Back to Paradise (German Edition)
zusammengehalten. Und ein paar Nägeln, die schon vor Jahren herausgesprungen sind, ohne dass es jemanden gekümmert hätte.
»Ich bekomme das untere Bett«, sagt Matt und lässt sich auf eine der dünnen Matratzen plumpsen, die daraufhin beinah bis zum Boden durchhängt. »Mensch, Damon, das ist rustikal leben mal echt auf die Spitze getrieben.«
»Ich will auch ein unteres«, sagt Trish.
»Ich auch«, sage ich, doch dann sehe ich Maggie in die Hütte humpeln. »Vergesst, was ich gesagt habe, ich nehme eins der oberen Betten. Maggie braucht eins der unteren wegen ihrem äh …«
»Bein?«, beendet Maggie den Satz für mich. »Du kannst es ruhig sagen, Caleb. Es ist ja nicht so, als wäre es ein Geheimnis. Jeder kann sehen, dass ich hinke.«
»Oh, und wo wir schon mal dabei sind, über offensichtliche Unvollkommenheiten zu reden«, sagt Matt, »kann ich auch gleich verkünden, dass mir klar ist, dass ich statt eines Arms einen Stumpf habe. Es ist eindeutig der nutzloseste Gegenstand im Raum, und ich möchte euch alle wissen lassen, dass es okay ist, darüber zu reden oder mir Fragen deswegen zu stellen.«
»Iiih«, kreischt Trish. »Musst du ihn unbedingt Stumpf nennen?«
»Wäre es dir lieber, wenn ich ihn mein Teilgliedmaß nenne?«, fragt Matt, schiebt seinen Ärmel hoch und zeigt uns, was von seinem linken Arm übrig ist.
Sie wirft einen schnellen Blick darauf. »Nein.«
Damon klatscht in die Hände, um unsere Aufmerksamkeit zu erregen. »Okay, Leute. Da wir das geregelt haben, packt euren Kram aus – wir treffen uns in zehn Minuten draußen.«
»Draußen?«, fragt Trish. »Weswegen?«
Dieses Mädchen wird sich definitiv ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Lenny um die Auszeichnung nervigstes Mitglied der Truppe liefern. Sie hat noch nicht ein Mal gelächelt oder einen annähernd positiven Satz gesagt, seit wir auf diese Fahrt gegangen sind. Ich habe den Verdacht, sie versucht, dafür zu sorgen, dass alle eine so miese Zeit haben, wie sie sie gern hätte. Andererseits bin ich ganz ihrer Meinung – ich wäre auch lieber zurück in Chicago als hier.
»Kommt einfach in zehn Minuten raus«, sagt Damon, dann stößt er die Fliegengittertür auf und verschwindet.
Das tätowierte Mädchen, dessen Name Erin ist, hievt sich auf das Bett über Maggies. Ich nehme das über Matt. Mir ist eh klar, dass es keine Rolle spielt, welches Bett ich wähle, weil ich ohnehin nicht einschlafen werde, bis mein Körper irgendwann tief in der Nacht die Waffen streckt.
Nachdem wir unser Zeug organisiert haben, gehen wir raus. Es wird langsam dunkel und die Mücken sind zweifellos auf dem Kriegspfad. Wir sprühen uns gegenseitig mit Antimückenspray ein, während Damon erklärt, wie das Event vonstatten gehen wird. »Es ist zwanglos, also macht euch nicht verrückt. Holt einmal tief Luft und denkt daran, dass wir alle hier sind, um uns gegenseitig zu unterstützen. Da es bereits spät ist, werden nicht alle von euch heute drankommen, aber das ist okay. Früher oder später werdet ihr alle noch Gelegenheit bekommen, eure Geschichte zu erzählen.«
Damon führt uns in den Wald. Ungefähr zwanzig Teenies sitzen an einem Lagerfeuer auf Baumstümpfen und warten auf uns. Sie gucken alle hoch, als wir näher kommen.
Das Knistern des Holzes erinnert mich an die Zeiten, als mein Dad und ich mit Brian und seinem Vater in Wisconsin campen gingen. Das letzte Mal, als ich mit Brian gesprochen habe, war er mit meiner Exfreundin Kendra zusammen und arbeitete in der Metzgerei seines Vaters.
»Setzt euch«, sagt Damon zu uns. »Sucht euch irgendwo einen freien Platz.«
Ich setze mich neben einen Jungen mit einem Haufen Pickel, der ein Freshman mit außer Kontrolle geratenen Hormonen sein muss. Er schenkt mir ein schwaches Lächeln.
Eine Frau steht auf und erzählt, die Jugendlichen stammten von Highschools im Großraum Chicago und müssten den Sommer im Camp büffeln, um noch versetzt zu wer den.
Nachdem die Frau gesprochen hat, steht Damon auf. »Ich habe euch ein paar Jugendliche mitgebracht, die euch davon erzählen werden, wie rücksichtsloses Fahren sich auf ihr Leben ausgewirkt hat. Ich weiß, einige von euch halten sich für unbesiegbar, aber ich verrate euch: Dem ist nicht so. Hört ihnen zu. Hört euch ihre Geschichten an. Ihr werdet daraus lernen.« Er setzt sich wieder.
Schweigen.
Was erwartet er von uns? Sollen wir aufspringen und unsere Mitleidstorys erzählen? Glaubt er tatsächlich, die Kids, die um das Feuer herumsitzen,
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