Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Back to Paradise (German Edition)

Back to Paradise (German Edition)

Titel: Back to Paradise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
Vom Netzwerk:
Die vergangene Stunde ist er so ruhig gewesen, dass ich dachte, er schläft. Ich schätze, ich hätte es besser wissen sollen, schließlich hat er nicht geschnarcht. »Er hat vor fünf Jahren seine Sachen gepackt und sie verlassen, und ich dachte, wir seien ihn für immer los. Ich kann nicht glauben, dass sie ihn zurückgenommen hat. Willst du wissen, was er getan hat?«
    »Du brauchst es mir nicht zu erzählen.« Ich bin niemand, der scharf darauf ist, die Nase in anderer Leute Angelegenheiten zu stecken, weil ich selbst nicht darauf stehe, wenn sie ihre Nasen in meine stecken.
    Ich gucke zu Lenny rüber, der sich die Hände vor die Augen presst. Ich habe ihn noch nie so ernst erlebt.
    »Wenn meine Mom nicht zu Hause war, hat er mich angefasst.«
    »Scheiße, Lenny. Das ist heftig.«
    »Das brauchst du mir nicht zu sagen.« Schweigen breitet sich zwischen uns aus und er sagt eine ganze Weile nichts mehr. »Zuerst habe ich gar nicht gerafft, was da ablief, als könnte mein Verstand nicht begreifen, was da geschah. Ich war erst zwölf, als es begann. Als das Arschloch dann abhaute, wollte ich es nur noch aus meinem Gedächtnis streichen und vergessen, dass es je passiert war. Ich habe niemandem davon erzählt. Aber als er im März wieder aufkreuzte und meine Mom mir eröffnete, sie hätte ihm angeboten, bei uns einzuziehen, bin ich ausgetickt.«
    »Hast du deiner Mom erzählt, was er getan hat?«
    »Ja, aber sie war ziemlich angepisst und hat mich einen Lügner genannt. Den ersten Abend, den der Typ wieder bei uns wohnte, habe ich mich betrunken, sein Auto gestohlen und es in den See gefahren. Meine Mom ist nicht mal zu meiner Verhandlung erschienen. Ich habe gehört, sie hat den Drecksack geheiratet. Damon hat gemeint, ich könne das Re-Start -Progamm anstelle einer Bewährungszeit absolvieren. Ich habe ihm versprochen, nach Hause zurückzugehen und die Sache mit meiner Mom zu klären, aber das wird niemals passieren. Sie hat sich entschieden, lieber einem Lover als ihrem Sohn zu glauben.«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.« Irgendwie gibt Lennys Story mir das Gefühl, als wäre der Mist, den ich durchgemacht habe, gar nichts.
    »Du brauchst nichts zu sagen. Ich habe es dir nicht erzählt, damit du Mitleid mit mir hast.«
    »Weiß Damon, was der Typ dir angetan hat?«
    »Nee.«
    »Du hättest es ihm erzählen sollen.«
    »Tja, und du hättest deinen Eltern die Wahrheit über die Nacht erzählen sollen, in der du Maggie nicht mit dem Auto angefahren hast, aber du hattest nicht den Mumm dazu.«
    Ich spüre einen reuevollen Stich, der mich zusammenzucken lässt. »Du hast recht«, räume ich ein. »Aber ich hatte versprochen, ich würde es für mich behalten.«
    »Tja, und ich habe dem Perversen versprochen, dass ich meiner Mom nie sagen würde, was er mit mir gemacht hat, aber ich habe dieses Versprechen nicht gehalten. Ich habe keine Wahl mehr, Caleb. Ich kann nicht nach Hause gehen. Bei dir wäre es was anderes.«
    »Was willst du damit sagen?«
    Lenny setzt sich auf. »Ich will damit sagen, dass dir Möglichkeiten offen stehen, die ich nicht habe. Mensch, nur weil deine Mom tablettenabhängig ist und von dir verlangt, dass du den perfekten Sohn mimst, und dein Dad ein Fußabtreter ist, musst du sie noch lange nicht aufgeben.« Lenny wendet mir erneut den Rücken zu. »Wenn ich du wäre …«
    »Tja, du bist aber nicht ich«, falle ich ihm barsch ins Wort.
    Ich stehe auf und marschiere über den Campingplatz, wütend auf mich selbst und auf Lenny und auf Leah und auf die Welt im Allgemeinen. Ich bin froh, dass die meisten Leute schlafen und es bis auf die knisternden Lagerfeuer und das leise Geflüster einiger Camper ruhig ist.
    Ich umrunde den Campingplatz fünf Mal und denke die ganze Zeit über das nach, was Lenny gesagt hat. Unentschlossenheit ersetzt meine Wut. Während ich immer schneller laufe, schießen verrückte Gedanken durch meinen Kopf. Schon bald jogge ich. Je schneller ich renne, desto fieberhafter werden meine Überlegungen darüber, was war und was sein könnte. Nein, ich kann nicht, sage ich mir. Aber was wäre, wenn?
    Ich kehre zu meinem kleinen Stück gepachteten Land zurück und sehe Lenny dort ganz allein liegen, wie er auf dem Boden schläft. Es ist, als betrachte ich mich selbst aus weiter Ferne, und es ist armselig. Ich bin armselig. Ich werde von Reue überschwemmt, die eng mit der Angst verknüpft ist, von den Menschen zurückgewiesen zu werden, die mir etwas bedeuten.
    Ich will

Weitere Kostenlose Bücher