Back to Paradise (German Edition)
ihr zugenickt habe und ihr damit still meine Unterstützung zugesichert habe. »Ich war diejenige, die Maggie in der Unfallnacht angefahren hat.«
Zu beobachten, wie sich die Mienen meiner Eltern verändern, ist die reinste Folter. Zuerst legen sie die Köpfe schief, als hätten sie sich verhört. Als Leah ihre Worte so stehen lässt, wird ihnen die Realität dessen, was sie gesagt hat, allmählich bewusst.
»Nein«, flüstert meine Mutter, den Kopf schüttelnd. »Nein, nein.«
»Was sagst du da, Leah?«, fragt Dad. Seine Stimme droht zu brechen. »Was. Sagst. Du. Da?«
Tränen strömen Leahs Gesicht hinunter. »Ich war auf der Party. Ich habe vielleicht zwei Bier getrunken. Als ich nach Hause fuhr, bin ich einem Eichhörnchen ausgewichen. Ich wollte Maggie nicht überfahren.« Sie verschluckt sich fast an ihren Tränen, und ich hebe den Blick zur Decke, um nicht ebenfalls die Fassung zu verlieren.
Es funktioniert nicht.
Verdammt.
Tränen schießen mir in die Augen. Ich versuche, sie wegzublinzeln, aber es gelingt mir nicht. Meine Schwester so aufgelöst zu sehen, meinen Vater und meine Mutter so schockiert zu erleben und zu wissen, dass jene eine schicksalhafte Nacht meine Familie zerstört und Maggies Bein für immer beschädigt hat, ist zu viel für mich.
Ich wische mir die eigenen Tränen ab und versuche mich an einer Erklärung.
»Als Leah vollkommen außer sich zurück zur Party kam, habe ich ihr gesagt, ich würde mich darum kümmern«, erzähle ich ihnen. »Ich war in jener Nacht so betrunken, dass ich nicht mehr klar dachte. Als die Cops fragten, wer den Wagen gefahren habe, sagte ich ihnen, ich sei es gewesen.«
»Oh Gott, Caleb, es tut mir so leid«, ruft Leah aus. »Ich weiß nicht, wie du mir das jemals vergeben kannst. Ich verdiene deine Vergebung nicht, nachdem ich dich diese Hölle habe durchmachen lassen.«
Sie vergräbt den Kopf in den Händen.
»Ich kann das nicht glauben«, sagt Dad. »Das darf einfach nicht wahr sein.«
»Nein«, sagt Mom wieder.
Ich sehe zu Rachel rüber. Ich glaube, sie hatte eine normale Familientherapiesitzung erwartet. Ihren weit aufgerissenen Augen nach zu urteilen, haben wir sie dermaßen geschockt, dass sie kein Wort herausbringt.
Ich nicke. »Doch, es stimmt.« Mann, ich fühle mich so frei wie schon lange nicht mehr. Ich wünschte, Maggie wäre bei mir. Ich schätze, dieser Zeitpunkt eignet sich ebenso gut wie jeder andere, um noch eine Neuigkeit loszuwerden, die ich bisher für mich behalten habe.
»Ich weiß, ich lasse damit eine weitere Bombe platzen, aber Maggie Armstrong und ich sind zusammen. Ich wollte nicht, dass es passiert. Ich habe es eine lange Zeit geleugnet, dann eine Weile geheim gehalten … aber damit ist jetzt Schluss.«
»Weiß sie …«, setzt Dad zu fragen an, ehe ihm die Stimme versagt. Ich weiß, er steht kurz davor zusammenzubrechen. Ich erkenne es daran, wie seine Lippe bebt und seine Hände zittern.
»Ja, sie weiß es.« Ich werfe Leah einen Blick zu. »Maggie weiß alles.«
Meine Mutter sieht mich an. Es ist das erste Mal, dass sie mich ohne Verachtung oder Zorn ansieht, seit ich verhaftet wurde. Sie schüttelt immer wieder den Kopf, als versuche sie, diese neue, völlig unerwartete Information zu verarbeiten. »Leah, wie konntest du nur?«, fragt Mom. Ihre Worte kommen langsam heraus. »Wie konntest du daneben stehen und deinen Bruder für etwas ins Gefängnis gehen lassen, das du getan hattest?«
»Ich weiß es nicht, Mom. Ich weiß es nicht. Aber ich werde es wiedergutmachen.« Ihre verquollenen roten Augen sehen mich an, als sie sagt: »Ich werde mich morgen selbst anzeigen.«
36 Maggie
»Maggie, kann ich rüberkommen?« Calebs Stimme dringt durch das Telefon. Er klingt nicht gut.
»Klar. Was ist los?«
»Ich erzähle es dir, wenn ich bei dir bin.«
Mom und Lou sind unten. Ich habe meiner Mutter noch nicht von Caleb erzählt. Ich wollte. Um ehrlich zu sein, habe ich es vor mir her geschoben, weil ich sie im Moment auf gar keinen Fall aufregen will. Sie versucht immer noch, sich wegen Dad und Lou klar zu werden.
Es ist an der Zeit, meiner Mutter die Wahrheit über mich und Caleb zu gestehen.
Lou und Mom sind in der Küche. Sie schnippeln beide Gemüse für eine neue Suppe, die sie kreieren. Sie trägt seinen Ring nach wie vor nicht, aber er kommt jeden Tag vorbei und kämpft darum, für immer mit ihr zusammen sein zu dürfen. Sie hat meinen Vater gezwungen, seinen Umzug zu verschieben … auf unbestimmte
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