Bad Fucking
mit Sarema Abubakarowas neuem Aussehen und nickte zufrieden. Sie legte ihre Kleider auf den Stuhl neben der Tür. Maria Sperr verfolgte die Vorgänge gespannt, war aber zu verwirrt, um zu verstehen, was hier vor sich ging.
Said al-Chattab holte aus der Umhängetasche einen Lederhandschuh und eine Gartenschere. Den Handschuh streifte er sich über die linke Hand, die Gartenschere hielt er in der rechten. Er stellte sich breitbeinig vor die Innenministerin, die ihn ungläubig anstarrte.
»Wasch tun Schie?«, fragte sie wimmernd.
Während Sarema Abubakarowa durch das verdreckte Fenster in den friedlichen Wald blickte, griff der Mann nach der geschwollenen Zunge der Innenministerin und zog sie, soweit es ging, heraus. Maria Sperr grunzte und rollte mit den Augen. Sie versuchte, Said al-Chattab in die Hand zu beißen, was ihr aber nicht gelang. Der Mann klapperte kurz mit der Gartenschere, ehe er mit ein paar schnellen Schnitten die Zunge der Innenministerin spaltete. Zum Glück für Maria Sperr war ihre Zunge so geschwollen, dass Said al-Chattab nur die ersten drei, vier Zentimeter durchtrennen konnte. Das Blut schoss sturzflutartig aus ihrem Mund, und es dauerte lange, bis sie zu spucken und würgen aufhörte. Sie war von oben bis unten mit Blut besudelt, und Sarema Abubakarowa hatte Mühe, das Blut, den Kot und den Urin mit einem feuchten Tuch zumindest oberflächlich von Maria Sperrs Körper abzuwischen.
In der menschenleeren Lobby war nur das Brummen der Klimaanlage zu hören. Camilla saß auf einem der bequemen Fauteuils und wartete, dass jemand vom Personal kam. Sie sah noch einmal in ihren Unterlagen nach und vergewisserte sich, dass für sie im Hotel
Zum Hohen Hirn
ein Einzelzimmer reserviert worden war. Camilla klopfte mit den Fingern nervös auf das kleine Tischchen vor sich und ging zur Rezeption, wo sie ein weiteres Mal die Klingel betätigte. Aber wieder rührte sich nichts.
Sie blickte aus dem Fenster und sah auf der Straße eine schwarze Mercedes-Limousine vorbeifahren. Im Fonds des Wagens saßen ein Mann und eine Frau. Der Wagen hatte ein Diplomatenkennzeichen und verschwand gleichwieder aus ihrem Blickfeld. Camilla fragte sich, was ein Diplomat ausgerechnet in diesem gottverlassenen Nest zu suchen hatte, vergaß das Fahrzeug aber gleich wieder.
Hätte Camilla Glyck den Dienstwagen der Innenministerin der Republik Österreich und deren Fahrer Nicolae Petrescu jemals aus der Nähe gesehen, wäre ihr möglicherweise etwas aufgefallen. Aber so?
Nachdem die Hotelangestellten offenbar Mittagspause machten, nahm Camilla ihre beiden Taschen und ging zum Auto zurück. Auch wenn der Gendarmerieposten laut ihren Unterlagen nur fünfhundert Meter vom Hotel entfernt war, wollte sie lieber den Wagen nehmen. Man konnte ja nie wissen.
Camilla Glyck fuhr zweimal an dem desolaten Gebäude vorbei, weil sie es nicht für möglich gehalten hätte, dass sich darin eine Polizeiwachstube befand. ›Das darf doch nicht wahr sein.‹ Sie stieg aus dem Auto und betrachtete die Fassade. Vor allem der kleine Strauch, der unter dem Dach aus einer Mauerritze wuchs, faszinierte sie. Camilla holte ihre Tasche mit dem Laptop aus dem Kofferraum und betrat das Gebäude. Der Geruch, der ihr dabei entgegenschlug, hätte sie beinahe umgeworfen. Sie hielt den Atem an und klopfte an die Tür der Wachstube. Nachdem sich auch auf das zweite Klopfen hin niemand meldete, öffnete sie die Tür.
Camilla war sprachlos. Würde sie in Wien erzählen, was sie gerade sah – und vor allem roch –, kein Mensch würde es ihr glauben. Der Gestank war so bestialisch, dass sie sofort zurückwich und die Haustüre öffnete, damit wenigstens etwas frische Luft in den Raum dringen konnte. ›Bitte, was ist das?‹, fragte sich Camilla und starrte ungläubig auf die unzähligen Fischereiutensilien im Raum. Hier gab es weder Computernoch Kopierer, dafür war auf einer Tischkante ein alter Fleischwolf montiert, aus dem die Schwanzflosse eines Fisches wie eine herzförmige Fahne herausragte. Auf den Fischwürstchen, die auf der Vorderseite des Fleischwolfs heraushingen, saßen dutzende Fliegen, die sich wie im Paradies vorkommen mussten. Hier roch es nach einer Mischung aus ranzigem Speck und Kohl, außerdem schweißelte es wie im ungelüfteten Schlafsaal eines Internats.
Dass die Polizeireform an diesem Wachposten spurlos vorübergegangen sein musste, bewiesen auch eine abgetragene Gendarmerieuniform und eine speckige Dienstkappe, die auf einem
Weitere Kostenlose Bücher