Back to Blood
bedrohlicheren Eindruck. Die dauergebräunte Haut, die schmalen stählernen Augen, die hohen Backenknochen, das breite Kinn und der tiefe Stirnansatz, eine schmale Felsenklippe unter seinem dich ten Haarschopf, schwarze, sehr volle pechschwarze Haare — er sah aus wie ein Barbar, den seine zivilisierte Garderobe, Jackett und Krawatte, kaum bändigen konnte. Seine schmalen kleinen Roboteraugen blinzelten nicht ein einziges Mal, die von Norman allerdings auch nicht. Er schien sich ziemlich wohl zu fühlen — auf seinem Patientenstuhl. Er trug ein leichtes, freundliches, zuvorkommendes Lächeln zur Schau. Magdalenas Herz raste noch schneller. Normans entspanntes Auftreten ließ ihn in ihren Augen nur noch unvorsichtiger und verletzlicher, noch zwingender als eine noch leichtere Beute des Inquisitors erscheinen.
Der Regisseur fing an zu zählen, »… sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins … läuft.«
Walsh neigte den Kopf zur Seite, so wie er es immer tat, wenn er seine Beute ins Visier nahm. »Nun, Dr. Lewis, Sie sagen, dass die Pornografiesucht eigentlich keine richtige körperliche Sucht ist, wie im Falle von Alkohol, Heroin oder Kokain …«
Er machte eine Pause. An der auf Norman gerichteten Kamera leuchtete ein rotes Lämpchen auf …
Norman sprach! »Ich bin nicht davon überzeugt, dass die Sucht nach Alkohol, Heroin oder Kokain eine körperliche in dem Sinne ist, wie ich annehme, dass Sie das Wort ›körperlich‹ meinen. Aber bitte, fahren Sie fort.«
Magdalena presste die Hände aneinander und atmete scharf ein. Norman hatte sein zuvorkommendes Lächeln beibehalten, veränderte es jedoch, indem er die Lippen ganz leicht öffnete und den Unterkiefer ganz leicht nach einer Seite bewegte und … ganz leicht mit dem Auge auf dieser Seite zwinkerte — zwinkerte! — nicht blinzelte — als wollte er sagen, »Ich bin mir nicht sicher, ob Sie auch nur die leiseste Ahnung haben, wovon Sie überhaupt reden, aber gut, ich lasse Ihnen das ausnahmsweise durchgehen. Also bitte, mein Junge, murksen Sie weiter.«
Walsh hielt ein paar Sekundenbruchteile länger inne, als Magdalena erwartet hätte. Überlegte er, ob er das Thema Alkohol, Heroin und Kokain vertiefen sollte oder nicht?
Wie auch immer, er tat es nicht. Den Kopf nach wie vor zur Seite geneigt, sagte er, »Aber vier der herausragendsten Psychiater und Neurowissenschaftler des Landes — ich bin versucht zu sagen, der ganzen Welt — würden Ihnen da aufs Entschiedenste widersprechen.« Er schaute auf den Notizzettel in seinem Schoß. »Samuel Gubner aus Harvard … Gibson Channing aus Stanford … Murray Tiltenbaum von der Johns Hopkins … und Ericson Labro von der Washington University — der, wie Sie sicher wissen, kürzlich den Nobelpreis erhalten hat — alle vier sind zu dem gleichen Schluss gekommen. Pornografiesucht, das tägliche stundenlange Betrachten von pornografischen Videos im Internet, löst eine chemische Reaktion aus, die den Pornografiekonsumenten auf exakt die gleiche Weise süchtig macht, wie harte Drogen den Drogenkonsumenten süchtig machen. Es verändert das Gehirn auf exakt die gleiche Weise. Diese vier herausragenden Kapazitäten stimmen darin zu hundert Prozent überein.« Der Großinquisitor richtete den Kopf wieder auf, ließ sein kantiges Kinn förmlich nach vorne schnellen, kniff die kalten stählernen Augen noch mehr zusammen … und schlug zu . »Und Sie erzählen mir, dass Dr. Norman Lewis recht hat und diese vier Männer — inklusive eines Nobelpreisträgers — falschliegen? Dass sie alle falsch liegen! Wollen Sie mir das erzählen? Darauf läuft es doch hinaus, oder?«
Magdalenas Herz hörte für einen Sekundenbruchteil auf zu schlagen. Sie hatte das Gefühl, als sackte es in ihrem Brustkorb nach unten. ::::::Oh, mein armer Norman.::::::
»Aahhhuhwaaa AHHHH Hock hock hock hock! « Norman brach in ein derart bellendes Gelächter aus, wie sie es noch nie von ihm gehört hatte. Er strahlte, als könnte er entzückter nicht sein. »Ich kenne die vier Herren, und mit dreien von ihnen verbindet mich eine enge persönliche Freundschaft!« Er fing an zu kichern, als sei dieser ganze Gedankengang zu köstlich, um in Worte gefasst werden zu können. »Tatsächlich war ich erst vor ein paar Tagen mit Rick und Beth Labro zum Essen verabredet.« Er kicherte wieder, lehnte sich zurück und ließ, als stünden alle Planeten des Universums in Konjunktion, sein breitestes und zufriedenstes Grinsen erstrahlen.
Magdalena konnte
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