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back to past - zurueck zu dir

back to past - zurueck zu dir

Titel: back to past - zurueck zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Lenz
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Verhaltensregeln, aber auch Zitate, Zeichnungen und Witze. Sein Mobiltelefon schrillte, und Gabriel angelte es schuldbewusst aus seiner Jacke, um den Ton auf stumm zu stellen. Die angezeigte Nummer war ihm unbekannt und Gabriel hatte sich längst angewöhnt, die anonymen Anrufe zu ignorieren, die allzu häufig auf Schweigen oder beunruhigende Atemgeräusche am anderen Ende der Leitung hinausliefen.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Gabriel, dass Luca seine Papiere zusammenkramte, nachdem der Drucker ungesunde Geräusche von sich gegeben und schließlich ein paar Blätter ausgespuckt hatte. Mit einem skeptischen Blick in Gabriels Richtung und ohne ein weiteres Wort verzog sich der Junge. Die Tür fiel krachend ins Schloss.
    Gabriel sah nun offen zu, wie Christian zu den Mädchen ging und ihnen über die Schulter sah, bis die ihn wegscheuchten.
    Er lachte und endlich, endlich kam er auf Gabriel zu, blieb einen Schritt vor ihm stehen, neigte den Kopf und legte die Hand in den Nacken, als wollte er eine Verspannung austreiben, ließ sie jedoch sofort wieder sinken.
    „Hi“, sagte er. Dass er sich freute, Gabriel zu sehen, brauchte er nicht aussprechen. Gabriel sah es in seinen Augen, in der leichten Röte, die über Christians Gesicht zog.
    „Hi“, antwortete er ähnlich wortgewandt, stellte die Tasse mit inzwischen vollkommen erkaltetem Kaffee ab, ließ seine Arme neben dem Körper herabhängen, sich plötzlich nur allzu deutlich bewusst, dass sie nicht alleine waren.
    „Felix hast du schon kennengelernt?“, fragte Christian, nachdem sich das Schweigen bis zur Unerträglichkeit ausgedehnt hatte, und fuhr fort, als Gabriel nickte. „Er führt den Laden seit Anbeginn der Zeit.“
    „Pass auf, was du sagst, Junge“, brummte Felix, doch sein Lachen strafte den barschen Ton Lügen.
    Gabriel verkniff sich die Bemerkung, dass er sich nicht daran erinnern konnte, die Einrichtung in ihrer Jugend gesehen zu haben. Oder dass Christian damals wohl einen Bogen um jedes vergleichbare Angebot geschlagen hätte.
    „Euer Zentrum ist fabelhaft“, sagte er stattdessen.
    „Eine Bruchbude“, korrigierte ihn Felix. „Ein Wunder, dass der Landkreis es finanziert. Wer wird sich da beschweren?“
    „Viel läuft über Spenden“, erklärte Christian. „Und ob du es glaubst oder nicht, vereinzelt existieren doch Menschen, die der Meinung sind, dass in der Jugend unsere Zukunft liegt.“
    Er sah zu Gabriel auf und sein Blick sprach von mehr, von Wärme und Versprechungen. Bis er rasch die Lider niederschlug.
    „Trotzdem stehen Kürzungen an“, brummte Felix und lehnte sich schwer gegen die Theke. „Wenn ich Glück habe, bin ich dann nicht mehr da.“
    Christian schüttelte den Kopf. „Das ist zu viel für einen alleine.“
    Felix schnaubte. „Erzähl das den Anzugträgern. Wahrscheinlich werden sie dir Praktikanten vorbeischicken. Als ob wir hier noch mehr Null-Bock-Teenies bräuchten.“ Seine Stimme war leiser geworden und er beäugte die beiden Mädchen über den Rand seiner Brille hinweg.
    „Man sollte nicht meinen, dass dir die Kinder etwas bedeuten“, bemerkte Christian, doch der Schalk blitzte in seinen Augen.
    „Das tun sie“, erwiderte Felix. „Deshalb übergebe ich das Zepter dir, sobald ich genug habe.“
    Christian schüttelte den Kopf, wirkte plötzlich unsicher. „Was noch viel Zeit hat.“
    „Aber nun zu Wichtigerem.“ Felix stemmte seine Arme auf die Theke und begutachtete Gabriel von den Zehen bis zum Scheitel. „Gut, dich kennenzulernen. Ich hoffe, dass du dich zu benehmen weißt.“
    Gabriel nickte verunsichert.
    „Felix“, mahnte Christian und der Angesprochene legte den Kopf schief, bevor er antwortete: „Der Junge weiß schon, wovon ich spreche.“
    Gabriel nickte erneut, obwohl er definitiv nicht begriff.
    „Dann ist ja gut.“ Felix drehte sich zu den Mädchen um. „Wird nicht mehr viel los sein heute. Ich denke, dass ich die Fliege mache.“
    Christian verzog die Lippen. „Du bist der Chef.“
    Gabriel beobachtete den Austausch. Es war offensichtlich, dass es sich nicht um den ersten dieser Art handelte, dass der harmlos neckende Unterton zwischen den beiden zur Gewohnheit zählte. Ihm wurde bewusst, dass er eine derartige Veränderung in Christian nicht erwartet hatte. Auf einmal trug er Züge, die Gabriel fremd waren. Selbst wenn diese Leichtigkeit bereits vor Jahren in Christian geschlummert hatte, war damals nichts davon zu bemerken gewesen. Ebenso wenig wie eine Tendenz, die auch nur

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