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Backup - Roman

Backup - Roman

Titel: Backup - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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bei ihm. Mit einem Blick erfasste er meinen körperlichen Zustand und schob mir die Schulter unter die Achsel, um mich zu stützen. Ich hatte nicht die Kraft, ihn daran zu hindern. Ich brauchte Schlaf.
    »Ich bring dich nach Hause«, erklärte er. »Debra nehmen wir uns später vor.«

    »Klar«, erwiderte ich und stieg in die wartende Bahn.
    Aber wir fuhren nicht nach Hause. Dan brachte mich ins Hotel zurück, ins Contemporary, und geleitete mich bis zur Tür, die er mit meiner elektronischen Schlüsselkarte öffnete. Während ich in das leere Zimmer humpelte, das jetzt mein Zuhause war, und in das Bett fiel, das derzeit mir gehörte, stand er verlegen herum.
    Mit einem Blick, in dem Bedauern lag, stahl er sich davon, schlich zurück zu Lil und dem Haus, das wir uns früher geteilt hatten.
    Ich klebte mir das MediPatch, das der Doktor mir mitgegeben hatte, auf die Haut und warf auch noch einen Stimmungsaufheller ein. Diese Dinger sollte ich auf Rat des Arztes einnehmen, um meine »Persönlichkeitsschwankungen« unter Kontrolle zu halten. Binnen Sekunden war ich eingeschlafen.

Sieben
    Diese Medikamente halfen mir auch, die nächsten beiden Tage durchzustehen und die Modernisierung des Spukhauses in Angriff zu nehmen. Eine ganze Nacht lang waren wir damit beschäftigt, ein Baugerüst vor der Fassade zu errichten, obwohl es für die eigentliche Arbeit gar nicht gebraucht wurde. Wir wollten einfach den Eindruck erwecken, dass es rasch voranging, außerdem verband ich eine bestimmte Idee damit.
    Ich arbeitete Seite an Seite mit Dan, benutzte ihn als Privatsekretär, der meine Anrufe entgegennahm, Pläne beschaffte und das Netz im Auge behielt, denn bei den Disney-Fans machten schon erste Gerüchte darüber die Runde, dass das Spukhaus gründlich modernisiert werden sollte. Wir wechselten kein unnötiges Wort, standen nebeneinander,
ohne uns ein einziges Mal in die Augen zu sehen. Dennoch war mir Dans Nähe nicht peinlich. Dazu ließ er es nicht kommen, außerdem waren wir vollauf damit beschäftigt, enttäuschte Gäste vom Spukhaus wegzudirigieren. Ein deprimierend großer Teil von ihnen begab sich geradewegs in die Halle der Präsidenten.
    Wir mussten nicht lange warten, bis die ersten von Panik erfüllten Diskussionsbeiträge über das Spukhaus auftauchten. Dan las mir eine von seinem Headmount-Display vor: »Hallo! Weiß jemand, wie es mit dem Spukhaus vorangeht? Auf dem Weg zur neuen Halle der Präsidenten bin ich gerade daran vorbeigekommen, und es sieht so aus, als wäre da was ganz Großes in der Mache. Die haben da ein Baugerüst hochgezogen und die Ensemblemitglieder laufen rein und raus, stellt euch vor. Ich hoffe, sie versauen das schöne Ding nicht. Übrigens: Lasst euch die neue Halle der Präsidenten auf keinen Fall entgehen – echt super!«
    »Schön«, sagte ich. »Wer hat das geschrieben? Steht er schon auf unserer Liste?«
    Dan überlegte einen Moment. »Sie heißt Kim Wright und steht auf der Liste. Guter Woppel, ein echter Spukhaus-Freak mit vielen Lesern.«
    »Dann ruf sie an.«
    Mein Plan bestand darin, fanatische Fans zu rekrutieren, sie in Kostüme zu stecken und auf
dem Baugerüst zu platzieren. Sie sollten überdimensionale, mit Fledermäusen verzierte Werkzeuge bekommen, sich so ruckartig wie Zombies bewegen und am Gebäude herumbasteln. Früher oder später würden Suneep und sein Team eine Charge von Telepräsenz-Robotern betriebsbereit haben. Dann würden wir auf diese Roboter umstellen, sie im Wartebereich herumlaufen und mit neugierigen Gästen interagieren lassen. Das neue Spukhaus würde in achtundvierzig Stunden wieder eröffnen, wenn auch in eingeschränkter Form. Das Baugerüst sorgte für Gesprächsstoff, war ein interessanter Blickfang und würde einen Teil der Besuchermassen, die in Debras Halle der Präsidenten strömten, für einen kurzen neugierigen Blick herüberlocken. Klatsch ist gut fürs Geschäft.
    Tja, ich bin wirklich ein ziemlich schlauer Bursche.
     
    Dan piepste diese Kim an und sprach mit ihr, als sie gerade zu den Piraten der Karibik aufbrach. Ich fragte mich, ob sie wirklich die richtige Person für den Job war; sie schien vollends begeistert von den Modernisierungen, die Debra und ihr Team durchgeführt hatten. Wäre mir mehr Zeit geblieben, hätte ich ausgiebige Erkundigungen über jede Person auf meiner Liste angestellt, aber das hätte Monate gedauert.

    Dan machte mit Kim etwas Smalltalk – aus Rücksicht auf mein Handicap so, dass ich es hören konnte –,

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