Bad Fucking
Leiche des Bürgermeisters. »Der hat sich ja ordentlich angespieben«, sagte er kopfschüttelnd.
»Einen Fotoapparat habe ich schon, aber der liegt im Hotel. Soll ich ihn holen?«
Wellisch sah auf die Uhr und rieb sich nachdenklich seine Beule auf der Stirn. »Nein, nein, das dauert zu lange. Ich hoffe, dass der Stallinger bald kommt, der muss mich nämlich mit dem Moped sofort wieder zurück ins Kommando bringen.«
Frau Sussalek schniefte. »Aber ihr könnt doch die beiden in diesem Zustand nicht zum Pamminger transportieren. Den Lois muss ja jemand waschen, und anziehen muss man ihnen auch etwas anderes.«
»Der Schreckenschlager und der Stöckl kommen eh gleich«, antwortete Wellisch genervt, »die können sich dann um alles Weitere kümmern. Ich kann ja auch nichts dafür, dass plötzlich alle sterben.«
Wenig später betraten Stallinger, Schreckenschlager und Stöckl das Wohnzimmer. Der Bestattungsgehilfe Stöckl rieb sich zuerst die Augen, dann die Hände. »Kruzifix«, sagte er leise zu Schreckenschlager, »gleich zwei Rindfleischwandertage auf einmal, das hat’s auch schon lange nicht mehr gegeben.«
Schreckenschlager hielt die Hand ans Ohr. »Was hast gesagt, Fritz?«
»Auf die Arbeit scheißt der Hund, es lebe hoch der Bauernbund.« Stöckl machte sich lachend an die Arbeit.
Kurz vor zwölf betrat Camilla Glyck die Gemischtwarenhandlung
Nutz
. Glaubte man der Aufschrift über der Eingangstür, dann handelte es sich bei diesem Laden um eine Dependance der Kette
A & O
, was insofern merkwürdig war, als diese schon längst nicht mehr existierte. Hinter der Glasvitrine mit den sogenannten Frischwaren stand eine ältere Frau mit einer betonartigen Dauerwelle und einer veritablen Gesichtslähmung. Ihr linkes Auge war mit einer schwarzen Klappe abgedeckt, und über ihrer geblümten Kleiderschürze trug sie trotz der Hitze eine graue, ärmellose Strickjacke. Während Camilla die Wurst und den Käse begutachtete, gab die Frau der Katze, die sich an ihre Beine geschmiegt hatte, einen Tritt. »Murli, du Bestie«, sagte sie streng und wandte sich der unbekannten Kundin zu. »Grüß Gott, was darf’s denn sein?«
Camilla grüßte kurz zurück und überlegte, was sie kaufen könnte, ohne gleich eine Lebensmittelvergiftungzu riskieren. Lag es am Lichteinfall oder hatten die meisten Würste tatsächlich einen Grünstich? Falls das
A & O
für Alpha und Omega, also für den Anfang und das Ende, standen, dann bezog sich das Omega eindeutig auf die diversen Wurst- und Fleischwaren in der Vitrine. Die konnten wirklich das Ende bedeuten. Camilla musste unwillkürlich an die vergifteten Knacker denken und entschied sich für eine Käsesemmel. »Vom Gouda hätte ich gerne schwache fünf Deka in einer Semmel.«
Frau Nutz nickte, führte den Zeigefinger ihrer rechten Hand zu ihrem schiefen Mund und leckte die Kuppe mit der Zunge ab. Mit dem feuchten Finger zog sie ein Stück Papier von einem Stapel und legte es auf die Waage. Camilla wartete gespannt, was als Nächstes passieren würde, und tatsächlich schleckte die Frau den Finger ein weiteres Mal ab und griff nach dem Gouda. Frau Nutz schnitt den Käse und befeuchtete jedes Mal, bevor sie eine Scheibe auf die untere Semmelhälfte legte, ihren Zeigefinger. »Sind Sie von auswärts?«
»Ja«, antwortete Camilla, »aber ich habe es eilig.«
Frau Nutz begleitete Camilla zur Kasse und tippte den Betrag für die Käsesemmel ein. Der Eindruck, dass es sich hier um einen Einfraubetrieb handelte, täuschte insofern, als Manfred Nutz seiner Frau sehr wohl ab und zu im Geschäft aushalf. Momentan hatte er aber im Gasthaus
Zum Mohren
Wichtigeres zu tun.
An der Wand neben der Kasse hing unter den Angeboten für ein gebrauchtes Maurerfäustl, eine alte Kinderjacke und einen neuwertigen Schlachtschussapparat auch ein Partezettel. Camilla warf einen Blick auf den Text. »Was war das denn für ein tragischer Unfall, an dem der Herr Schallmoser gestorben ist?« Es war reine Berufsneugier, die Camilla fragen ließ.
»Ausgerutscht ist er in seiner Höhle, der alte Sonderling. Aber Genaueres kann ich Ihnen nicht sagen, und gesehen habe ich ihn leider auch nicht mehr, weil der Hintersteiner dem Schreckenschlager befohlen hat, den Deckel sofort zuzumachen. Die alte Angelmaier-Bäuerin hat mir aber erzählt, dass der Schallmoser rot geschminkte Lippen gehabt hat und seine Frau deshalb fast in Ohnmacht gefallen ist.«
Camilla verstand kein Wort und verabschiedete sich von Frau Nutz,
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