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Backup - Roman

Backup - Roman

Titel: Backup - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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gar nicht wissen. Diese Episode war fest in meinem Schädel eingeschlossen und es existierte kein Backup davon.
    »Ja, kenne ich«, erwiderte ich.
    »Das hier ist ein äußerst leistungsfähiges Modell. Es wird die Abschirmung des Interface durchdringen und es durchbrennen lassen – vermutlich ohne Ihr Gehirn in Brei zu verwandeln. Mehr kann ich für Sie nicht tun. Wenn es nicht klappt, werden wir Sie aus dem letzten Backup wiederherstellen. Sie müssen eine Einverständniserklärung unterschreiben, bevor ich das Gerät benutze.« Alle vordergründige Freundlichkeit war aus seiner Stimme verschwunden. Er machte sich gar nicht erst die Mühe, seinen Ekel zu verbergen. Ich war im Begriff, mich eines Wunders der Bitchun Society zu entledigen, der Errungenschaften, die den Berufsstand des Mediziners zu einem altmodischen Luxus gemacht hatten. Warum sollte man sich unters Messer legen, wenn man sich einen Klon wachsen lassen, ein Backup anlegen und in einen neuen Körper umziehen
konnte? Es gab Leute, die schon wegen einer Erkältung den Körper wechselten.
    Ich unterschrieb. Gleich darauf rollte der Arzt meine Krankenbahre durch den scheppernden, summenden Versorgungstunnel und verfrachtete mich danach auf einen Güterzug, der aufs Gelände der Imagineur-Werkstätten fuhr. Dort angekommen, wurde ich zu einem schweren, frei stehenden Faradaykäfig transportiert. Aus gutem Grund: Wenn die HERF-Pistole bei mir angewendet wurde, würde sie alle Elektronik in unmittelbarer Nähe in Mitleidenschaft ziehen. Deshalb musste man mich abschirmen, bevor der Abzug betätigt wurde.
    Der Doktor legte mir die Pistole auf die Brust, lockerte meine Fesseln, versiegelte den Käfig, zog sich zum Eingang des Labors zurück und nahm eine schwere Schürze und einen Helm mit Gesichtsschutz vom Haken neben der Tür.
    »Sobald ich draußen bin, halten Sie sich die Waffe an den Kopf und drücken ab. Ich komme in fünf Minuten wieder. Sobald ich im Raum bin, legen Sie die Pistole auf den Boden und rühren sie nicht mehr an. Man kann sie gewöhnlich nur einmal abfeuern, aber ich will’s nicht drauf ankommen lassen.«
    Nachdem er die Tür geschlossen hatte, nahm ich die Pistole in die Hand. Sie war schwer, voll gespeicherter Energie. Der obere Lauf hatte die
Form eines parabolischen Hohlraums, der den Strahlenkegel bündelte.
    Ich hielt mir die Waffe an die Schläfe und ließ sie dort, während ich mit dem Daumen nach dem Abzugshebel tastete.
    Plötzlich hielt ich inne. Diese Aktion würde mich zwar nicht umbringen, aber vielleicht würde sie mein Interface für immer festfahren, mich paralysieren oder in einen Irren verwandeln, der nur noch um sich schlug. Ich merkte, dass ich niemals imstande sein würde, den Abzug zu betätigen. Das musste wohl auch dem Doktor klar gewesen sein. Vermutlich wollte er mich auf diese Weise davon überzeugen, dass es besser war, wenn er mich aus meinem Backup rekonstruierte.
    Ich öffnete den Mund, um den Doktor zu rufen, aber es kam wieder nur ein Uaaahhhh heraus.
    Gleich darauf bekam ich einen Anfall. Mein Arm zuckte, mein Daumen drückte den Abzug, und plötzlich hing ein penetranter Ozongeruch in der Luft. Der Anfall hörte auf.
    Und ich hatte kein Interface mehr.
     
    Der Doktor wirkte sauer und verkniffen, als er sah, dass ich mich auf der Bahre aufrichtete und mir den Bizeps rieb. Er nahm ein kleines mobiles Diagnosegerät in die Hand, hielt es mir an die Birne und erklärte, jetzt sei jeder digitale Mikroschaltkreis
darin zerstört. Zum ersten Mal seit meiner Twen-Zeit war ich wieder so primitiv ausgestattet, wie die Natur mich geschaffen hatte.
    An meinen Hand- und Fußgelenken hatten die Riemen rötliche Abdrücke hinterlassen, da ich mich aufgebäumt und gegen sie gewehrt hatte. Ich humpelte aus eigener Kraft aus dem Faradaykäfig und dem Labor, schaffte es aber nur mit knapper Not. Meine Muskeln ächzten von den unfreiwilligen Dehnungsübungen, die sie während der Anfälle durchgeführt hatten.
    Dan wartete im Tunnel, wo er an der Wand hockte und döste. Als der Doktor ihn wachrüttelte, zuckte Dans Kopf hoch und seine Hand griff mit blitzschnellem Reflex nach der des Arztes. Hier, im Magischen Königreich, vergaß man leicht, was Dan früher gemacht hatte, aber als er hochschnellte und dem Doktor geschickt und mit hartem, wachsamem Blick den Arm auf den Rücken drehte, fiel es mir wieder ein. Das war mein alter Kumpel: Dan, der Action-Held.
    Dan ließ den Doktor gleich wieder los und entschuldigte sich

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