Back to Paradise (German Edition)
gäben einen Scheiß darauf? Das hier ist ein Witz.
Jemand hustet.
Jemand niest.
»Hi, Leute. Ich bin Matt.« Matts Stimme zerreißt die Stille. Er räuspert sich. Ein paar Jugendliche sehen ihn an, aber die meisten beschäftigen sich mit ihren Fingernägeln oder gucken ins Feuer. Ein paar flüstern miteinander, sie haben null Interesse an dem, was Matt ihnen zu sagen hat. »Ich schätze, ich mache mal den Anfang. Vor ein paar Monaten kam ich von einem Footballspiel meiner Highschool nach Hause. Ich war ein Wide Receiver, der in der Juniorenauswahl spielte. Wir hatten die gegnerische Mannschaft gerade auf ihrem eigenen Platz geschlagen und ich war total aus dem Häuschen. Während der Busfahrt nach Hause rissen wir die ganze Zeit über Witze. Ich fühlte mich gut. Verdammt gut.« Er hebt den Kopf. »Unbesiegbar.«
Einige der Kids reden immer noch untereinander und geben einen Scheiß darauf, dass der arme Matt ihnen gerade sein Herz ausschüttet. Matt scheint nicht zu bemerken, dass sie ihm keine Aufmerksamkeit schenken, oder vielleicht ist es ihm auch egal.
»Nachdem wir zurück an der Schule und in unsere Autos gestiegen waren, hielt ich an einer roten Ampel. Ein Freund von mir hielt neben mir. Ich ließ meinen Motor aufheulen. Er seinen.« Er schweigt kurz. »Als die Ampel grün wurde, trat ich so fest aufs Gaspedal, dass mein Kopf nach hinten flog. Es war ein Rausch, vor allem, weil ich wusste, dass mein Freund nur noch eine Staubwolke von mir sah. Das war der Moment, in dem ich die Kontrolle über den Wagen verlor. Ich erinnere mich nicht an viel, bevor ich in den Baum raste, und als ich aufwachte, erfuhr ich, dass sie mir den Arm hatten amputieren müssen. Das eingedrückte Metall hatte ihn so zerfleischt, dass er nicht mehr zu retten war.«
Als wäre das nicht genug, kämpft Matt sich jetzt noch aus seinem T-Shirt. Er hat Mühe, es mit einem Arm über den Kopf zu ziehen. Damit hat er ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Ein paar Kids keuchen, ein paar zucken zusammen und einige starren ihn an. Seine Brust ist immer noch mit Narben übersät und er hat weniger als dreißig Zentimeter von seinem Arm übrig.
Er setzt sich wieder. »Jetzt fühle ich mich nicht mehr so unbesiegbar. Ich habe jede Chance auf ein Footballstipendium verloren und … und … und …« Er wischt sich über die Augen. »Und ich werde nie wieder einen Football fangen können.« Er sieht hoch, seine Miene ist trotzig. »Versucht mal, euch die Hose mit nur einer Hand anzuziehen. Nur für einen Tag versucht diese einfache Sache mit einer Hand. Ich kann euch verraten, es ist kein Zuckerschlecken, nur einen Arm zu haben. Wenn ihr die gottverdammte Wahrheit wissen wollt, es ist beschissen. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen, aber das kann ich nicht. Ich habe eine hirnverbrannte Entscheidung getroffen, weil ich mich für unbesiegbar gehalten habe, und ich werde den Rest meines Lebens dafür bezahlen.«
Er seufzt und lässt den Kopf hängen.
Also, das war ein wenig deprimierend. Verdammt. Und ich hatte so gehofft, wir würden Marshmallows grillen und singen. Das ist mir ein schönes Lagerfeuer.
Mein Blick wandert zu Maggie. Unsere Blicke treffen sich für einen Moment voller Intensität, aber sie bricht die Verbindung rasch ab und konzentriert sich auf den Boden zu ihren Füßen.
Als sie den Blick wieder hebt, sagt sie in das angespannte Schweigen hinein: »Ich bin Maggie. Vor beinah zwei Jahren wurde ich von einem Auto angefahren …«
Als sie aufsteht, konzentriert sie ihren anklagenden Blick auf mich. Wird sie verraten, dass ich derjenige war, der dafür verurteilt wurde, sie angefahren zu haben? Ich war nicht derjenige, der es getan hat, aber sie ahnt nicht, dass ich dieses Geheimnis vor ihr verberge. Oder, noch schlimmer, erwartet sie von mir, dass ich aufstehe und sage, dass ich sie überfahren habe, als ich betrunken Auto fuhr? Die Lüge würde mir im Halse stecken bleiben. Verflucht, ich packe das einfach nicht. Nicht jetzt.
Bevor sie ein weiteres Wort sagen kann, stehe ich auf und gehe zurück zur Hütte.
»Caleb, komm sofort zurück«, höre ich Damon zischen.
Ich ignoriere ihn und laufe weiter.
4 Maggie
Ich schweige einen Moment, als Caleb in der Dunkelheit verschwindet, der Schein des flackernden Lagerfeuers wirft Schatten auf sein dunkles T-Shirt. Ich wünsche mir, dass er sich meine Geschichte anhört. Der Unfall hat mein Leben unwiderruflich verändert, und wenn es jemanden gibt, der meine Geschichte
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