Back to Paradise (German Edition)
bin und es nicht dabei bewenden lassen kann.
»Willst du behaupten, du hättest nicht über uns nachgedacht, während ich weg war?«, frage ich sie.
Sie zuckt mit den Schultern. »Ich habe an dich gedacht. Und dann habe ich daran gedacht, wie du mich verlassen hast.«
»Es hatte nichts mit dir zu tun, Maggie. Das weißt du.«
»Ich will das Ganze nicht wieder aufwärmen«, sagt sie, als wir uns dem Van nähern. »Ich bin darüber hinweg.«
Ich stelle mich ihr in den Weg, halte sie auf, ehe sie dem Rest der Gruppe zu nahe kommt. Unsere Privatangelegenheiten gehen sie nichts an. »Du kannst mich nicht ewig ignorieren.«
Sie schüttelt den Kopf und stößt mich weg. »Nein. Ich kann dich nicht ignorieren. Das könnte ich nicht, selbst wenn ich es wollte. Aber versuch nicht, mich dazu zu bringen, über uns zu reden.«
Sie flüstert das Wort uns , als wäre es ein großes Geheimnis, und als dürfe niemand davon erfahren, dass wir eine Beziehung hatten, die weit über eine einfache Freundschaft hinausging.
Als wir nach dem Essen wieder im Van sitzen, legt sie die Hände in den Schoß und guckt stur geradeaus, während Damon uns zu der Summerschool fährt. Nach einer Weile bemerke ich, wie ihre Augen immer wieder zufallen.
»Du kannst dich an mich lehnen, wenn du schlafen willst«, biete ich ihr an. »Ich verspreche, ich werde dich nicht … na ja anfassen oder so.«
»Nein, danke. Ich habe ein Reisekissen dabei.« Sie greift in ihren Rucksack und zieht ein aufblasbares neongrünes Kissen daraus hervor. Sie pustet Luft hinein und legt es sich um den Nacken, ganz wie die Maggie, die ich einmal kannte. Die gefühlsbetonte, sich ihrer selbst bewusste Maggie.
Sie schläft beinah augenblicklich ein und eine Stunde später schlafen alle außer Damon und mir. Das Mädchen mit den Kopfhörern schnarcht so laut, dass ich mich frage, ob Maggie und das tätowierte Mädchen sich wohl Oropax besorgen müssen.
»Mach ein Nickerchen, Caleb. Wir sind noch eine Weile unterwegs«, sagt Damon.
»Ich habe aufgehört, Nickerchen zu machen, als ich zwei Jahre alt war«, erwidere ich, während ich einen weiteren verstohlenen Blick auf die schlafende Maggie werfe.
Ich stoße einen frustrierten Atemzug aus, dann starre ich mein Knie an. Ich lasse es im Rhythmus des Motors auf und ab hüpfen. Ich bin nervös, und ich weiß nicht einmal, wieso. Ich wünschte, ich könnte aufstehen und diese Unruhe wegmarschieren, oder rennen, bis mein Körper aufschreit, ich solle stehen bleiben. Stattdessen sitze ich grübelnd hier fest.
Als ich noch im Knast war, hatte ich zu viel Zeit nachzudenken. Zu angestrengt und zu lange nachzudenken, ist gefährlich für jeden, der mit seinen Dämonen kämpft.
Während Maggie schläft, beneide ich sie. Ich bin froh, dass sie die Vergangenheit hinter sich gelassen hat, aber ich bin nicht sicher, ob für mich dasselbe gilt. Ich habe Paradise verlassen, aber ich bin derselbe Typ und stecke im selben Dilemma wie damals.
Als wir endlich in der Summerschool ankommen, steigt Damon aus dem Wagen, um uns anzumelden. Er kommt fünf Minuten später mit gerunzelter Stirn wieder. »Schlechte Neuigkeiten«, sagt er.
»Sie haben beschlossen, dass sie sich keinen Haufen rührseliger Geschichten anhören wollen?«, frage ich.
»Nein. Sie haben nur noch eine freie Hütte. Das bedeutet …«
»Jungs und Mädchen schlafen in derselben Hütte?«, fragt das tätowierte Mädchen.
Damon seufzt. Diese Abweichung von seinem Plan ist ihm offenbar gar nicht recht. »Ja. Ich werde in der Hütte nebenan schlafen, bei den Betreuern. Alle paar Stunden werde ich nach euch sehen. Ist das für alle okay?«
»Äh, nein!«, verkündet das andere Mädchen. »Ich ziehe mich nicht vor den Jungs um.«
»Ein paar Schritte von der Hütte entfernt sind die Mädchenduschräume«, informiert Damon sie. »Du kannst dich dort umziehen, Trish.«
»Wenn das die einzige Möglichkeit ist, muss ich damit leben«, sagt Trish. »Aber fürs Protokoll: Ich bin nicht glücklich darüber.«
Alle anderen haben kein Problem mit dem unerwarteten Schlafarrangement. Jetzt da Damon neben der superkleinen Hütte geparkt hat, wirkt Maggie ein bisschen nervös. Wir steigen nacheinander aus dem Van.
In der wenig wohnlichen Hütte stehen drei Stockbetten, mit Kissen und Bezügen an jedem Matratzenfußende, aber nicht viel mehr. Ich habe meinem Onkel einige Sommer auf dem Bau geholfen und bin mir ziemlich sicher, dieses Häuschen wird nur von Spucke und Uhu
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