Bad Fucking
die es bedauerte, keine näheren Auskünfte in dieser Angelegenheit geben zu können.
Während Camilla vor ihrem Auto stand und überlegte, wo sie die Käsesemmel entsorgen könnte, öffnete Frau Nutz noch einmal die Tür. »Wenn Sie Näheres über den Schallmoser wissen wollen, müssten Sie den Bartl Rettenbacher fragen. Den finden Sie im alten Hotel
Europa
. Er war nämlich der Einzige, der den Schallmoser regelmäßig in seiner Höhle besucht hat.« Frau Nutz hob bedauernd die Schultern.
»Ach so, ja, danke, werde ich mir merken.« Camilla stieg mitsamt der Käsesemmel in ihr Auto und fuhr los.
Als Ludmilla aus Adalbert Zuckers Volvo ausstieg, brauchte sie ein paar Minuten, bis sie wieder ihre Beine spürte. Die Fahrt mit den angezogenen Knien war eine Tortur gewesen, und sie hoffte inständig, dass Greg Sutherland nicht mehr mit ihnen nach Wien zurückfahren würde.
»Hey, man«, sagte Greg, nachdem er sich aus dem Auto geschält hatte, »cool man, thank’s man. Let’s go, man.« Er klatschte mit Adalbert ab, der sich gleichfalls ein wenig strecken musste.
Kaum war das Auto vor dem Hotel
Zum Hohen Hirn
stehengeblieben, tauchten schon die ersten Cheerleader auf. Nadja umarmte Greg voll Freude, was ein bisschen merkwürdig aussah, da Nadja dem Zweimetermann gerade einmal bis zur Brust reichte. Bevor Greg mit den Mädchen in die Lobby ging, verabschiedete er sich noch rasch von Adalbert und Ludmilla. »Good luck, man«, sagte Greg zu Adalbert. Und zu Ludmilla sagte er: »Hope, to see you soon, man.«
Adalberts und Ludmillas Plan war es, sich mit dem unbekannten Auftraggeber an jenem Ort zu treffen, wo Ludmilla in die Höhle eingestiegen war. Dort sollte die Geldübergabe stattfinden. Danach würden die beiden sofort wieder nach Wien zurückfahren und mit Sunny und Sven eine große Party feiern. Ludmilla hatte in der Früh noch einmal ihren Agenten in Prag angerufen und die Bestätigung erhalten, dass der Auftraggeber das vereinbarte Honorar in Höhe von viertausend Euro bezahlen werde.
Ludmilla kannte zwar den Weg zur Höhle, warf aber immer wieder einen Blick auf die Karte, die sie von ihrem ersten Besuch in Bad Fucking behalten hatte.
So, jetzt reicht es mir. Ich sitze hier in meinem Fotoladen und warte darauf, dass endlich etwas passiert, aber es tut sich nichts. Hat man auf mich vergessen? Sollte ich nicht schon längst Doktor Ulrich und Philipp Hintersteiner einen Besuch abgestattet haben, um diese leidige Angelegenheit mit den Fotos endlich hinter mich zu bringen? Stattdessen wird in aller Ausführlichkeit über eine Amerikanerin berichtet, die sich beim Pinkeln im Wald verlaufen hat. Aber wie es mit mir weitergeht, interessiert anscheinend niemanden mehr. Ich könnte hier verfaulen und kein Mensch würde es merken
.
›Es ist immer ein Zufall, der uns rettet‹, heißt es in einem Buch von James Salter. Und war es nicht ein Zufall, der mir diese Fotos in die Hände gespielt hat und mir die einmalige Möglichkeit gab, rasch zu Geld zu kommen? Aber irgendwie scheint die Sache nicht zu klappen. Philipp Hintersteiner bietet mir fünftausend Euro an, wenn ich in den nächsten Monaten fünfmal mit ihm schlafe. Bin ich eine Hure, oder was? Außerdem liegt es auf der Hand, dass dahinter eine Finte steckt. Und der Zahnarzt lacht mich aus und scheint sich einen Dreck darum zu scheren, ob ich das Foto seiner Frau zeige oder nicht. Ich habe jedenfalls keine Lust mehr, noch länger hier herumzusitzen und zuzusehen, wie mein Leben den Bach hinuntergeht
.
Als Erstes gehe ich jetzt zu Philipp Hintersteiner ins Hotel. Wenn er mir heute nicht zumindest eintausend Euro gibt, zeige ich die Fotos sofort seinem Vater. Dann soll der Pickelbube schauen, wo er bleibt. Anschließend marschiere ich zum Zahnarzt in die Ordination und gebe ihm genau eine Stunde Zeit, fünftausend Euro auf den Tisch zu legen. Tut er es nicht, landet das Mösenfoto bei seiner Frau. Mir ist alles egal. Ich habe genug von diesem Leben hier in diesem Kaff und spiele nicht mehr länger mit. Ist das endlich klar? Ob das klar ist?, habe ich gefragt
.
Wutentbrannt verließ Veronika Sandleitner ihren Fotoladen und machte sich auf den Weg zum Hotel. Auf der Straße warf sie einen Blick zum Himmel. Auch wenn es unverändert heiß war, hatte sie das Gefühl, dass sich irgendetwas verändert hatte. Täuschte sie sich oder hatten die strahlendblauen Wolken tatsächlich einen gelblichen Stich bekommen? Aber Veronika achtete nicht weiter darauf und
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