lächeln, dessen er sich bereits in der Vergangenheit schuldig gemacht hatte und das definitiv keine Methode war, um Kindern mitzuteilen, was man denkt. Wenn sie rauskriegen, dass man sich über sie lustig macht, entfacht das bittersten Groll. Und weil Ghislaine es wohl genau für so ein Lächeln hielt, verfiel sie ins Englische und sprach schneller, dringlicher weiter.
    »Ja, ja, ich weiß, du glaubst, es nimmt zu viel Zeit in Anspruch. Stimmt, es nimmt sogar noch mehr Zeit in Anspruch … Man fährt da nicht nur bei den Bedürftigen vorbei und liefert ein Essenspaket ab. Man verbringt Zeit mit den Familien und versucht ihre wirklichen Probleme kennenzulernen, von denen Hunger nicht das einzige ist. Genau deshalb findet Nicole das auch so toll! Und Serena auch! Man sitzt da nicht nur einfach rum und kommt sich wohltätig vor. Du versuchst ihnen dabei zu helfen, ihr Leben zu organisieren! Das ist das Einzige, was vielleicht ihr Leben ändern kann! Man kann ihnen Essen und Kleidung geben — aber nur mit Engagement kann man wirklich was bewirken!« Mit einer vollkommen anderen Stimme, einer scheuen, kleinlauten Stimme sagte sie flehend, »Was meinst du?«
    Was meinte er … Als Nächstes hörte er, wie es nur so aus ihm heraussprudelte. »Was ich meine? Ich meine, das ist großartig, Ghislaine! Das ist eine wunderbare Idee! Einfach perfekt für dich!«
    Er riss sich zusammen. Er hatte seinem begeisterten Redeschwall derart die Zügel schießen lassen, dass er sich fast ver raten hätte. Er brannte darauf, die entscheidende Frage zu stel len. Er zwang sich zur Zurückhaltung, senkte die Stimme … und fragte dann mit sachlicher Stimme, »War das Nicoles Idee?«
    »Nicoles und Serenas!

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