Back to Paradise (German Edition)
nicht allein sein. Ich will nicht, dass meine Familie glaubt, ich hätte sie aufgegeben. Ich will außerdem nicht, dass Maggie glaubt, ich hätte uns aufgegeben. Mein Mund wird trocken, und mein Herz rast, als mir klar wird, was ich tun werde.
Ich gehe zurück nach Paradise.
Ich gehe nach Hause.
24 Maggie
»Mom, es war keine große Sache.«
»Wie kannst du so etwas sagen, Maggie? Es ist eine Riesensache.«
Ich sitze seit zwanzig Minuten an unserem Küchentisch, ohne etwas von dem Mittagessen zu essen, das vor mir steht, weil ich zu beschäftigt bin, mir von meiner Mutter einen Vortrag über die Gefahren halten zu lassen, die die Re-Start -Fahrt mit Caleb beinhaltet hat. Gestern Abend hat sie kaum mit mir geredet. Jetzt hält sie mir eine Standpauke.
»Ich bin entsetzt, dass der Programmkoordinator das zugelassen hat.«
»Mom …«
»Er hätte dir wehtun können.«
»Mom …«
»Wenn du glaubst, der Caleb Becker, den du auf der Fahrt erlebt hast, sei derselbe Junge, der Tür an Tür mit uns gewohnt hat, als du aufgewachsen bist, liegst du falsch.«
»Mom …«
»Wie soll ich darauf vertrauen können, dass du die richtigen Entscheidungen triffst, wenn du über viertausend Meilen weit weg in Spanien bist? Wenn du denkst, es sei okay, mit diesem Jungen durch den mittleren Westen zu reisen, welche anderen verantwortungslosen Entscheidungen wirst du dann noch treffen?« Sie nimmt ihre Gabel und piekst damit in die Hühnchenbrust auf ihrem Teller. »Um ehrlich zu sein, hatte ich gehofft, er sei für immer fort, als er verschwunden ist.«
»Er ist für immer fort, Mom«, entgegne ich. »Er hat nicht geglaubt, dass er hier in Paradise willkommen sein würde, und ich habe ihm gesagt, da läge er falsch. Ich habe ihm gesagt, die Leute würden ihm eine Chance geben und ihn nicht verurteilen.« Ich nehme die Serviette von meinem Schoß und lege sie auf den Tisch. »Anscheinend lag ich da falsch.«
»Wieso bist du plötzlich so rebellisch?«, fragt sie, als ich aufstehe und mir meine Handtasche schnappe.
Ich seufze. »Das bin ich nicht, Mom. Ich bin genervt. Ich liebe dich, aber manchmal musst du mir einfach vertrauen.«
»Das kann ich nicht. Nicht, wenn es um Caleb Becker geht. Seine Familie kämpft noch immer darum, sich von den Schmerzen und dem Leid zu erholen, das er über uns alle gebracht hat. Du bist diejenige, die durch seine rücksichtslose Dummheit körperlich verletzt wurde. Wie kannst du ihn da in Schutz nehmen? Weil er ein gut aussehender Junge ist? Da draußen gibt es jede Menge von der Sorte, Schatz. Vertrau mir.«
Ich kann mir das nicht länger anhören.
»Ich bin eine Weile weg«, sage ich, als ich die Küche verlasse. Ich drehe mich noch einmal um, ehe ich gehe, und sage: »Ich hab dich sehr lieb, Mom. Das weißt du, oder?«
»Das weiß ich. Ich dich auch.«
»Dann vertrau mir. Ich setze mich nicht für Caleb ein, weil er gut aussieht. Ich setze mich für ihn ein, weil er all die schlimmen Dinge, die ihm zugestoßen sind, nicht verdient hat.« Ich hebe eine Hand, als ich das Gefühl habe, sie möchte mich unterbrechen. »Er hat einen Fehler gemacht. Wir machen alle Fehler, Mom. Verdienen wir nicht alle eine zweite Chance?«
Ich mache mich in dem Cadillac, den Mrs Reynolds mir in ihrem Testament hinterlassen hat, auf den Weg zu ihrem Haus. Ich vermisse sie ganz schrecklich. Sie war die Person, die mich gedrängt hat, Caleb zu vergeben, und sie hatte recht damit. Zuerst wollte ich es nicht. Als er aus dem Gefängnis kam, reichte ein Blick auf ihn, und mein Puls raste und mein Körper zitterte vor Beklemmung.
Aber dann redeten wir. Sehr viel. Bevor ich erkannte, dass er nicht derjenige gewesen war, der mich angefahren hatte, vergab ich ihm. Und verliebte mich in ihn.
Ich halte vor dem Haus, in der Annahme, dass es immer noch leer steht. Lou, Mrs Reynolds’ Sohn, der gleichzeitig Moms Lebensgefährte ist, sprengt den Rasen im Vorgarten. Er hat ein Zu-verkaufen-Schild vor dem Haus aufgestellt.
Als er mich am Straßenrand halten sieht, lächelt er. »Hallo, Maggie«, sagt er. »Was führt dich in diesen Teil der Stadt?«
»Ich wollte nur nach den Narzissen im Garten sehen«, informiere ich ihn.
»Einige blühen noch. Ich versuche jetzt seit zwei Monaten ohne Glück, dieses Haus zu verkaufen. Der Markt hier draußen ist tot, also wird es mir wahrscheinlich in nächster Zeit nicht gelingen, es abzustoßen.« Er seufzt. Ich weiß, er ist in diesem Haus aufgewachsen und hängt daran. Seine
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