Bad Fucking
beschleunigte ihre Schritte.
Kurz vor ihrem Ziel überquerte sie die Straße und wäre dabei fast von einem alten Volvo mit Wiener Kennzeichen überfahren worden. Sie erschrak genauso wie der Fahrer und die Beifahrerin.
Sie betrat die Lobby und sah einen hünenhaften Schwarzen, der von einer Gruppe junger Mädchen umringt wurde. ›Das sind also die Cheerleader aus Wien‹, dachte Veronika fast ein wenig neidisch und sah sich nach Philipp um. Sie fand ihn aber weder an seinem Platz hinter dem Empfangstresen noch in seinem Büro. Sie betätigte die Klingel, aber auch auf ihr Läuten hin kam niemand. Veronika wurde nervös und überlegte, was sie tun sollte. ›O. K., dann gehe ich zuerst zum Zahnarzt und komme später hierher zurück.‹
Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch verließ sie das Hotel und sah auf der Straße einen Traktor samt Anhänger vorbeifahren. Zunächst achtete sie nicht weiter auf das Fahrzeug und erkannte erst beim zweiten Mal Hinsehen Philipp und die Gemeindesekretärin Sussalek, die in der Fahrerkabine links und rechts neben dem Metzger Pamminger saßen. Veronika sah auch, dass auf dem Anhänger etwas unter einer Plane lag und dachte an tote Schweine oder Kühe. Unmittelbar hinter dem Traktor folgten Stallinger und Wellisch auf dem Dienstmoped. Sie blieb stehen und blickte dem merkwürdigen Konvoi nach. Veronika konnte sich auf das alles keinen Reim machen. Warum fuhren Philipp und Frau Sussalek auf dem Traktor zur Metzgerei? Sie hätte Philipp winken können, aber das hätte nichts gebracht, weil sie ihn ja unbedingt unter vier Augen sprechen musste.
Kurz vor dem
Mohren
kamen ihr der Bestatter Schreckenschlager und sein Gehilfe Stöckl entgegen. Als die beiden an Veronika vorbeigingen, hörte sie, wie Stöcklein Gstanzl sang: »Das Dirndl von der Reindlmühl / lasst den Buben, wann er will / drübersteigen / über ihre Feigen.« Dabei lachte er und schüttelte den Kopf wie ein Kind, das sich über etwas unbändig freute.
Veronika war sich nicht mehr sicher, ob es nicht doch besser gewesen wäre, zu Hause zu bleiben und abzuwarten, was geschehen würde. »Nein«, sagte sie nach kurzem Zögern trotzig, »jetzt führe ich die Sache zu Ende, koste es, was es wolle.«
Als Veronika vor der Gegensprechanlage stand, musste sie ihre ganze Kraft zusammennehmen, um den Knopf neben dem Schild ORDINATION DR. JAKOB ULRICH zu drücken. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, hielt sie das ominöse Foto Richtung Kamera, die über der Eingangstür montiert war.
Veronika wartete mit klopfendem Herzen auf den Summton, der jeden Augenblick ertönen musste. Aber es ertönte kein Summton. Sie sah auf ihre Armbanduhr. Es war jetzt kurz nach eins, und laut dem Schild hätte die Ordination geöffnet sein müssen. Veronika drückte den Knopf ein zweites Mal und ließ den Finger etwas länger auf der Taste ruhen. Wieder tat sich nichts.
»Das darf doch nicht wahr sein«, fluchte sie und trat mit dem Fuß gegen die Haustür. Aber außer, dass sie sich die große Zehe verstauchte, passierte gar nichts. Am liebsten hätte sie geheult, was ihr in diesem Augenblick aber auch nichts gebracht hätte. Als sie sich umdrehte, stand plötzlich Jagoda Dragičević vor ihr.
Nachdem Sarema Abubakarowa der Innenministerin der Republik Österreich die Haare geschnitten hatte, band sie ihr das Kopftuch um, das sie zuvor getragenhatte. Sarema Abubakarowa holte einen Pass aus ihrer Tasche und sah zuerst auf das Foto, dann auf Maria Sperr. Said al-Chattab nickte, und die Frau löste vorsichtig das Klebeband von Sperrs Mund. Maria Sperr hustete, spuckte und würgte.
»Wascher, Wascher«, stammelte sie, und Sarema Abubakarowa flößte ihr etwas Wasser aus einer Flasche ein. Sperr schluckte gierig und schien sich ein wenig zu beruhigen. Sie starrte die beiden an. »Wasch ischt hier losch? Isch bin die Innenminischterin von Eschterreich. Isch befehle Ihnen, misch schofort tschu befreien.« Nach der langen Knebelung haperte es noch ein wenig mit der Aussprache.
Sarema Abubakarowa und Said al-Chattab machten allerdings keine Anstalten, Maria Sperr von ihren Fesseln zu befreien. Stattdessen nahm die Frau Sperrs Kleider und verschwand damit in einer hinteren Ecke der Hütte. Maria Sperr drehte sich um, aber der Mann versperrte ihr mit seinem Körper die Sicht. Wenig später trug Sarema Abubakarowa Maria Sperrs Kleider und hielt den Reisepass der Innenministerin in ihren Händen. Said al-Chattab verglich das Foto in Sperrs Pass
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