Back to Paradise (German Edition)
hier?«, frage ich Julio.
»Ich dachte, ich statte dir einen kleinen Besuch ab.«
Ich hatte angenommen, er würde nach seiner Entlassung zurück nach Chicago gehen und bei ein paar alten Freunden unterkommen. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass er mich besuchen würde.
Oh, Mann, was wird Maggie von Julio halten? Ich bin ziemlich froh, dass es dunkel ist und sie nicht alle seine Tattoos sehen kann. Sein kahl rasierter Schädel lässt ihn schon wie einen harten Hund aussehen, aber seine verrückten Tattoos sind noch viel furchteinflößender.
»Maggie, das ist Julio. Wir haben uns eine Zelle geteilt, als wir im DOC waren.«
»Nett, dich kennenzulernen«, sagt Maggie, streckt die Hand aus und lächelt.
Julio schlägt ein und schüttelt ihre Hand, als sei sie eine gute Freundin. Es amüsiert mich, dass sie völlig unbeeindruckt scheint. Julio deutet mit einem Nicken auf unsere unübersehbar zerzauste Erscheinung. Maggies Haare sind außer Rand und Band, nachdem ich sie mit den Fingern zerwühlt habe, und ich glaube, sie hat es irgendwie geschafft, meinen Hosenstall zu öffnen, ohne dass ich es bemerkt habe. »Sorry, dass wir unterbrochen haben, was immer ihr zwei gerade getan habt … oder vorhattet zu tun.«
Wenn ich schon ein ganzes Gefolge um mich gescharrt habe, kann ich genauso gut ein paar Ansagen machen. »Das nächste Mal, wenn einer von euch mich dabei überrascht, wie ich mit meiner Freundin Spaß habe, tut einfach so, als würden wir nicht existieren und geht weiter.«
»Freundin?«, fragt Lenny. »Seit wann ist das denn offiziell?«
»Seit gerade eben«, erwidert Maggie.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass du nur für einen kurzen Besuch vorbeigekommen bist«, sage ich zu Julio.
Julio sieht wie immer cool aus und verhält sich auch so. In seinem Viertel haben die Kerle Schiss, sich mit Typen anzulegen, die einen auf dicke Hose machen. Man spielt das Spiel mit und niemand pisst einem ans Bein.
»Du weißt, ich bin niemandem gern was schuldig, aber ich brauche eine Bleibe.«
Wenn es nur nach mir ginge, keine Problem. Julio ist nicht so irre, wie er aussieht, und dass er hierhergekommen ist, beweist, wie gern er seine Ganggeschichten hinter sich lassen würde. »Ich muss erst meinen Dad fragen. Wir werden uns was einfallen lassen.«
Wir gehen zu mir. Den ganzen Weg grüble ich darüber nach, wie ich meinem Vater die Neuigkeit beibringen soll, dass ein weiterer meiner Freunde ein Dach über dem Kopf braucht.
Verdammt, ich hatte gerade meinen Mut zusammengenommen, ihm zu eröffnen, dass Maggie und ich ein Paar sind. Jetzt muss ich mich damit befassen, dass Julio eine Bleibe braucht. So wie die Dinge stehen, fühle ich mich bei uns zu Hause wie ein Eindringling oder Gast. Einen zweiten völlig Fremden anzuschleppen, könnte dazu führen, dass Dad ausrastet.
Maggie drückt meine Hand. Es ist eine stumme Nachricht, dass alles gut werden wird. Irgendwie glaube ich ihr. Am Ende wird alles gut werden. Aber zuerst müssen noch ein paar Hürden genommen werden.
Als wir bei mir ankommen, sitzt meine Schwester im Wohnzimmer und guckt Fernsehen. Sie sieht überrascht aus, als wir vier hereinmarschiert kommen.
»Hi«, sagt sie und schaltet den Fernseher aus. Ihre Aufmerksamkeit richtet sich sofort auf Julio.
»Was geht?«, sagt er und nickt ihr zu.
»Leah, das ist Julio. Julio, Leah.«
»Hallo«, sagt sie.
»Wo ist Dad?«, frage ich sie.
»Er guckt entweder Fernsehen in seinem Zimmer oder schläft.«
Das hätte mir klar sein sollen. »Bin sofort wieder da«, sage ich zu den anderen, dann springe ich, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hoch und klopfe an die Zimmertür meiner Eltern.
»Komm rein.«
Ich öffne die Tür und entdecke meinen Vater auf dem breiten Ehebett, wo er liegt und fernsieht. Er schaltet den Apparat aus, als ich ins Zimmer komme.
»Hallo, Dad.«
»Hattest du einen schönen Abend?«, fragt er.
Ich denke an Maggie und mich. Ich weiß nicht, was die Zukunft für uns bereithält, aber ich habe ein gutes Gefühl. Tatsächlich habe ich ein besseres Gefühl als je zuvor, was uns betrifft. »Ja. Ich hatte einen schönen Abend, danke. Hör zu, ich möchte dich um einen Gefallen bitten. Dieser Typ, mit dem ich mir im Gefängnis eine Zelle geteilt habe, ist vorbeigekommen.« Ich räuspere mich, weil ich nicht weiß, wie ich meinen Vater um einen weiteren Gefallen bitten soll. »Er braucht einen Platz, wo er pennen kann.«
»Für wie lange?«, fragt Dad. Ich kann in seinem
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