Backup - Roman
schob ihre Hand von meiner Schulter. »Wie alt bist du, Kim?«
»Neunzehn. Ist das ein Problem?«
Neunzehn! Meine Güte, kein Wunder, dass sie so flatterhaft war. Und welche mildernden Umstände kann ich anführen?
»Es ist kein Problem, Kim. Es gibt da nur etwas, das ich mit dir besprechen möchte. Die Leute, die ihr hereingeholt habt, damit sie für mich arbeiten, sind alle wirklich tolle Ensemblemitglieder.«
»Aber?«
»Aber wir haben hier nur begrenzte Kapazitäten. Der Tag hat nicht so viele Stunden, dass ich die neuen Mitarbeiter, die Modernisierung und alles andere im Blick behalten kann. Ganz zu schweigen davon, dass wir bis zur Neueröffnung des Spukhauses draußen nur eine begrenzte Anzahl von Komparsen gebrauchen können. Ich mache mir Sorgen darüber, dass wir Leute ohne ausreichende Vorbereitung ins Rampenlicht schicken müssen oder dass uns die Uniformen ausgehen. Ich mache mir auch Gedanken über die Leute, die den weiten Weg hierherkommen und dann feststellen müssen, dass es nicht genügend Schichten gibt, die sie übernehmen könnten.«
Sie schien erleichtert. »Ist das alles? Mach dir keine Sorgen. Ich hab mit Debra von der Halle der Präsidenten gesprochen. Sie hat gesagt, sie kann jeden übernehmen, den wir im Spukhaus nicht brauchen können – wir könnten sie sogar zwischen Spukhaus und Halle rotieren lassen!« Sie war merklich stolz auf ihre Weitsicht.
Mir klingelten die Ohren. Was ich auch tat, Debra war mir stets einen Schritt voraus. Wahrscheinlich hatte sie Kim überhaupt erst dazu veranlasst, neue Leute zu rekrutieren. Sie würde sich der Leute annehmen, die eigentlich im Spukhaus arbeiten wollten, und sie davon überzeugen, dass das Team vom Liberty Square sie hereingelegt hatte. Auf diese Weise würde sie die Leute in ihre kleine Woppel-Gemeinde locken, damit sie noch bessere Chancen hatte, das Spukhaus, den Park und ganz Walt Disney World an sich zu reißen.
»Oh, ich glaube nicht, dass es dazu kommen wird«, sagte ich vorsichtig. »Ich bin mir sicher, dass wir sie alle im Spukhaus beschäftigen können. Je mehr dabei sind, desto lustiger wird’s.«
Kim guckte verdutzt, ließ es aber so stehen. Ich biss mir auf die Zunge. Der Schmerz holte mich in die Realität zurück und ich war in Gedanken schon bei der Kostümproduktion und den Probeplänen, als ich mich verdünnisierte. Mein Gott, wenn Suneep nur endlich mit den Robotern ’rüberkommen würde!
»Was soll das heißen, ›nein‹?« fragte ich hitzig.
Lil verschränkte die Arme und sah mich finster an. »Nein, Julius. Das läuft nicht. Die Gruppe ist ohnehin schon verärgert darüber, dass die Neuen den ganzen Ruhm einheimsen. Die Ad-hocs werden uns auf keinen Fall weitere Leute reinbringen lassen. Außerdem werden sie die Arbeit am Spukhaus nicht dazu unterbrechen, diese Leute auszubilden, zu kostümieren, durchzufüttern und zu bemuttern. Mit jedem Tag, an dem das Spukhaus geschlossen ist, sackt unser Woppel weiter ab und sie wollen keine Verzögerungen mehr in Kauf nehmen. Dave hat sich bereits Debra angeschlossen, und ich bin mir sicher, dass er nicht der Letzte sein wird.«
Dave – ausgerechnet der Blödmann, der auf der Sitzung gegen die Modernisierung gewettert hatte. Natürlich war er übergelaufen. Lil und Dan standen Seite an Seite auf der Veranda des Hauses, in dem ich gelebt hatte. Ich war an diesem Abend hinübergefahren, damit Lil die Ad-hocs dazu überredete, weitere Neulinge aufzunehmen, aber es lief einfach nicht nach Plan. Sie wollten mich nicht einmal ins Haus lassen.
»Und was soll ich Kim sagen?«
»Sag ihr, was du willst«, erwiderte Lil. »Du hast sie reingeholt – also kümmere dich gefälligst um sie. Verdammt, übernimm wenigstens einmal in deinem Leben Verantwortung.«
Es war nichts zu machen. Dan gab mir mit einem Blick zu verstehen, dass es ihm leidtat. Lil sah mich noch einen Moment zornig an, dann kehrte sie ins Haus zurück.
»Debra macht wirklich Furore«, bemerkte er. »Im Netz überschlagen sich die Leute regelrecht. So was hat’s noch nie gegeben. Instant-Downloads sind jetzt der Renner in den Nachtclubs. Während der DJ auflegt, lassen sich die Tänzer seine Backups schubweise in den Kopf einspeisen. «
»Mist«, sagte ich. »Ich hab’s versaut, Dan. Ich hab’s komplett versaut.«
Er erwiderte nichts, und das bedeutete vermutlich, dass er mir zustimmte.
Während ich ins Hotel zurückfuhr, beschloss ich, nochmals mit Kim zu reden. Sie stellte ein Problem dar, das ich
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