Back to Paradise (German Edition)
zurücktritt, schiebe ich die Hände in die Hosentaschen, weil ich befürchte, ich könnte sie sonst nach ihr ausstrecken. Wenn man uns so ansieht, würde man nie glauben, dass wir letzte Nacht in einem Bett geschlafen haben und uns geküsst haben, als würde die Welt untergehen, wenn wir damit aufhörten.
»Nur damit du’ s weißt«, sagt sie. »Dieses Mal ist es okay für mich, Lebwohl zu sagen. Wirklich, ich habe das Gefühl, als könnten wir jetzt beide einen Schlussstrich ziehen. Ich finde, du solltest zurück nach Paradise gehen, aber ich kann dich nicht dazu zwingen, wenn du es nicht möchtest.«
Ihre Mom hupt und erinnert uns daran, dass die Realität stets hinter der nächsten Ecke auf einen wartet, bereit, Ohrfeigen auszuteilen.
Ich zeige auf das Auto ihrer Mutter und werfe ihr ein kleines Lächeln zu. »Du gehst jetzt besser.«
Sie entfernt sich einen weiteren Schritt, dreht mir aber nicht den Rücken zu. »Halt dich von allem Ärger fern, Caleb. Das meine ich ernst.«
Ich wende den Blick nicht von ihr ab, als sie in das Auto ihrer Mom steigt und die beiden davonfahren.
Ich spüre einen Stich der Reue, aber ich ignorier ihn. Manche Dinge sind nicht zu ändern, egal wie sehr wir es uns wünschen.
Trish wird von ihren Eltern, ihrer Schwester und ihrem Bruder abgeholt. Nachdem sie Erins Geschichte gehört hatten, musste Trishs Mutter ein Taschentuch aus ihrer Handtasche holen, damit ihr Make-up nicht zerfloss. Danach packte die ganze Familie Erin in ihren Van. Ich vermute, die Chancen stehen gut, dass sie dieses stille, tätowierte Mädchen adoptieren werden. Matt verschwand kurz darauf, als sein großer Bruder ihn abholen kam.
Re-Start ist offiziell beendet. Ich schätze, es ist an der Zeit, mir zu überlegen, wohin ich als Nächstes gehen soll.
Eins ist sicher – ich muss weit weg von hier. Dieses Mal ist Chicago zu nah. Ich habe keinen Witz gemacht, als ich zu Maggie sagte, ich würde nach Arizona gehen. Das Problem ist nur, ich nenne noch genau zwölf Dollar und dreiundsechzig Cent mein eigen. Ich kann, falls ich welche finde, Gelegenheitsjobs auf dem Bau annehmen, bis ich genug Geld gespart habe, um aus Illinois rauszukommen.
Ich werfe mir den Matchbeutel über die Schulter, froh, dass ich wenigstens über ein paar Kröten verfüge. Ich kenne einen preiswerten Campingplatz nicht weit von hier, wo ich ein paar Nächte bleiben kann, während ich herausfinde, ob es den einen oder anderen Job für mich in der Nähe gibt, mit dem ich schnell Geld verdienen kann. Ich brauche mindestens ein paar Hundert, um mir ein One-Way-Ticket nach Arizona kaufen zu können.
»Hey, Caleb, warte!«
Ich drehe mich um und entdecke Lenny, der hinter mir herjoggt. »Hast du deinen Bus verpasst?«, frage ich.
»Nö.« Er zuckt mit den Achseln. »Ich habe nicht wirklich auf den Bus gewartet. Ich habe darüber nachgedacht, na ja … mich dir anzuschließen«, sagt er, als sei das zwischen uns schon mal Thema gewesen und wir hätten uns darauf geeinigt.
Hm … ich glaube eher nicht.
»Nein, das wirst du nicht. Finde raus, wo Trish wohnt, und geh zu ihr.«
»Machst du Witze? Das Mädchen hasst mich.«
»Vielleicht liegt es daran, dass du deine Schamhaare nicht vom Toilettensitz gewischt hast.«
Ich laufe weiter.
Lenny versteht den Wink nicht, und ich glaube fast, es ist ihm ernst, mich zu begleiten, weil er mir weiter folgt.
»Komm schon, Caleb. Fass dir ein Herz. Sieh uns einfach als Fred und Barney, Ben und Jerry, Thelma und Louise. Du weißt, du willst es.«
Ich bleibe stehen und sehe Lenny fest in die Augen. »Thelma und Louise sind am Ende dieses Frauenfilms gestorben.«
»Sie sind Händchen haltend gestorben. Hat dich das nicht zu Tränen gerührt?«
»Nein.«
»Du schuldest mir immer noch eine Umarmung, erinnerst du dich?«
»Nein, tue ich nicht.«
»Also willst du mich hier einfach gestrandet zurücklassen? Hast du etwa Angst, dich mit mir blicken zu lassen?«
»Ich habe keine Angst, Lenny. Geh nach Hause. Du hast doch ein Zuhause, oder?« Er antwortet nicht. »Du hast Damon gesagt, du würdest nach Hause gehen.«
»Da habe ich gelogen.«
Verdammt. »Falls dir das noch nicht aufgefallen ist, ich habe auch kein Haus, zu dem ich gehen kann. Ich bin auf dem Weg zu einem Campingplatz, damit ich wenigstens ein paar Grundbedürfnisse stillen kann: auf den Pott gehen, duschen, rasieren und schlafen.«
»Cool.«
»Daran ist überhaupt nichts cool.« Ich kann sehen, dass Lenny nicht lockerlassen wird.
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