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Bacons Finsternis: Roman (German Edition)

Bacons Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Bacons Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Steiner
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einem Schluck Pfefferminztee hinunter.
    »Arthur, hör zu«, sagte sie schließlich. »Viktor hat mit dem Einbruch in der Speicherstadt nichts zu tun. Das Bild, das er sich wünscht, gehört einer alten Witwe in Blankenese. Viktor wird es ihr abkaufen. Ganz legal. Weit und breit kein Verbrechen in Sicht. Lass uns also bitte in Zukunft in Ruhe.«
    »Und wenn er dich doch in etwas Illegales hineinzieht? Betrug vielleicht? Außerdem ist das Bild doch verschollen. Hast du selbst gesagt.«
    Ihre Stimme wurde leiser. »Arthur, ich fasse es nicht, wie sehr du dich verändert hast. Du musst besser auf dich achtgeben. Und jetzt möchte ich gerne gehen, wenn Sie erlauben, Herr Detektiv.«
    Sie winkte einen Kellner herbei und zahlte. Als sie aufstand, wollte ich ihre Hand nehmen, aber sie zog sie zurück.
    »Wie heißen eigentlich«, fragte ich mit der Leichtigkeit der Verzweiflung, »diese Pflanzen mit den violetten Blüten, die es hier überall gibt?«
    »Keine Ahnung«, sagte Isabel. »Hortensien sind es jedenfalls nicht.«

 
    Vierzehn
     
    Ich schaute ihr nach, bis der letzte Zipfel ihres Kleides hinter Passanten verschwunden war. Erst dann verließ ich die Kajüte und irrte geistesabwesend durch den Grüngürtel am Alsterufer.
    Als ich Stunden später ins Hotel zurückkehrte, saß Maia im Terrassencafé und schrieb Ansichtskarten. Meine Erscheinung musste erbarmungswürdig gewesen sein, denn Maia ließ den Kugelschreiber fallen, sprang auf und führte mich wie einen Pflegefall zu einem Stuhl.
    »Isabel«, sagte sie.
    Ich nickte.
    »War sie allein?«
    »Ja«, sagte ich und schilderte Maia den Ablauf unserer Begegnung. Ich berichtete möglichst genau von unserem Gespräch, auch wenn mir manche meiner Sätze noch in der Wiederholung die Schamesröte ins Gesicht trieben.
    »Und?«, fragte Maia, als meine Geschichte zu Ende war. »Glaubst du ihr?«
    »Sehr bedroht wirkte sie nicht.«
    »Ich meine: Glaubst du ihr, dass Lohmeier nichts mit dem Einbruch zu tun hat?«
    »Ich weiß nicht. Ihre Reaktion auf meine Fragen war sehr heftig. Das könnte ein Zeichen dafür sein, dass sie sich ertappt fühlte. Andererseits: Wer hätte bei solchen Fragen nicht die Beherrschung verloren?«
    Maia riss einzelne Marken von einem Bogen ab, befeuchtete sie mit der Zunge und klebte sie auf die Karten. »Wenn sie ihn liebt«, begann sie und zögerte kurz, als wollte sie erst meine Reaktion abwarten, bevor sie den Satz beendete. Aber ich zuckte mit keiner Wimper.
    »Wenn sie ihn also liebt, wird sie ihn in jedem Fall schützen.«
    »Und wenn nicht?«
    »Wird sie trotzdem abstreiten, dass Lohmeier hinter dem Einbruch steckt. Was sollte sie auch sonst sagen?«
    »Ja«, sagte ich, »ja, sollte sie sagen, Arthur, du hast recht, Viktor ist der gesuchte Einbrecher, ich hoffe, du verzeihst mir, es war von Anfang an ein Fehler, jetzt, wo ich dich endlich wiedersehe, fällt es mir wie Schuppen von den Augen …«
    »Im Ernst«, sagte Maia. »Denkst du, die alte Witwe in Blankenese existiert?«
    »Nie im Leben«, sagte ich. »Isabel will mich auf eine falsche Fährte locken, das ist doch offensichtlich. Lohmeier, der Gentleman, der einer alten Dame bei Kaffee und Kuchen ein Bacon-Original abkauft: Das ist doch in höchstem Maße unglaubwürdig.«
    Maia schlichtete ihre Ansichtskarten auf einen Stapel und schob sie in einen Papierumschlag. »Immerhin hat Isabel zugegeben, dass Lohmeier ein bestimmtes Bild sucht.«
    »Und dass er eine Vergangenheit hat«, sagte ich.
    Sie nahm den Umschlag vom Tisch und stand auf. »Und jetzt lass uns was essen gehen. Du bist ja ganz blass.«

 
    Fünfzehn
     
    Es war eine Wohltat, wieder im Antiquariat zu arbeiten. Der Ausnahmezustand war aufgehoben, die Normalität hatte wieder ihren angestammten Platz eingenommen. Mein Traumleben kreiste wieder um Isabel – das war mir deutlich angenehmer als die Verhaftungs- und Verurteilungsszenarien, die sich in letzter Zeit eingeschlichen hatten. Seltsamerweise wurden meine Isabel-Träume sogar heller und leichter. Meine letzten Hoffnungen auf eine versöhnliche Begegnung waren zwar zerstoben, doch diese Veränderung im wachen Leben war an meinem Unterbewusstsein spurlos vorübergezogen. Isabel ging in meinen Nächten ein und aus, und wir waren einander wohlgesonnen.
    Auch Maia hatte sich damit abgefunden, dass es für uns nichts mehr zu tun gab. Das Abenteuer war vorbei. Was immer Lohmeier mit dem Bild vorhatte, ob er die Fälschung entlarvte oder nicht: Es war unwahrscheinlich, dass

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