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Backup - Roman

Backup - Roman

Titel: Backup - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Square, der wir die Verantwortung für die Kostüme aufgehalst hatten, wartete bereits mit einer passenden Verkleidung auf sie, einer verrotteten Dienstmädchenuniform mit einem übergroßen Werkzeuggürtel.
    Wir ließen Kim auf dem Baugerüst zurück, wo sie mit Begeisterung einen wasserlöslichen Zementersatz auf die Wand klatschte, wieder abschrubbte und ein Stück weiter von vorn anfing. Es sah langweilig aus, aber ich konnte mir vorstellen, dass wir später alle Mühe haben würden, sie vom Gerüst loszueisen.

    Sofort machten wir uns daran, im Netz nach weiteren Kandidaten zu suchen.
     
    Zur Mittagspause waren bereits zehn bohrende, hämmernde, verputzende neue Ensemblemitglieder auf dem Baugerüst zugange, schoben schwarze Schubkarren hin und her, sangen Grim Grinning Ghosts und amüsierten sich königlich.
    »Das dürfte reichen«, sagte ich zu Dan. Ich war erschöpft und schweißgebadet, außerdem juckte das MediPatch unter meinem Kostüm. Trotz der Stimmungsaufheller im Blutkreislauf hatte ich einen solchen Anflug von Gereiztheit, wie Ensemble-Profis ihn nur selten erkennen lassen. Ich musste raus aus dem Rampenlicht.
    Dan half mir wegzuhumpeln. Als wir die Tunnel erreichten, flüsterte er mir ins Ohr: »Das war eine tolle Idee, Julius. Wirklich.«
    Mit stolzgeschwellter Brust stieg ich gemeinsam mit Dan in eine Kleinbahn, die uns zu den Imagineuren brachte. Suneep hatte drei seiner Assistenten auf die erste Generation mobiler Telepräsenz-Roboter für den Außenbereich angesetzt und für heute Nachmittag einen Prototyp versprochen. Die Konstruktion der Roboter selbst stellte kein Problem dar, denn sie bestanden aus handelsüblichen Fertigbauteilen. Anders sah es mit den Kostümen und Bewegungsabläufen aus. Als ich überlegte, was Suneep und seinen hyperkreativen
Supergenies eingefallen sein mochte, besserte sich meine Laune ein wenig. Außerdem hob es meine Stimmung, dass ich mich jetzt nicht mehr in der Öffentlichkeit bewegen musste.
    Suneeps Labor sah so aus, als hätte ein Wirbelsturm darin gewütet. Mehrere Trupps von Imagineuren rollten geheimnisvolle Konstruktionen herein und wieder hinaus. Andere hatten sich in den Ecken zu kleinen Diskussionsgruppen zusammengefunden und brüllten einander Kommentare zu den Entwürfen zu, die ihre Headmount-Displays gerade anzeigten. Und mittendrin stand Suneep, der den Eindruck machte, als hätte er am liebsten laut juhu geschrien. Er war eindeutig in seinem Element.
    Als er Dan und mich erblickte, warf er die Arme in die Luft und breitete sie weit auseinander, als wollte er das ganze verrückte, schnatternde Chaos umarmen. »Was für ein herrlich wildes Durcheinander!«, rief er über den Lärm hinweg.
    »Allerdings«, sagte ich. »Was macht der Prototyp? «
    Suneep winkte ab; seine kurzen Finger gaben zu verstehen, dass er sich mit solchen Trivialitäten nicht abgeben wollte. »Alles zu seiner Zeit. Ich hab das Team auf etwas anderes angesetzt, den Bewegungsablauf für eine Gruppe fliegender Gespenster, die mit Hilfe von Gasbeuteln durch die Luft schweben – lautlos und unheimlich. Es
ist altmodische Spionagetechnik. Die Umrüstung hat wirklich gut geklappt, schau mal!« Er deutete mit dem Finger auf mich und versuchte offenbar, mir einige Dateien zu übermitteln.
    »Ich bin doch offline«, rief ich ihm freundlich ins Gedächtnis.
    Er schlug sich mit der Hand vor die Stirn, nahm sich einen Moment Zeit, um sich das Haar aus dem Gesicht zu streichen, und bat mit einem Wink um Entschuldigung. »Natürlich, natürlich. Hier!« Er entfaltete ein LCD und reichte es mir. Vor dem Hintergrund des Ballsaals tanzte ein Schwarm von Gespenstern über den Bildschirm. In ihrer Art passten sie sehr gut zu den vorhandenen Gespenstern im Spukhaus, denn sie wirkten eher lustig als unheimlich. Irgendwie kamen mir ihre Gesichter bekannt vor. Als ich mich im Labor umsah, bemerkte ich, dass sie Karikaturen diverser Imagineure waren.
    »Ah! Es ist dir also aufgefallen.« Suneep rieb sich die Hände. »Ein guter Witz, was?«
    »Echt klasse«, sagte ich vorsichtig. »Aber ich brauche bis morgen Abend wirklich einige betriebsbereite Roboter, Suneep. Wir haben doch darüber gesprochen, nicht?« Ohne ferngesteuerte interaktive Roboter, Telepräsenz-Roboter, würde ich nur solche eingefleischten Fans wie Kim einsetzen können, Freaks, die hier vor Ort lebten. Aber meine Ziele waren weiter gesteckt.

    Suneep wirkte enttäuscht. »Natürlich haben wir darüber gesprochen. Ich lege meinen

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