BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
wütend geworden.
Doch seine Wut war
nicht
die eines Kindes gewesen.
Nicht einmal die eines Menschen...
Der Zorn einer unsagbar fremden und unvorstellbar gewaltigen Macht hatte ihn erfüllt – und das Ausmaß dieses Gefühls hatte den Jungen beinahe selbst erschreckt.
Weil er nicht gewusst hatte, dass er zu solchem Empfinden fähig war.
Nicht gewusst...
, echote es in dem Knaben.
Es gab so vieles, was er nicht wusste. Obwohl das Wissen um so vieles spürbar in ihm war. Vielleicht alles Wissen der Welt – und mehr.
Und doch vermochte er es nicht anzuwenden, nicht einmal zu verstehen. Etwas schützte dieses Wissen vor seinem Zugriff. Noch. Irgendwann würde es anders werden, würde er das Wissen begreifen und nutzen dürfen.
Wenn sein Geist bereit war, all dies zu verkraften.
Wenn seine Macht groß genug geworden war, um mit all dem umzugehen, wie es Sinn und Zweck sein würde. Und auch dieser Sinn und Zweck würde sich ihm erst dann gänzlich erschließen.
Das Kind hatte nicht warten wollen, bis es soweit war.
Es hatte mit dem Teil der Macht, der ihm jetzt schon zugänglich war, gespielt. Wie es die Art eines Kindes war, hatte es Verbotenes versuchen wollen, hatte es diesem besonderen Reiz nicht widerstehen können.
Niemand hatte den Knaben daran gehindert.
Wer hätte es auch tun sollen? Niemand war auch nur diesem kleinen Teil jener Macht gewachsen. Niemand, der auf Erden weilte und wandelte...
Auf die Insel, die von den Menschen Nova Scotia genannt wurde, hatte das Kind sich mit seiner Amme zurückgezogen. Dort hatte Gabriel in Ruhe und Geborgenheit in sich aufgenommen, was Jennifer Sebree ihm hatte geben können: Energien, die seine Reife anfachten.
Zuvor, als Säugling noch, hatte er sich an Wesen gelabt, deren Seelenverwandtschaft er sofort erkannt hatte: Vampire. Aber es waren Todgeweihte, Sterbende gewesen, die ihn nur dank ihrer großen Zahl nähren konnten. Er hatte ihre ausgemergelten, verfaulenden Seelen in sich aufgenommen und war gewachsen, an Körper und Geist.
Doch das war viel zu langsam und mühsam geschehen. Gabriel wusste, dass es auch andere Wege gab. Wege, die schneller ans Ziel führen würden. Er hatte schon gekostet von den Quellen solcher Energien, ohne sie vollends auszuschöpfen.
Vielleicht
, so hatte er hinter den Mauern jenes alten Schlosses, in dem er sich vor der Welt verborgen gehalten hatte, überlegt,
sollte ich es tun. Erneut aus diesen Quellen trinken und sie bis zur Neige leeren
...
Den Entschluss hatte er mit kindlicher Spontaneität gefasst. Den Plan selbst mit perfider Bösartigkeit und in kalter Berechnung vorbereitet.
Er hatte jene zu sich gelockt, deren Kraft er schon probiert hatte. Und sie waren gekommen.
Es war so leicht gewesen. Seine Macht war ihm schon jetzt, da sie noch ganz am Anfang gestanden hatte, grenzenlos erschienen.
Gabriel hatte sich die Zeit genommen, ihre Energien in besonderer Weise aufzubereiten. Er hatte mit ihnen gespielt, ehe er ihnen ihr Leben hatte nehmen wollen – und damit alles, was ihm selbst von existentieller Wichtigkeit war.
Ihnen...
Heaven.
Raphael Baldacci.
Sie waren keine normalen Menschen gewesen. Natürlich nicht, sonst hätten ihre Energien ihn nie und nimmer reizen können. Es wäre die Mühen, sie sich nutzbar zu machen, nicht wert gewesen: schon gewonnene Kraft einzusetzen, um die ihre zu bekommen.
Heavens Kraft war von jener Art, die ihm seinerzeit den ersten Kräfteschub beschert hatten. Nein, nicht
wirklich
von dieser Art; sie war nicht wirklich eine Vampirin. Nicht ganz jedenfalls. Ein Teil von ihr stammte zweifelsohne von jener unsterblichen Rasse ab, der andere war das Erbe eines Menschen. Doch gerade diese Kombination machte den Reiz, den
Genuss
an ihrer Energie aus...
Der andere, Raphael Baldacci, war von gänzlich anderer Natur. Ein Mensch, zweifelsohne. Aber in ihm war mehr als nur Menschliches. Etwas fast, das dem Kind vertraut erschienen war, verwandt beinahe. Als wären ihrer beider Energien von nicht völlig unterschiedlicher Art.
Was Raphael Baldacci wirklich war, hatte der Junge nicht in Erfahrung bringen können...
Ihre schlimmsten Alpträume hatte er den beiden heraufbeschworen. Und unter dem Keim der Angst waren ihre Energien in Wallung geraten, hatten sich selbst potenziert und wären dem Kind zum Festmahl geraten. Beinahe...
Für das Mischwesen namens Heaven hatte der Knabe eine Welt erschaffen, in der ihr verhasstes Stiefvolk das Regiment führte. Mit keiner furchtbareren Vision
Weitere Kostenlose Bücher